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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ruhig. »Behaupten Sie immer noch, dass der Mann das Zimmer durch diese Tür verlassen hat?«
    »Ganz gewiss! Und warum nicht?«
    »Weil der Riegel auf dieser Seite vorgeschoben ist«, erwiderte Mr Carter trocken und rüttelte dabei an der Türklinke. Grenzenlose Verblüffung malte sich auf Mrs van Snyders Zügen.
    »Er kann nicht hier hinausgegangen sein – oder es hätte jemand hinter ihm den Riegel vorschieben müssen.«
    Er wandte sich zu Evans, der eben hereinkam.
    »Sie haben alles durchsucht und nichts gefunden? Gibt es bestimmt keine anderen Verbindungstüren mehr?«
    »Nein, Sir. Ich bin absolut sicher.«
    Carter suchte mit den Augen den ganzen Raum ab. Er öffnete den großen Kleiderschrank, schaute unter das Bett, in den Kamin und hinter alle Vorhänge. Einer plötzlichen Eingebung folgend, und ohne sich um die schrillen Protestschreie zu kümmern, die Mrs van Snyder ausstieß, öffnete er schließlich den großen Schrankkoffer und durchstöberte ihn hastig.
    Tommy, der gerade dabei war, die Verbindungstür zu untersuchen, stieß plötzlich einen kleinen Schrei aus: »Sehen Sie sich das an, Sir! Ja, sie sind wirklich durch diese Tür hinausgegangen!«
    Der Riegel war so geschickt durchgesägt worden, dass man die Stelle kaum entdecken konnte.
    »Die Tür geht nicht auf, weil sie auf der anderen Seite verriegelt ist«, erklärte Tommy.
    Im nächsten Augenblick waren sie schon draußen auf dem Gang, und der Etagenkellner öffnete mit seinem Hauptschlüssel die Tür des Nebenappartements. Es war unbewohnt. Als sie die Verbindungstür untersuchten, entdeckten sie, dass hier die gleiche Methode angewendet worden war wie nebenan. Der Riegel war durchgesägt; die Tür aber war zugesperrt und der Schlüssel entfernt worden. In keinem Zimmer fand sich auch nur die geringste Spur von Tuppence oder dem blondbärtigen Russen. Es gab nur noch eine Tür, und die führte auf den Korridor hinaus.
    »Aber ich habe sie ganz bestimmt nicht herauskommen sehen!«, protestierte der Kellner. »Ich hätte sie unbedingt sehen müssen. Ich kann beschwören, dass sie hier nicht durchgekommen sind!«
    »Zum Teufel noch mal!«, schrie Tommy. »Sie haben sich doch nicht in Luft aufgelöst!«
    Carter war wieder ruhig geworden, sein scharfer Verstand suchte nach einer Lösung.
    »Rufen Sie die Rezeption an und stellen Sie fest, wer hier zuletzt gewohnt hat und wann das gewesen ist.«
    Evans gehorchte. Er hatte Clydesly als Wache im anderen Appartement zurückgelassen. Jetzt hob er die Augen vom Telefon:
    »Ein kranker junger Franzose, M. Paul de Varez. Eine Krankenschwester sorgte für ihn. Sie sind heute Morgen abgereist.«
    Der andere Geheimpolizist, der Etagenkellner, schrie entsetzt auf. Er war totenblass geworden.
    »Der invalide junge Mann – die Krankenpflegerin«, stammelte er. »Ich – sie sind im Korridor an mir vorübergekommen; ich hätte mir nie träumen lassen – ich hatte sie schon so oft gesehen – «
    »Sind Sie sicher, dass es dieselben waren?« rief Mr Carter. »Sind Sie ganz sicher? Haben Sie sich die beiden ganz genau angeschaut?«
    Der Mann schüttelte den Kopf.
    »Ich habe sie kaum angesehen. Ich wartete, lauerte auf die anderen – Sie wissen ja, die Frau und den Mann mit dem blonden Bart!«
    »Natürlich!«, brummte Mr Carter sarkastisch. »Damit hatte der Mann ja auch gerechnet.«
    Plötzlich bückte Tommy sich und zog etwas unter dem Sofa hervor. Es war ein kleines, schwarzes Bündel. Tommy rollte es auf: die Hülle war Tuppences langer schwarzer Mantel, und darin eingewickelt fand er Tuppences Kleid, ihren Hut und einen langen blonden Bart.
    »Die Sache ist leider nur allzu klar. Sie haben sie – sie haben Tuppence in ihrer Gewalt«, sagte Tommy bitter. »Dieser russische Teufel ist uns durch die Finger geschlüpft. Die Krankenschwester und der Junge waren Helfershelfer. Sie haben sich ein paar Tage hier im Hotel aufgehalten, damit das Hotelpersonal sich an sie gewöhnte. Der Russe hat offenbar heute Mittag bei Tisch bemerkt, dass er in eine Falle gegangen war, und seinen für diesen Fall vorbereiteten Plan ins Werk gesetzt. Wahrscheinlich nahm er an, dass Mrs van Snyders Zimmer immer noch leerstehen würde. Jedenfalls ist es ihm gelungen, sowohl die Frau nebenan als auch Tuppence zum Schweigen zu bringen. Dann hat er Tuppence in dieses Zimmer gebracht, ihr Männerkleider angezogen, sein eigenes Aussehen verändert und ist dann seelenruhig hinausspaziert. Die Kleidungsstücke hatte er offenbar vorher an

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