Die Burg Der Abenteuer
mußte, hatte wenig Zeit für die Kinder. Sie wurden daher in ein Internat geschickt und verbrachten die Ferien bei Tante und Onkel.
Aber nun hatte sich das geändert. Jetzt hatte Frau Mannering genug Geld für ein eigenes Heim. Und sie hatte die unzertrennlichen Freunde ihrer Kinder, Jack und Lucy, ebenfalls bei sich aufgenommen. Die beiden Mädchen waren zusammen in einer Schule und die beiden Knaben in einer anderen. Aber in den Ferien trafen sich alle vier bei der Mutter von Philipp und Dina. Das war dann immer eine herrliche Zeit!
In diesem Jahr wollten sie die Ferien nun in dem Häuschen verbringen, das Frau Mannering gemietet hatte. Und obwohl Dina zuerst ein wenig enttäuscht gewesen war, daß sie nicht nach Hause fahren konnten, freute sie sich jetzt doch auf das Ferienhaus.
Sicher war es dort hübsch, und sie würden schöne Ausflüge in die Berge machen.
Lucy schaute träumend aus dem Fenster und dachte daran, daß sie übermorgen ihren geliebten Bruder Jack wiedersehen würde. Da begann Dina von dem wunderbaren Abenteuer zu sprechen, das die Kinder im vergange-nen Sommer gehabt hatten. Lucy krauste ihr mit Sommersprossen besätes Naschen. »Ach ja, es war das aufregendste Abenteuer, das man sich denken kann.
Aber wie habe ich mich manchmal gefürchtet! Diese Toteninsel! Weißt du noch, Dina?«
»Ja, und dann der Schacht, der mitten in die Erde führ-te! Und wie wir uns verirrt hatten! Das war ein tolles Abenteuer! Ich hätte eigentlich nichts dagegen, wieder eins zu erleben.«
»Du bist wirklich drollig!« sagte Lucy. »Du zitterst und bebst, wenn dir eine Spinne über den Weg läuft. Aber ein Abenteuer, an das ich nur noch mit Schrecken zurück-denke, macht dir Spaß.«
»Na, wir werden keins mehr erleben«, meinte Dina bedauernd. »Solch ein Abenteuer ist genug für ein ganzes Leben! Die Jungens werden sicher wieder dauernd darüber reden. Weißt du noch, wie sie in den Weihnachtsfe-rien immer wieder davon anfingen?«
»Ach, ich wünschte, die Ferien wären schon da!« Lucy sprang ungeduldig von der Fensterbank. »Ich weiß wirklich nicht, wie es kommt, daß die letzten Tage immer so lang sind!«
Aber schließlich kam doch der nächste Morgen heran, und die beiden Mädchen stiegen zusammen mit einer ganzen Schar von Freundinnen lachend und schwatzend in den Zug. Das Gepäck war sicher im Gepäckwagen verstaut, die Fahrkarten hatten sie in der Tasche. Die Herzen der Kinder schlugen schnell vor Freude. Die Ferien begannen!
Sie mußten zweimal umsteigen, aber Dina kannte sich in solchen Dingen aus. Während Lucy Fremden gegenüber ein wenig scheu war, ließ sich die zwölfjährige Dina nicht so leicht einschüchtern. Sie war ein großes, selbst-bewußtes Mädchen und verstand es, sich zu behaupten.
Auf den ersten Blick schien Lucy ein paar Jahre jünger zu sein als Dina, aber in Wirklichkeit betrug der Altersunter-schied nur ein Jahr.
Endlich kamen die Kinder an ihrem Ziel an. Sie sprangen aus dem Zug, und Dina rief den einzigen Gepäckträger des Bahnhofs herbei. Dann eilte sie auf ihre hübsche, strahlende Mutter zu, die die Mädchen von der Bahn ab-holte. Sie war nicht sehr für liebevolle Umarmungen und gab der Mutter nur einen flüchtigen Kuß auf die Backe.
Aber Lucy umarmte Frau Mannering stürmisch und preßte das rote Köpfchen zärtlich an ihr Gesicht.
»Wie schön, daß wir endlich wieder bei dir sind!« rief sie. Dina war wirklich zu beneiden, daß sie eine Mutter hatte! Es war recht traurig, weder Vater noch Mutter zu haben, niemand, der einem Briefe schrieb und einen zu Hause erwartete. Aber bei Frau Mannering hatte Lucy stets das Gefühl, willkommen und geliebt zu sein. Und sie war Dina dankbar, daß sie die Mutter mit ihr teilen durfte.
»Kommt zum Wagen!« sagte Frau Mannering. »Der Ge-päckträger wird euer Gepäck nachbringen.«
Zu dritt verließen sie den Bahnsteig. Der kleine, ländliche Bahnhof lag an einer Landstraße, die von einer Fülle von Frühlingsblumen eingefaßt war. Der Himmel war blau, die Luft warm und weich. Lucy strahlte vor Glück. Es war der erste Ferientag, sie war bei Dinas entzückender Mutter, und morgen würden die Jungen kommen!
Rasch stiegen die drei in den kleinen Wagen. Und nachdem der Gepäckträger die Koffer hinten verstaut hatte, ergriff Frau Mannering das Steuer.
»Der Weg nach Quellenhof ist ziemlich weit, und das Haus liegt sehr einsam«, sagte sie, »Wir müssen alles, was wir brauchen, hier aus dem Dorf holen. Nur Eier, Butter und
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