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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora
Autoren: Agatha Christie
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damit?«, fragte er und reichte dem anderen den fertigen Brief.
     
    Liebe Tuppence,
    könntest Du vorbeikommen und den blauen Brief mitbri n gen?
    Wir möchten ihn hier und jetzt dechiffrieren.
    In Eile,
    Francis
     
    »Francis?«, fragte der falsche Inspector mit hochgezogenen Brauen. »So hat sie Sie genannt?«
    »Da Sie bei meiner Taufe nicht anwesend waren«, sagte Tommy, »können Sie wohl nicht mit Sicherheit wissen, ob das mein Name ist oder nicht. Aber ich möchte meinen, das Zigarettenetui, das Sie meiner Jackentasche entnommen haben, sei ein recht guter Beweis dafür, dass ich die Wahrheit sage.«
    Der andere trat an den Tisch, nahm das Etui, las mit leisem Grinsen die Inschrift »Für Francis von Tuppence« und legte es wieder zurück.
    »Ich freue mich, feststellen zu können, dass Sie ein so vernünftiges Verhalten an den Tag legen«, sagte er. »Coggins, gib Vassily den Brief. Er steht draußen Schmiere. Sag ihm, er soll ihn unverzüglich überbringen.«
    Die nächsten zwanzig Minuten vergingen langsam, die zehn Minuten danach noch langsamer. Dymchurch schritt mit zusehends sich verdunkelnder Miene auf und ab. Einmal drehte er sich drohend zu Tommy.
    »Wenn Sie es gewagt haben, uns hereinzulegen…«, knurrte er.
    »Wenn wir ein Kartenspiel hätten, könnten wir eine Partie Picquet spielen, um die Zeit totzuschlagen«, gähnte Tommy. »Auf Frauen muss man immer warten. Ich kann nur hoffen, dass Sie nicht ungehalten sein werden der kleinen Tuppence gegenüber, wenn sie kommt?«
    »Aber woher denn!«, sagte Dymchurch. »Wir werden dafür sorgen, dass Sie beide gemeinsam von hier gehen… Sie beide gemeinsam.«
    »Werden Sie das, Sie Hund!«, murmelte Tommy für sich.
    Plötzlich rührte sich etwas im Vorzimmer. Ein Mann, den Tommy bis dahin noch nicht gesehen hatte, steckte den Kopf zur Tür herein und brummte etwas auf Russisch.
    »Gut«, sagte Dymchurch. »Sie kommt – allein.«
    Einen kurzen Moment lang wurde Tommys Herz von einer leisen Angst ergriffen.
    Im nächsten Augenblick hörte er Tuppences Stimme.
    »Ah, da sind Sie ja, Inspector Dymchurch. Ich habe den Brief mitgebracht. Wo ist Francis?«
    Mit diesen Worten trat sie durch die Tür und wurde von hinten von Vassily gepackt, der ihr eine Hand auf den Mund presste. Dymchurch entriss ihr die Handtasche und durchwühlte sie hastig.
    Dann stieß er einen Freudenschrei aus und hielt einen blauen Umschlag mit russischer Briefmarke in die Luft. Coggins gab einen heiseren Laut von sich.
    Und just in dieser Sekunde des Triumphs schwang lautlos die andere Tür, die Tür zu Tuppences Büro, auf, und herein kam Inspector Marriot mit zwei bewaffneten Männern und dem scharfen Befehl: »Hände hoch!«
    Es gab keinen Kampf. Die anderen waren hoffnungslos überrumpelt worden. Dymchurchs Automatik lag auf dem Tisch, und seine Komplizen waren nicht bewaffnet.
    »Ein schöner kleiner Fang«, sagte Inspector Marriot lobend, als er das letzte Paar Handschellen zuschnappen ließ. »Und es werden hoffentlich noch einige dazukommen.«
    Kreidebleich vor Zorn starrte Dymchurch Tuppence an.
    »Kleine Hexe!«, knurrte er. »Das haben wir dir zu verdanken.«
    »Es ist nicht allein mein Verdienst. Ich gebe zu, ich hätte es wissen müssen, als Sie heute Nachmittag die Zahl sechzehn aufs Tapet brachten. Aber es war Tommys Brief, der mich aufrüttelte. Ich rief Inspector Marriot an, bat Albert, den zweiten Büroschlüssel zu bringen, und kam selbst mit dem leeren blauen Umschlag in der Handtasche hierher. Den Brief selbst habe ich meinen Anweisungen gemäß weitergeleitet, sobald wir heute Nachmittag auseinandergegangen waren.«
    Nur ein Wort aber hatte die Aufmerksamkeit des anderen erregt.
    »Tommy?«, fragte er.
    Tommy, der soeben aus seinen Fesseln befreit worden war, gesellte sich zu ihnen.
    »Gut gemacht, Bruder Francis«, sagte er zu Tuppence und nahm ihre Hände in seine. Und zu Dymchurch: »Wie ich schon sagte, mein lieber Freund, Sie sollten die Klassiker lesen.«

Der Herr in Zeitungspapier
     
    E s war ein verregneter Mittwoch.
    Tuppence saß im Büro der Internationalen Detektivagentur und ließ den Daily Leader müßig aus den Händen gleiten.
    »Weißt du, was ich denke, Tommy?«
    »Unmöglich zu erraten. Du denkst so vielerlei und an alles zur gleichen Zeit.«
    »Ich denke, wir sollten wieder einmal tanzen gehen.«
    Tommy nahm hastig die Zeitung auf.
    »Unsere Anzeige macht sich gut«, bemerkte er, den Kopf zur Seite gebeugt. »›Blunts Brillante
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