Die Burg der flammenden Herzen
Küssen, von Sebastians zarten Berührungen und seinem zärtlichen Flehen. Wie sollte sie da Nein sagen, wenn der Schmerz des Verlangens größer war als der Schmerz seines ungestümen Liebesspiels? Sie konnte nicht einmal wütend auf ihn sein.
“Ich wünsche es von Herzen”, flüsterte sie, öffnete die Augen und beugte sich zu ihm hinab, um ihn zu küssen.
Er schloss sie in die Arme und erwiderte ihren Kuss, als wollte er sie verschlingen. An ihrem Bauch spürte sie, wie seine Erregung anwuchs, und sie wusste, dass die Küsse und Berührungen genauso auf ihn wirkten wie auf sie. Halb versank sie im Feuer seines Kusses und spürte die Hitzewoge in sich aufsteigen, halb wartete sie darauf, dass er sie erneut ergreifen und auf den Rücken drehen würde. Sosehr sie auch den erneuten Schmerz fürchtete und sosehr sie wusste, dass es zu früh war, ihn erneut zu empfangen, sie würde sich ihm dennoch hingeben. Nicht nur, weil sie ihm Gehorsam schuldete, sondern weil die Freuden, die sie ihm mit ihrem Leib beschert hatte, einen Teil von Thomas’ Schmähungen vergessen machten. Mochte er auch noch so oft das Gegenteil behauptet haben, sie
war
begehrenswert.
Aber Sebastian drehte sie nicht um. Stattdessen griff er unter ihr Nachtgewand und streichelte ihre Schenkel und die Hüften. Seine Hände kreisten unaufhörlich, als könne er sie nicht ausreichend berühren, während er ihren Hals mit Küssen bedeckte. Beatrice badete gleichsam in der Gewissheit, sein Verlangen spüren zu können; die Woge seiner Begierde vereinte sich mit ihrer eigenen Lust. Sie schauderte und keuchte, war kaum noch in der Lage zu atmen, sank in die brandende Hitze, die er entfachte, und verlor sich in den züngelnden Flammen.
Dann drehte er sich und legte sie auf den Rücken, aber er schob sich nicht über sie. Er lag neben ihr, gestützt auf einen Ellbogen, und seine Augen glitzerten im Kerzenschein, als er mit den Handflächen über ihre Brüste strich. Es durchzuckte sie bis ins Innerste, sie keuchte vor unerwarteter Wonne, und eine riesige Woge Schwindel erregender Freuden überschwemmte sie. So hatte sie sich wahrlich noch nie gefühlt. In Thomas’ Gegenwart hatte sie nur Verachtung gespürt und sich stets vor den Grausamkeiten gefürchtet, die sein Versagen mit sich brachten; bei George hatte sie immer Angst gehabt, entdeckt zu werden, und sich ihr sündiges Verhalten vor Augen geführt.
Sebastian beugte sich über sie und liebkoste ihre Brüste nun mit seinem Mund. Immer aufs Neue von Lust durchzuckt, bäumte sie sich unter ihm auf.
“Ich habe dir Freuden versprochen, Bea. Ich werde dir nicht wieder wehtun”, murmelte er mit einer Stimme, die so weich wie ein zarter Kuss war.
“Wenn du … du wirst mir wehtun, wenn du … wenn wir …”
“Ich weiß. Also werden wir das nicht tun. Lass mich dich berühren, lass mich herausfinden, was dir Freude bereitet. Ich verspreche, dir nicht wehzutun.”
Kein Mann hatte je herausfinden wollen, was ihr Freude bereitete. George war sich sicher gewesen zu wissen, was ihr Wonne verschaffte. Und obgleich er sich geirrt hatte, hatte sie sich nicht getraut, es ihm zu sagen. Thomas hatte keinen Gedanken daran verschwendet, was sie überhaupt empfand.
Sie öffnete die Augen und sah ihn an. “Tu, was du magst.”
Er nahm ihre Hand, und während er sie mit lodernden Augen beobachtete, fuhr er mit der Zungenspitze über ihre Handfläche. Sie zitterte.
“Nein. Ich werde das tun, was meiner Dame gefällt.” Er beugte sich über sie.
Mit seinen Händen und seinem Mund, mit Freude und glühender Hingabe, begann er zu erkunden, welche Berührungen und zärtlichen Striche ihr Genuss verschafften. Er raubte ihr den Atem, und als sie mit bebendem Leib seinen Namen hauchte, klang es wie ein Flehen. Sie versuchte, still und ruhig zu bleiben, doch immer wieder verlor sie die Kontrolle über sich, stöhnte laut, bäumte sich unter seinen Berührungen auf und öffnete sich den Freuden, die er ihr bescherte.
Nie hätte sie gedacht, dass die Haut ihres Körpers derart empfindlich war. Beatrice war erschöpft vor Freude und angespannt zugleich; ihr Leib glich einer Bogensehne, die langsam gespannt wurde. Eine unsägliche Hitze raubte ihr die Sinne; die ganze Welt schien nur noch aus Sebastians Händen und Lippen zu bestehen. Seine blau flammenden Augen brannten sich in ihre Augen, während die Sehne weiter und weiter gespannt wurde.
“Bitte, bitte”, hauchte sie, doch sie wusste nicht, worum sie bat.
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