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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora
Autoren: Agatha Christie
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Detektive.‹ Das bist du, Tuppence, du allein, die brillanten Detekt i ve. Ist dir das klar? Ruhm und Ehre der Heldin!«
    »Ich sprach vom Tanzen!«
    »Es ist doch merkwürdig mit diesen Zeitungen. Mir ist da etwas aufgefallen, und ich würde gern wissen, ob du es auch bemerkt hast. Nimm diese drei Ausgaben des Daily Leader. Kannst du mir sagen, worin sie sich voneinander unterscheiden?«
    Neugierig geworden, nahm Tuppence die Blätter zur Hand. »Das scheint mir nicht schwierig zu sein: Eine Zeitung ist von heute, die andere von gestern und die dritte von vorgestern«, bemerkte sie herablassend.
    »Wirklich brillant, mein lieber Watson! Aber das war es nicht, was ich meinte. Betrachte den Titel: Daily Leader. Vergleiche die drei – siehst du keinen Unterschied?«
    »Nein, wirklich nicht. Ich glaube auch nicht, dass einer besteht.«
    Tommy seufzte, und nach bewährter Sherlock-Holmes-Manier tippten die Fingerspitzen seiner Hände gegeneinander.
    »Tatsächlich? Und dabei liest du die Zeitung so gründlich wie ich, ja noch gründlicher. Aber ich habe meine Augen offengehalten und du nicht. Wenn du dir die heutige Ausgabe ansiehst, wirst du bemerken, dass der Abstrich des D in der Mitte von einem weißen Pünktchen unterbrochen ist, und im L des gleichen Wortes ist nochmal so ein Punkt. In der gestrigen Ausgabe gibt es im Wort Daily keinen einzigen weißen Punkt. Dagegen zwei im L von Leader. In der vorgestrigen Zeitung finden wir zwei Pünktchen im D von Daily. Genau besehen, ist die Verteilung der Pünktchen jeden Tag verschieden.«
    »Warum?«, wollte Tuppence wissen.
    »Das ist Berufsgeheimnis.«
    »Was bedeutet, dass du es selbst nicht weißt und auch nicht erraten kannst.«
    »Ich möchte nur feststellen, dass diese Eigentümlichkeit bei allen Zeitungen zu finden ist.«
    »Wie klug du bist! Besonders, wenn du ablenken willst. Aber kommen wir doch auf unser Thema von vorhin zurück.«
    »Wovon sprachen wir?«
    »Vom ›Ball der drei Künste‹.«
    Tommy stöhnte: »Nein, nein! Keinen Künstlerball! Ich bin nicht mehr jung genug dafür. Wirklich, ich bin tatsächlich nicht mehr jung genug für so etwas!«
    »Als ich ein zartes, junges Mädchen war, schärfte man mir ein, dass Männer, vor allem Ehemänner, vergnügungssüchtige Wesen seien, die nur tanzen, trinken und nächtelang bummeln wollen. Nur besonders schönen und klugen Frauen gelinge es, sie ans Haus zu fesseln. Wieder eine Illusion zerstört! Alle Ehefrauen, die ich kenne, möchten für ihr Leben gern tanzen gehen und jammern, weil ihre Männer in Pantoffeln herumlaufen und sich um halb zehn ins Bett legen. Dabei tanzt du so gut, mein Schatz!«
    »Du rührst mich zu Tränen, Tuppence!«
    »Übrigens«, sagte Tuppence, »es ist nicht bloß zu meinem Vergnügen, dass ich auf diesen Ball möchte. Diese Anzeige hier interessiert mich.«
    Sie nahm den Daily Leader wieder auf und las laut:
     
    » Würde drei Karten Coeur spielen. Zwölf Stiche. Pik As.
    Man muss den König schneiden.«
     
    »Ein recht teurer Bridgeunterricht«, kommentierte Tommy.
    »Sei kein Esel. Das hat nichts mit Bridge zu tun. Ich habe gestern mit einer Bekannten im ›Pik As‹ zu Mittag gegessen. Das ist ein fragwürdiges kleines Kellerlokal in Chelsea, und es ist im Augenblick große Mode in der feinen Gesellschaft, dort am Abend auf einen Sprung einzukehren und ein paar Spiegeleier oder ein belegtes Brot zu verzehren. So eine Künstlerkneipe. Die Wände entlang stehen wacklige Bretterverschläge. Recht hitzige Atmosphäre dort, nehme ich an.«
    »Und du denkst, dass…«
    »… dass drei Coeur drei Künste bedeutet, sich also auf den morgigen Ball bezieht, zwölf Stiche sind zwölf Schläge, das heißt Mitternacht, und Pik As ist einfach ›Pik As‹.«
    »Und was machst du aus man muss den König schneiden?«
    »Ja, das ist es eben, was wir herausfinden sollten.«
    »Durchaus möglich, dass du eine Entdeckung gemacht hast«, gab Tommy großmütig zu. »Aber ich verstehe nicht ganz, warum du dich in die Liebesgeschichten anderer Leute einmischen willst.«
    »Ich will mich nicht einmischen. Was ich vorschlage, ist eine interessante Detektivarbeit. Wir brauchen Übung, Tommy.«
    »Ja, das Geschäft ist in der Tat etwas flau«, gab Tommy zu. »Aber was du wirklich willst, ist, einfach auf den ›Ball der drei Künste‹ gehen und tanzen!«
    Tuppence lachte schamlos.
    »Sei kein Spielverderber, Tommy! Vergiss deine zweiunddreißig Jahre und das eine graue Haar in deiner linken
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