Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Burg der flammenden Herzen

Die Burg der flammenden Herzen

Titel: Die Burg der flammenden Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Cooper
Vom Netzwerk:
braunen Fleck, der halb so groß wie ihre Handfläche war. Sie starrte das befleckte Leinen an. Woher stammte das Blut?
    Brennender Schmerz hatte das erste Entflammen ihres Verlangens überlagert. Der Fleck war der Überrest ihrer Jungfräulichkeit, der Beweis, dass sie in der letzten Nacht bei Sebastian gelegen hatte. Warum hatte sie daran nicht gedacht?
Närrin!
    “Es ist nicht meine Regel”, erklärte sie und wünschte im selben Augenblick, sie hätte es nicht gesagt. Wenn es sich nicht darum handelte, was sollte sie Nan dann erzählen?
    “Was ist Euch dann widerfahren?”
    “Es geht mir gut. Nichts ist mir widerfahren.”
    “Aber, Mylady …”
    Sie setzte sich aufrecht hin, um nicht länger zu ihrer Zofe aufschauen zu müssen. “Willst du dich mit mir streiten?”
    Nan senkte den Blick. “Nein, Mylady.”
    “Du darfst darüber nicht sprechen, Nan. Ich bin nicht verletzt, das kann ich dir versichern.”
    Die Zofe schaute auf, und ihr Blick verriet Scharfsinn. “Ihr seid meine Herrin, ich werde Euch nicht verraten. Und wenn es Euch gut geht, erfreut mich das. Soll ich das Laken wechseln lassen? Ihr werdet nicht länger darin schlafen wollen.”
    “Das würde mir gefallen.” Sie schwang die Beine über die Bettkante. “Kleide mich wieder in Blau, Nan.”
Kleide mich in den Farben, die Sebastian bevorzugt.
    “Ja, Mylady.”
    Während die Zofe sie ankleidete, schweifte Beatrice in ihrer Erinnerung zurück zu Sebastians Berührungen, zu den gehauchten Liebesbeweisen, und sie entsann sich all der Dinge, die sie in der vergangenen Nacht gesagt und getan hatten. Das Herz wollte ihr übergehen und sich von der Woge der Freude forttreiben lassen, doch Zweifel hielten es fest, als stünde Kummer bevor. Sie seufzte. Erfreute sie sich nicht im Frühjahr an dem jungen Grün der Bäume und vergaß bewusst die kalten, grauen Tage, die der April hervorbrachte? Warum sollte sie sich bei ihrer neu erblühten Freude in ihrem Herzen nicht genauso fühlen, solange sie anhielt? Denn sie würde bald vergehen, wenn Ernüchterung Einzug hielt, wenn Sebastian ihrer überdrüssig würde oder etwas anderes geschähe, was sie sich noch nicht auszumalen vermochte. Das Gefühl des Glücklichseins dauerte nicht länger als der Frühling an. Warum sollte sie sich nicht daran erfreuen, solange sie es noch konnte?
    Und was sollte sie sonst tun, wenn die Sehnsucht sie zu ihm hinzog, als seien sie an ein unsichtbares Seil gebunden? Als sie die Kammer verließ und die Treppe zur Halle hinunterging, rang sie mit sich – ihr Pflichtbewusstsein regte sich. Als gute, gewissenhafte Tochter hätte sie sich wieder in die Kemenate zu dem Altartuch begeben müssen, das ihre Mutter zu beenden wünschte. Doch als sie die Halle betrat und sah, wie der geflieste Boden durch die bunten Glasfenster in jene üppigen Farben getaucht war, die vierzehn Tage zuvor Sebastian umspielt hatten, wusste sie mit einem Mal, dass sie sich unmöglich in der Kemenate einschließen konnte. Sie drehte sich auf dem Absatz um und begann, nach Sebastian Ausschau zu halten.
    Er war nicht in der Kapelle, auch nicht im Garten oder dem alten Turm. Vor der Tür zum Turm hielt sie inne, eingehüllt von der Duftwolke der Kräuterbeete. War es töricht von ihr, ihm nachzustellen? Sie schaute hinauf zur Burg, zu den Fenstern der Kemenate hoch über dem Garten. Wenn sie noch ein bisschen Verstand hätte, so würde sie sich augenblicklich dort hinbegeben und diese Narretei beenden.
    Sie machte sich wieder auf die Suche.
    Endlich fand sie ihn und ihren Bruder im staubigen Hof bei den Stallungen. Beide Männer trugen lediglich Hemd und Beinkleider und standen sich mit gekreuzten Klingen gegenüber. Einen Augenblick lang, nicht länger als einen Herzschlag, dachte sie, die beiden kämpften tatsächlich gegeneinander, doch Sebastians durchtriebenes Lächeln und Johns leuchtende Augen beruhigten sie. Dies war nur ein Spiel, nicht mehr. Ein Spiel, dem sie bereits als Jungen gefrönt hatten. Sie gesellte sich zu den Bediensteten, die am Rande des Hofes standen und sich den Schaukampf ansahen.
    Sebastians Hemd war nass von Schweiß. Der Stoff klebte an seinem Leib, an den breiten Schultern und dem kraftvollen Rücken. Der Anblick brachte Beatrice’ Körper zum Schwingen. Sie wollte diese Schultern umgreifen und diesen Rücken streicheln, die Fingerspitzen über jede kraftvolle Stelle laufen lassen, die sich unter dem dünnen Leinenhemd hob und spannte. Schon früher hatte sie geglaubt,

Weitere Kostenlose Bücher