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Die Burg der flammenden Herzen

Die Burg der flammenden Herzen

Titel: Die Burg der flammenden Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Cooper
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und Licht und Schatten flackerten immer noch abwechselnd auf den Baumwurzeln, während die Blätter und Zweige über ihr im Wind raschelten. Beatrice streckte die Hand aus und berührte den nächsten Baumstamm; die Rinde fühlte sich kühl und rau an. Die Bäume am anderen Ufer glitzerten in der Sonne, als der Wind in die Blätter fuhr.
    Sie schaute zurück zu Nan. Das Mädchen stand da und wartete geduldig, während ihre Augen von den Bäumen zum Fluss und zurück wanderten.
    “Komm. Nimm Platz und plaudere ein wenig mit mir”, forderte Beatrice sie auf. Sie setzte sich genau an den altbekannten Platz, wo Wurzeln und Stamm einen behaglichen Sitz geschaffen hatten; von hier aus konnte man den Fluss betrachten. Nan ließ sich ihrer Herrin gegenüber auf einem Stück Rasen nieder und breitete die Röcke auf dem Boden aus.
    Beatrice nahm den Hut ab, lehnte den Kopf gegen den Baum und beobachtete, wie Nan, die inmitten ihrer Röcke saß, von unsteten Lichtflecken beschienen wurde. Schafe grasten auf den Hängen am anderen Ufer; sie ähnelten dicken Wolken, die sich über das grüne Gras treiben ließen. Ein leichter Windstoß kräuselte das Wasser des Teichs und fächelte Beatrice Luft zu, die angenehm nach Gras und Fluss roch.
    Jede stechende Furcht, jeder nagende Zweifel, jedes Gefühl von Reue und Schuld oder schmerzender Sorge nahm ab, verschwand gänzlich und ließ nichts als Stille und angenehme Ruhe zurück. Frieden. Der innere Frieden, der sich ihr so lange entzogen hatte, den sie ersehnt und endlich gefunden hatte.
    Lange saßen sie schweigend am Ufer. Allmählich drängte sich die Reue wieder in Beatrice’ Bewusstsein, aber jetzt ließ sie sich besser ertragen. Der Friede hatte sich einmal eingestellt; gewiss würde er wiederkommen.
    Einen Augenblick später ritten zwei Männer über die Anhöhe am anderen Flussufer. Beatrice setzte sich aufrecht hin, wachsam und vorsichtig. Zwar galt das Land ihres Vaters allgemein als sicher, und niemand würde ihr so nah bei der Burg ein Leid zufügen, aber sie musste dennoch vorsichtig sein. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte sie zu erkennen, ob ihr einer der Reiter bekannt vorkam.
    Sebastian.
    Sie wusste, dass er es war, noch bevor sie seine Art, im Sattel zu sitzen, und seine Kopfhaltung erkannt hatte. Ihr Herz begann zu klopfen, und ihre Glieder spannten sich. Doch sie widerstand dem Verlangen aufzuspringen und davonzulaufen.
    “Das ist Lord Benbury”, sagte Nan.
    Beatrice schaute sie an. “Kennst du ihn?”
    “Nein, aber ich kenne seinen Diener, Ned Makepeace. Sein Vater hatte vor Jahren mit meinem geschäftlich zu tun.”
    Die beiden Reiter kamen näher, bis sie den Rand des Teichs erreicht hatten. Sebastian war eher schlicht gekleidet. Er trug ein Wams und Beinlinge, die abgetragen aussahen. Die Stiefel indes, die ihm bis zu den Knien reichten, waren neu und gut gepflegt, denn das feine Leder glänzte im Sonnenlicht.
    “Seid gegrüßt, Lady Manners”, rief er vom anderen Ufer herüber.
    Seine Stimme rief Erinnerungen an den Moment wach, als er ihren drohenden Sturz verhindert und sie eng an sich gedrückt hatte. Der Wunsch, Sebastian erneut zu spüren, erfasste sie wie eine warme Woge von ihren Brüsten bis zum Bauch.
    “Mylord.” Das war alles, was sie sagen konnte.
    “Warte auf mich. Weiter stromabwärts überquere ich den Fluss und bin gleich bei dir.”
    Mehr als je zuvor verspürte sie den Drang davonzulaufen – doch nicht aus Angst. Die innere Unruhe bedeutete keinesfalls Furcht. Nein, sie war sehr aufgeregt und konnte kaum noch an sich halten. Was hatte es zu bedeuten, dass sie beim Anblick von Sebastian derart aufgewühlt war? Doch sie wollte jetzt nicht weiter darüber nachdenken.
    Binnen Minuten ritt er am diesseitigen Ufer auf Beatrice zu, gefolgt von Ned. Sie stand auf und dachte, er würde geradewegs zu ihr reiten, um sie durch seine Größe auf dem Pferderücken einzuschüchtern.
    Aber er ritt nicht bis zu ihr. Als er vielleicht fünfzehn Fuß von ihr entfernt war, hielt er an und stieg ab. Für einen langen Moment sah er sie an, ohne ein Wort zu sagen. Sein Blick wirkte nachdenklich, und in seinen Augen entdeckte Beatrice keine Anzeichen seines früheren Spotts oder Zorns. Wo war sein missbilligender Augenausdruck geblieben? Unverwandt sah sie ihn an und rechnete jeden Moment damit, dass er sie seine Verachtung spüren lassen würde.
    “Ned. Gib den Pferden Wasser.”
    “Ja, Mylord.” Der Diener schwang sich aus dem Sattel und trat

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