Die Burg der flammenden Herzen
zusammengepresst. “Wenn sie so wenig Ehrgefühl besitzt, kannst du gewiss nicht fortfahren wie bisher.”
“Ich bin mit ihr unwiederbringlich verbunden.” Sebastian seufzte und suchte nach Worten, um zu erklären, warum es ihm widerstrebte, Beatrice zu verstoßen. Er verspürte das Verlangen, seine Auffassung von Ehre nicht zu verletzen. “Ich kann das nicht durch eine Lüge ändern.”
“Du bist ein Narr.”
“Ich weiß, aber ich bin kein ehrloser Narr.”
“Was ist die Ehre wert, wenn du um deinen eigenen Sohn betrogen wirst? Willst du, dass der Nachkomme eines anderen Mannes Benbury erbt? Lass die Finger von ihr”, sagte Henry mit Nachdruck.
“Ich kann nicht”, antwortete Sebastian. “Glaubt mir doch, ich würde es tun, wenn ich nur könnte. Dennoch, ich werde nicht lügen, und auf andere Weise komme ich nicht aus dieser Ehe heraus. Wenn Ihr mich gern habt, so ersuche ich Euch zu akzeptieren, dass Beatrice Manners meine Gemahlin sein wird.”
Henry war sehr aufgebracht und holte tief Luft. “Nun gut. Ich werde deiner Bitte nachkommen, da du mir viel bedeutest. Außerdem möchte ich mich nicht um das Vergnügen bringen, dir hinterher sagen zu können, dass ich dich gewarnt habe. Was wirst du aber in der Zwischenzeit unternehmen, um Beatrice von ihrer Untreue abzubringen?”
“So weit im Voraus habe ich noch nicht gedacht”, räumte Sebastian ein.
Henry schnaubte. “Wenn ich für jedes Mal, das du nicht vorausgedacht hast, einen Penny bekommen hätte, müsste ich jetzt so reich sein wie Krösus. Das ist der wahre Grund für dein Kommen, oder nicht? Du möchtest, dass ich für dich denke.”
“Mir liegt sehr viel an Eurem Rat, und dafür werde ich sogar Eure spitzen Bemerkungen ertragen.”
Ein Lächeln huschte über Henrys Gesicht, bevor er antwortete. “Mein Rat ist sehr einfach. Du musst sie mit Liebe an dich binden.”
“Wie bitte?”
“Wirb um ihre Liebe, erobere ihr Herz. Sieh dir deine Tante an. Als sie deinen Onkel heiratete, war sie das eigenwilligste Mädchen, das ich je gesehen habe. Edward eroberte ihr Herz und durch ihr Herz ihren willigen Gehorsam.”
“Eine Gemahlin schuldet ihrem Ehemann ohnehin Gehorsam.”
“Auch ein Hund schuldet seinem Herrn Gehorsam, den er verweigert, wenn er nicht richtig erzogen wird. Man kann Ergebenheit in eine Frau hineinprügeln wie in einen Hund, aber dann muss man sich mit einer Frau begnügen, die wie ein Hund zusammenzuckt und winselt, wenn man sich ihr nähert. Nein, so wie man die Hunde mit lieben Worten, Belohnungen und gelegentlichen Strafen erzieht, so muss man auch eine Ehefrau erziehen. Wirb um sie. Mach sie unempfänglich für die Reize eines anderen Mannes.”
“Ich habe nicht vor, sie zu lieben”, sagte Sebastian steif.
“Ach was! Ich spreche nicht von dir. Ich spreche von einer Frau, die schwächer und leichter verführbar ist als ein Mann. Binde ihre Augen und ihr Herz an dich, und du brauchst keine Bedenken zu haben, dass sie sich nach anderen Männern sehnt.”
“Was Ihr sagt, hört sich sehr einfach an, Onkel, aber ich bezweifele, dass es so leicht ist.”
“Warum? Du bist gut gebaut, klug, pflegst eine ausgesuchte Wortwahl. Gewiss hast du Frauen in dein Bett locken können – in deinem Fall liegt der Unterschied allerdings darin, dass du diese Frau nicht einfach fortschicken kannst, wenn du ihrer überdrüssig bist.”
Doch Beatrice könnte er nicht so verführen wie die flatterhaften Hofdamen mit ihren grellen Röcken. Hofdamen verspürten nicht mehr Liebe als Höflinge; es war stets nur ein Spiel aus Lust und Langeweile gewesen. Was für Sünden sie auch begangen hatte, Beatrice war keine Mätresse am Hof.
“Frauen sind wankelmütig, Onkel. Vielleicht gewinne ich ihre Liebe, und sie reicht bis in den Winter. Aber was wird im Frühling?”
“Dann wird sie deinen Sohn unter ihrem Herzen tragen, und kein Mann wird sie mehr begehren.”
“Es gibt nur eine Schwierigkeit, die nicht so einfach zu überwinden ist. Ich verachte die Dame.”
Ich verachte sie, begehre sie, muss immerzu an sie denken.
In seinem Kopf drehte sich alles – gefährlich und anziehend.
“Ich wette, das ist nicht alles”, kam es freundlich von seinem Onkel.
“Ich kann dieses Spiel unmöglich spielen.”
“Ist es ein Spiel? Oder erziehst du eine ehebrecherische Frau zu einer guten Gemahlin?”
“Ich bezweifele, dass sie eine gute Gemahlin sein wird.”
Henry schüttelte den Kopf. “Ich habe vor langer Zeit die Hoffnung
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