Die Büchse der Pandora
kleinen weiblichen Eigenheiten aufmerksam zu machen, die so wichtig sind und die wir dickfelligen Männer so leicht übersehen.«
Seine Rede wurde plötzlich durch ein fliegendes Sofakissen unterbrochen, und Tuppence rief, er solle doch keinen Unsinn reden.
»Sie amüsieren sich gern ein bisschen, wie?« Inspektor Marriot lächelte väterlich. »Wenn Sie mir die Bemerkung gestatten – es ist wirklich ein Vergnügen, zwei junge Leute zu sehen, die das Leben so genießen wie Sie beide.«
»Genießen wir das Leben?«, fragte Tuppence mit erstaunten Augen. »Ja, wahrscheinlich. Es war mir nur noch nicht aufgefallen.«
»Um auf die Verbrecherbande zurückzukommen, von der Sie gesprochen haben«, sagte Tommy, »so könnte ich mich vielleicht herbeilassen, den Auftrag zu übernehmen, trotz meiner Überlastung mit privaten Aufträgen – von Herzoginnen und Millionären und der Elite von Hausangestellten und Putzfrauen. Ich will das gern für Sie tun, denn ich kann Scotland Yard nicht in der Patsche sitzen lassen. Wenn Sie ohne meine Hilfe nicht mehr weiterkommen, werden die Zeitungen über Sie herfallen.«
»Ach, Sie sind doch immer zu Scherzen aufgelegt! Nun, die Sache ist die.« Er rückte seinen Stuhl näher. »Es sind große Mengen von falschen Banknoten in Umlauf. Hunderte und Aberhunderte! Sie wären erstaunt über die Menge. Und wirklich perfekt hergestellt. Hier, da habe ich eine.« Er zog eine Pfundnote aus der Tasche und reichte sie Tommy. »Sieht ganz normal aus, nicht wahr?«
Tommy untersuchte die Banknote mit großem Interesse.
»Bei Gott, ich wäre niemals auf die Idee gekommen, dass damit etwas nicht stimmen könnte!«
»Die meisten Leute denken wie Sie. Hier ist eine echte. Ich will Ihnen den Unterschied zeigen – es sind nur winzige Abweichungen, aber Sie werden bald lernen, sie zu entdecken. Nehmen Sie mal diese Lupe zur Hand.«
Nach fünf Minuten Studium waren Tommy und Tuppence mit der Sache vertraut.
»Worin besteht unsere Aufgabe, Inspektor Marriot?«, fragte Tuppence. »Einfach die Augen offenhalten?«
»Viel mehr als das, Mrs Beresford. Ich setze meine ganze Hoffnung in Sie – Sie müssen der Sache auf den Grund gehen. Wir haben entdeckt, dass die Banknoten irgendwo im West End in Umlauf gesetzt werden. Es muss eine Persönlichkeit in sehr angesehener gesellschaftlicher Stellung sein, die die Verteilung übernommen hat. Sie schaffen die falschen Banknoten auch über den Kanal aufs Festland hinüber. Nun ist da eine gewisse Person, die uns besonders interessiert, ein Major Laidlaw – vielleicht haben Sie den Namen schon einmal gehört?«
»Ich glaube, ja«, sagte Tommy. »Im Zusammenhang mit Pferderennen.«
»Ja, Major Laidlaw ist eine sehr bekannte Figur auf den Rennplätzen. Es liegt eigentlich nichts gegen ihn vor, aber er hat sich etwas zu geschickt aus ein paar dunklen Affären gezogen. Leute, die ein bisschen Bescheid wissen, verziehen das Gesicht, wenn von ihm die Rede ist. Niemand weiß viel über seine Vergangenheit, auch nicht, aus welcher Familie er stammt. Er hat eine sehr charmante Französin zur Frau, die man stets in einem Schwarm von Verehrern antrifft. Die Laidlaws geben eine Menge Geld aus, und ich wüsste gern, woher es kommt.«
»Vielleicht aus den Taschen der Verehrer?«, schlug Tommy vor.
»Das nimmt man allgemein an. Aber ich bin nicht so recht davon überzeugt. Es mag Zufall sein – aber viele dieser Banknoten sind in einem eleganten kleinen Spielclub zum Vorschein gekommen, in dem die Laidlaws und ihr Anhang sehr häufig zu finden sind. Dieser Kreis von Glücksrittern und Spielern gibt sehr viel Bargeld aus – in Scheinen. Das könnte eine gute Methode sein, Falschgeld in Umlauf zu bringen.«
»Und was für eine Rolle haben Sie uns zugedacht?«
»Hören Sie: Der junge St. Vincent und seine Frau sind Freunde von Ihnen, nicht wahr? Das Ehepaar ist befreundet mit den Laidlaws, obwohl nicht mehr ganz so eng wie früher. Durch Vermittlung der beiden könnten Sie mit Leichtigkeit gesellschaftlichen Zugang bekommen, besser als irgendeiner unserer Leute. Es ist wenig wahrscheinlich, dass die Laidlaws entdecken, wer Sie wirklich sind – eine ideale Voraussetzung für den Auftrag.«
»Und was genau ist es nun, was wir herausfinden sollen?«
»Woher das Falschgeld kommt, wenn die Laidlaws es wirklich in Umlauf bringen.«
»Also: Major Laidlaw verlässt das Haus mit einer leeren Aktenmappe. Jedes Mal, wenn er zurückkommt, ist sie zum Bersten voll mit Banknoten.
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