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Die Burg der flammenden Herzen

Die Burg der flammenden Herzen

Titel: Die Burg der flammenden Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Cooper
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durchtrieben.
    “Nun gut, ich werde mich darum kümmern”, meinte Henry seufzend und erhob sich. “Komm, gehen wir zu den anderen zurück. In der Früh kannst du deiner Mutter von diesem Verlöbnis schreiben. Ich lasse ihr den Brief dann zukommen.”
    Als sie das Geschäftszimmer verließen, machte Sebastian sich bewusst, dass er Gefahr lief, erneut Beatrice’ Schönheit zu verfallen, sobald er um sie warb. Sie bedeutete ihm immer noch viel, auch wenn er sich das Gegenteil erhoffte. Falls er sich nicht in Acht nahm, lief er Gefahr, sich in der Liebe zu verstricken, obwohl er selbst es war, der Beatrice in eine Liebesfalle locken wollte.
    Er musste äußerst umsichtig vorgehen.

8. KAPITEL
    B eatrice verknotete den Faden und schnitt das Ende ab. Auch das letzte Hemd ihres Vaters war geflickt, und nun hatte sie nichts mehr zu tun. Seit sie vor vierzehn Tagen mit ihrer Familie nach Wednesfield Castle zurückgekehrt war, hatte sie nicht untätig herumgesessen, sondern ihrer Mutter und den Frauen bei der Arbeit geholfen. Als sie nun aufschaute und durch das hohe, kleine Fenster in der alten Kemenate sah, nahm sie ein Stück des blauen Himmels und ein Tüpfelchen einer weißen Wolke wahr. Da nichts mehr zu tun war, kamen ihr unweigerlich ein paar Dinge in den Sinn, über die sie unter gar keinen Umständen nachdenken wollte.
    Sie war nicht Cecilia, die genauso gut lesen konnte, wie sie sprach, oder die für die anderen Frauen in der Kemenate zu singen pflegte. Beatrice schaute zu ihrer Mutter hinüber, die am anderen Ende des Raumes saß, wo das Licht am hellsten hereinschien. Sie nahm die Rechnungsbücher von Wednesfield in Augenschein. “Mutter, habe ich Eure Erlaubnis, mich zurückziehen zu dürfen?”
    Die Countess schaute auf, und eine Frage lag in ihren Augen. Was auch immer sie in Beatrice’ Gesicht sehen mochte, schien sie zufrieden gestellt zu haben, denn sie nickte. “Nan, begleite Lady Manners.”
    “Ja, Mylady.” Nan gehörte zu den jüngeren Zofen auf Wednesfield. Sie war klein und mollig, hatte ein rundes Gesicht und sah stets so aus, als würde sie lächeln. Von all den Frauen, die ihrer Mutter unterstanden, mochte Beatrice Nan am liebsten, da sie so fröhlich war.
    Sie und Nan trugen weitkrempige Strohhüte gegen die Sonne, als sie eine halbe Stunde später das Hauptgebäude verließen. Beatrice richtete ihren Blick zum Himmel und schloss die Augen. Sie holte tief Luft und wartete. Schon bei der Ankunft auf der Burg hatte sie gehofft, jenen inneren Frieden wieder zu spüren, den sie in ihrer Kindheit gekannt hatte. Das Gefühl hatte sich bislang nicht eingestellt, und es kehrte auch jetzt nicht zu ihr zurück.
    Sie öffnete die Augen und sah durch das große Tor hindurch auf die grüne Welt, die jenseits der Burgmauern in der Sonne schlummerte. Ihre Mutter und gewiss auch Nan, die geduldig hinter ihr blieb, erwarteten, dass sie in den Garten von Wednesfield ging, der an die Hausmauern grenzte. Sie sollte dorthin gehen, denn der Garten war eine ihrer Zufluchtsstätten in Kindheitstagen gewesen.
    Ein anderer geschätzter Aufenthaltsort war eine kleine Stelle am Ufer des ruhigen Flusses Wednesford gewesen, wo die Flussbiegung einen kleinen Teich am Ufer speiste. Sebastian, ihre Brüder Jasper und John sowie einige der Pagen ihres Vaters waren dort zur Sommerzeit geschwommen. Sie und Cecilia hatten immer am Ufer unter den Weiden gesessen und zugeschaut, wie die Jungen schwammen und miteinander rangen.
    An anderen Tagen hätte sie die Ordnung und das üppige Grün des Gartens bevorzugt, doch heute zog es sie zu dem Teich. Sie wollte dem leisen Murmeln des Wassers am Ufer lauschen, dem Seufzen des Windes, der mit den Blättern der Weidenbäume spielte. Wenn ihr der Duft des Wassers in die Nase stieg und sie die leichte Brise auf ihrer Haut spürte, fand sie womöglich den Frieden, den sie suchte.
    Aber sie konnte nicht allein gehen, und deshalb schaute sie sich nach Nan um. “Folge mir”, sagte sie und ging auf das Tor zu.
    Sie wartete auf Widerspruch – jede andere Zofe hätte Einwände gehabt, aus guten Gründen –, aber Nan hielt den Mund, selbst als Beatrice den Weg verließ und über die Felder lief.
    Als sie die alte Stelle unter den Bäumen erreichten, sah Beatrice, dass sich kaum etwas verändert hatte. Eine Weide hatte einen Ast verloren, und die Steine, die aus der Sode hervorragten, waren moosiger, als sie es in Erinnerung hatte. Aber der Fluss murmelte leise vor sich hin wie eh und je,

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