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Die Burg der flammenden Herzen

Die Burg der flammenden Herzen

Titel: Die Burg der flammenden Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Cooper
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Zorn hineingesteigert und sich mit bloßen Vermutungen abgeben müssen.
    “Wenn du es mir jetzt erzählen magst, werde ich dir zuhören.”
    Sie wandte sich ihm zu, und für einen Moment, wie zuvor in der Turmstube, sah sie wie ihre stolze, strenge Mutter aus. “Bist du sicher, dass du das hören möchtest?”
    Im Grunde wollte er ihr nicht zuhören und lieber so tun, als sei sie nie Manners’ Gemahlin gewesen, als habe sie sich nie auf Conyers eingelassen. Aber die Dinge, die sie ihm verschwiegen hatte, holten ihn immer wieder ein, denn sie hatte ihre Geheimnisse lange genug für sich behalten. Es war an der Zeit, dass sie offen miteinander sprachen.
    “Ich bin sicher. Erzähl es mir.”
    “Nun gut.” Sie seufzte und legte den Kopf in den Nacken, ihre Augen waren geschlossen. “Ich sagte dir schon, dass ich Thomas anwiderte. Etwas habe ich dir allerdings nicht erzählt. Als er versuchte, sich mit mir zu vereinigen, war er so angeekelt, dass er sich übergeben musste.” Sie sprach eintönig und hart, als ob sie sich nicht traute, ihrer Stimme Ausdruck zu verleihen. Hatte sie vielleicht die Augen geschlossen, damit sie nicht mit ansehen musste, wie er ihre Worte aufnahm? Er wollte sie trösten, doch er fürchtete, sie würde bei seiner Berührung verstummen. “Er versuchte es immer wieder, doch wenn er versagte, wurde er zornig und schlug mich dafür.”
    Sie verstummte. Im Garten in London war sie zusammengezuckt und hatte die Hand vors Gesicht gehalten, als wollte sie sich vor einem Schlag schützen. Wie oft musste Manners sie geschlagen haben, dass sie die Hand hochriss, ohne nachzudenken? Er wollte es lieber nicht genau wissen und nur das hören, was er wissen musste. Nicht mehr.
    So sanft er konnte, fragte er: “Und Conyers?”
    Sie hielt die Augen geschlossen. “Ich wollte die Gewissheit haben, dass ich nicht jeden Mann anwiderte, den ich kennen lernte. Sir George begehrte mich sehr. Er brachte mich so durcheinander, dass ich ihm alles gab, wonach er verlangte, außer meiner Jungfräulichkeit.” Sie öffnete die Augen und sah Sebastian an. Ihr Blick war fest, als fordere sie ihn heraus. “Ich konnte es nicht darauf ankommen lassen, ein Kind zu erwarten.”
    “Warum hast du diesen Schritt dann überhaupt gemacht?”
    Beatrice schüttelte den Kopf. “Ich weiß es nicht. Aber nachdem ich mir Tag um Tag hatte anhören müssen, ich sei so widerwärtig, dass mich kein Mann je haben würde, habe ich wohl den Verstand verloren, als ich in einem fremden Mann wahres Begehren hervorrief.” Ihr Mund war verkniffen, als sie den Blick senkte. “Ich war eine Närrin, und es tut mir Leid.”
    Was sollte er darauf erwidern? Da ihm keine Worte einfielen, die weder hart noch unehrlich wären, nahm er ihre Hand und umschloss ihre Finger. Einen langen, friedlichen Moment saßen sie schweigend da, und die einzige Bindung zwischen ihnen waren die verschränkten Hände.
    “Hasst du mich?” fragte sie und sah ihn nicht an.
    Tat er das? Hatte er sie je gehasst? Er vermochte nicht zu sagen, was sein Herz peinigte, aber es war gewiss kein Hass.
    “Nein.”
    Sie hob den Kopf und sah ihm geradewegs in die Augen. “Nie wieder werde ich etwas derart Törichtes tun. Ich habe gelernt, welchen Preis man für diese Art von Dummheit zu zahlen hat, und er ist zu hoch. Du magst mir vielleicht nicht glauben, aber es ist nicht gelogen.”
    Er dachte an jede Dummheit, die er in den letzten fünf Jahren begangen hatte, an jede schmerzliche Erfahrung, die ihm das Törichte in seinen Handlungen aufgezeigt hatte. Wenn er Beatrice nun jede Dummheit beichtete und schwor, sie nicht zu wiederholen, würde sie ihm dann glauben? Würde sie nicht vielmehr glauben, er würde einen einmal gemachten Fehler unweigerlich immer und immer wieder begehen?
    “Ich wünschte, du hättest Lord Manners nie geheiratet, und ich wünschte mir noch sehnlicher, dass du dich Conyers nicht so leichtfertig in die Arme geworfen hättest”, sagte er langsam. “Ich kann weder das eine noch das andere vergessen. Aber ich bezweifele nicht, dass du beides bereust. Und ich denke, deine Reue wird dich abschrecken, falls irgendein Mann dich in Versuchung bringen sollte.”
    “Welchen Mann sollte ich derart begehren, dass ich meine Ehre aufs Spiel setzte? Ich … vergib mir, Sebastian, aber du hast mir keine Freuden bereitet.” Ihr stieg eine tiefe Röte in die Wangen, die selbst in dem unsteten Licht zu erkennen war. “Ich habe deine Berührungen sehr genossen, bevor

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