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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora
Autoren: Agatha Christie
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Haleham Street eilte. »Den Schlüssel haben Sie dabei?«
    Tommy nickte.
    »Wie wäre es mit einem kleinen Imbiss? Es ist noch früh am Abend, aber genau vis-à-vis gibt es ein kleines Restaurant. Wir wählen einen Tisch am Fenster, dann können wir das Haus die ganze Zeit im Blick behalten.«
    Sie nahmen eine äußerst wohltuende kleine Mahlzeit ein, wie der Detective vorgeschlagen hatte. Tommy durfte feststellen, dass er bei Inspector Dymchurch in überaus unterhaltsamer Gesellschaft war. Den Großteil seiner Laufbahn hatte dieser unter internationalen Spionen verbracht, und er wusste Geschichten zu erzählen, die seinen simplen Zuhörer in Erstaunen versetzten.
    Bis acht Uhr hielten sie sich in dem kleinen Restaurant auf, dann schlug Dymchurch vor, zu gehen.
    »Es ist recht dunkel inzwischen, Sir«, erklärte er. »Es sollte uns jetzt gelingen, uns ins Haus zu schleichen, ohne gesehen zu werden.«
    Es war, wie er gesagt hatte, recht dunkel. Sie überquerten die Fahrbahn, schauten hastig die verlassene Straße hinauf und hinunter und schlüpften durch die Eingangstür. Dann erklommen sie die Treppen, und Tommy steckte den Schlüssel in das Schloss zu seinem Büro.
    Just in diesem Moment hörte er, wie er glaubte, Dymchurch an seiner Seite pfeifen.
    »Warum pfeifen Sie?«, fragte er in scharfem Ton.
    »Ich habe nicht gepfiffen«, sagte Dymchurch höchst verwundert. »Ich dachte, das wären Sie gewesen.«
    »Nun, irgendjemand …«, begann Tommy.
    Weiter kam er nicht. Starke Arme packten ihn von hinten, und bevor er aufschreien konnte, presste sich ihm eine Kompresse mit etwas Süßem und Ekligem auf Mund und Nase.
    Er wehrte sich tapfer, aber vergebens. Das Chloroform tat seine Wirkung. Ihm drehte sich der Kopf, der Fußboden vor seinen Füßen hob und senkte sich. Röchelnd verlor er das Bewusstsein…
    Unter Schmerzen, aber im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte kam er wieder zu sich. Die Dosis Chloroform war nur gering gewesen. Man hatte ihn lediglich lange genug außer Gefecht gesetzt, um ihm einen Knebel in den Mund zu pressen, damit er nicht schreien konnte.
    Als er wieder zu Bewusstsein kam, lehnte er halb liegend, halb sitzend in einer Ecke seines eigenen Büros an der Wand. Zwei Männer waren eifrig damit beschäftigt, den Inhalt seines Schreibtisches zu durchforsten, die Schränke zu durchwühlen und bei der Arbeit ungehemmt zu fluchen.
    »Verdammt, Boss«, sagte der Größere der beiden mit rauer Stimme. »Wir haben das ganze vermaledeite Büro auf den Kopf gestellt. Er ist nicht hier.«
    »Er muss hier sein«, knurrte der andere. »Er hat ihn nicht bei sich. Und woanders kann er nicht sein.«
    Im Sprechen drehte er sich um, und zu seiner ehrlichen Verwunderung erkannte Tommy, dass es sich um niemand Geringeren handelte als Inspector Dymchurch selbst. Der grinste, als er Tommys fassungslose Miene sah.
    »Unser junger Freund ist also wieder aufgewacht«, sagte er. »Und ein wenig verwundert ist er auch – ja, ein wenig überrascht. Dabei war es so einfach. Wir hegen den Verdacht, dass in der Internationalen Detektei nicht alles so ist, wie es sein soll. Ich melde mich freiwillig, um herauszufinden, ob das der Fall ist oder nicht. Wenn der neue Mr Blunt tatsächlich ein Spion ist, wird er misstrauisch sein, also schicke ich meinen guten alten Freund Carl Bauer vor. Carl soll sich verdächtig verhalten und Ihnen eine unglaubwürdige Geschichte auftischen. Das tut er, dann trete ich auf den Plan. Ich brauche nur den Namen von Inspector Marriot zu nennen, um Ihr Vertrauen zu gewinnen. Der Rest ist ein Kinderspiel.«
    Er lachte.
    Für sein Leben gern hätte Tommy einiges dazu gesagt, aber der Knebel in seinem Mund hielt ihn davon ab. Auch hätte er für sein Leben gern einiges getan, vor allem mit Händen und Füßen – doch, auch für diesen Fall hatte man vorgesorgt. Er war gefesselt.
    Was ihn jedoch am meisten verblüffte, war der erstaunliche Wandel, den dieser Kerl da vor ihm vollzogen hatte. Als Inspector Dymchurch war er ein typischer Engländer gewesen. Nun aber konnte ihn niemand auch nur für eine einzige Sekunde für etwas anderes halten als einen gebildeten Ausländer, der perfekt und ohne den leisesten Akzent Englisch sprach.
    »Coggins, mein guter Freund«, wandte sich der einstmalige Inspector an seinen eher grob wirkenden Kompagnon. »Nimm deinen Lebensretter und stell dich neben den Gefangenen. Ich werde ihm den Knebel abnehmen. Sie verstehen doch, mein lieber Mr Blunt, dass jeder Versuch zu
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