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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Platzen voll.«
    Tommy brachte ihr die Hundertpfundnote, die sie verlangt hatte. In einer stillen Ecke untersuchte er dann die Scheine, die sie ihm ausgehändigt hatte: Mehr als ein Viertel davon war gefälscht.
    Aber wer war der Lieferant? Dank Alberts Mitarbeit wusste Tommy, dass es nicht Laidlaw selbst war. Der war genau überwacht worden, aber ohne Ergebnis. Tommy hatte Marguerites Vater in Verdacht, den mürrischen Monsieur Heroulade. Er fuhr auffallend oft zwischen Frankreich und England hin und her; was konnte es da Einfacheres geben, als die Banknoten mit herüberzubringen? Wahrscheinlich ein doppelter Boden im Koffer oder so etwas.
    Tommy schlenderte ganz in Gedanken vertieft die Straße entlang, als er plötzlich energisch in die unmittelbare Gegenwart zurückgerufen wurde. Vor der Tür des Clubs stand Mr Hank P. Ryder, und man konnte auf den ersten Blick erkennen, dass er nicht ganz nüchtern war. Er versuchte nämlich mit großer Ausdauer, seinen Hut am Scheinwerfer seines Autos aufzuhängen, verfehlte aber jedes Mal sein Ziel um ein paar Zentimeter.
    »Dieser Hutständer, dieser verdammte Hutständer«, jammerte Mr Ryder. »Nicht wie die in den Staaten. Dort kann man jeden Abend so viele Hüte aufhängen, wie man will! Sie – Sie tragen ja zwei Hüte! Der erste Mann, den ich sehe, der zwei Hüte auf dem Kopf trägt! Das liegt wohl am feuchten Klima!«
    »Vielleicht habe ich auch zwei Köpfe«, sagte Tommy ernst.
    »Ja, wirklich! Das ist aber sonderbar! Außerordentlich bemerkenswert. Wir wollen einen Cocktail trinken! Prohibition – Prohibition: Hat mich auf den Hund gebracht, die Probiererei. Ich bin wohl besoffen. Cocktails mischen – süße Küsschen – ach, Marguerite, herrliches Geschöpf! Liebst du mich auch ein bisschen, eh?«
    Tommy unterbrach ihn.
    »Schon gut«, sagte er beruhigend. »Wie wär’s mit nachhause gehen?«
    »Hab kein Haus und kann nicht gehen«, sagte Mr Ryder und weinte.
    »In welchem Hotel sind Sie denn abgestiegen?«
    »Ich kann nicht heimgehen«, sagte Mr Ryder. »Muss auf die Jagd nach dem Schatz. Famose Sache. Sie hat es mich gelehrt. Whitechapel – weiße Herzen, weiße Haare, Trauer bis zum Grabe – «
    »Lassen wir das Grab mal beiseite – aber wo waren…«
    Mr Ryder gebärdete sich plötzlich höchst würdevoll: Er richtete sich auf und – o Wunder! Die Worte, die vorher wild durcheinanderpurzelten, schienen ihm wieder zu gehorchen.
    »Junger Mann, hören Sie doch, was ich sage. Margee hat mich mitgenommen. In ihrem Wagen. Auf die Jagd nach dem Schatz. Das Lieblingsspiel der englischen Aristokratie. Unter den Kieselsteinen. Fünfhundert Pfund. So wahr ich da stehe. Ich sage es Ihnen, junger Mann. Sie waren gut zu mir. Ihr Wohl liegt mir am Herzen, ja, am Herzen. Wir Amerikaner – «
    Diesmal unterbrach Tommy ihn mitten im Satz.
    »Was? Mrs Laidlaw hat Sie im Wagen mitgenommen?«
    Der Amerikaner nickte feierlich mit seinem Schafsgesicht.
    »Nach Whitechapel?«
    Wieder dieses Nicken.
    »Und Sie haben fünfhundert Pfund dort gefunden?«
    Mr Ryder suchte krampfhaft nach Worten.
    »Sie war es. Sie hat es gefunden«, verbesserte er Tommy.
    »Hat mich draußen gelassen. Vor der Tür. Immer lässt man mich draußen. Mein ewiges Schicksal. Draußen – immer draußen.«
    »Würden Sie den Weg wiederfinden?«
    »Ich glaub schon. Hank Ryder hat einen guten Orientierungssinn!«
    Tommy zog ihn ohne viel Umstände zu seinem Wagen, und gleich darauf rollten sie ostwärts. Die kühle Luft wirkte belebend auf Mr Ryder. Nachdem er eine Weile wie betäubt an Tommys Schulter gedöst hatte, erwachte er mit klarem Kopf und frischem Geist.
    »Wo sind wir, mein Junge?«
    »Whitechapel«, sagte Tommy kurz. »Ist es hier, wo Sie heute Abend mit Mrs Laidlaw waren?«
    »Es kommt mir bekannt vor.« Mr Ryder schaute um sich. »Ich glaube, wir sind hier irgendwo links eingebogen. Richtig – die Straße dort!«
    Mister Ryder zeigte ihm den Weg, und Tommy folgte gehorsam.
    »Ganz richtig. Bestimmt. Und rechts ab jetzt. Finden Sie die Gerüche nicht scheußlich? Ja, am Wirtshaus vorbei dort an der Ecke – scharf herum; und – stopp, dort am Ende der kleinen Allee. Übriges – was wird eigentlich gespielt? Ist noch ein Schatz zu holen? Oder wollen wir den anderen ein Schnippchen schlagen?«
    »Sie haben es erraten: Wir werden ihnen ein Schnippchen schlagen«, sagte Tommy. »Das wird ein Spaß, wie?«
    »Famos! Obwohl ich, offen gestanden, die ganze Sache nicht recht begreife.«
    Tommy stieg

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