Die Burg der flammenden Herzen
… ich wusste, es würde wehtun, aber ich ahnte nicht, wie sehr.”
Er stieß einen Seufzer aus und war gleichzeitig aufgebracht. Wenn er doch nur gewusst hätte … “Willst du es mich nicht noch einmal versuchen lassen? Ich schwöre dir, dass es Genuss verschaffen kann. Ich habe anderen …” Er brach ab, um den Rest des Satzes für sich zu behalten.
“Anderen Frauen Genuss verschafft?” ergänzte Beatrice. “Ich bitte dich, erzähle mir nichts von diesen anderen Frauen, auch wenn du ihnen noch so viel Befriedigung verschafft hast.”
“Verstehst du jetzt, warum es mich wütend macht, von Lord Manners und Sir George zu hören?” forderte er.
“Du fragst nach ihnen, also habe ich zu antworten. Ich habe mich nicht nach den Frauen erkundigt, bei denen du gelegen hast.”
“Da du mich mit keiner von ihnen zusammen gesehen hast.” Ihm war klar, dass sein Zorn nicht gerechtfertigt war. Er fuhr sie nur an, da es ihm unangenehm war, seine Sünden in dieses Bett zu tragen, obgleich er ihre nicht hier haben wollte.
Narr, Narr, verfluchter Narr.
“Ich habe dich nicht gefragt, weil ich es nicht wissen möchte”, sagte Beatrice mit gerunzelter Stirn. “Du fragst, obwohl du die Antwort nicht hören willst, du schiltst mich, wenn ich schweige und schiltst mich erneut, wenn ich antworte. Ich weiß nicht, was du von mir erwartest, Sebastian. Seit Jahren schon weiß ich es nicht. Ich habe begonnen, mich zu fragen, ob ich es deshalb nicht wissen kann, da du selbst nicht zu sagen vermagst, was du erwartest.”
“Ich wollte eine Frau, der ich vertrauen kann.”
“Die hast du, wenn du es doch nur einsehen würdest. Wäre es besser, ein Mädchen zu heiraten, das so arglos ist, wie ich es einst war? Das nur deshalb auf die Unantastbarkeit ihrer Tugend vertraut, weil diese erst noch auf die Probe gestellt werden muss? Oder wäre es nicht klüger, eine Frau zu heiraten, die weiß, wie schnell den Sorglosen Gefahr droht, und die ihre Ehre und ihre Seele zu schützen versteht? Ich bin nicht mehr länger so stolz zu glauben, ich könne nicht vom rechten Weg abkommen. Ich weiß mich gut zu schützen.”
Sie wandte sich von ihm ab und nahm ihr Haar in die Hände. Im Kerzenschein leuchteten ihre weißen Finger auf, mit denen sie das Haar in drei Stränge teilte, die sie zu flechten begann. “Du solltest jetzt gehen”, sagte sie, ohne ihn anzuschauen. “Es wäre besser, wenn man dich hier nicht sieht.”
Sie hatte Recht, aber er regte sich nicht. Sein Zorn war so rasch wieder verflogen, wie er aufgeflammt war. Dieser Raum und dieses Bett schienen Wärme und Lieblichkeit zu spenden, während draußen Kälte und Finsternis lauerten. Er wollte nicht gehen.
Beatrice hatte ihr Haar beinahe zu einem hübschen Zopf geflochten und warf Sebastian nun einen Blick über die Schulter zu. Fragend hob sie die Brauen. “Gehst du nicht?”
“Nein, ich gehe nicht. Lass mich noch etwas länger verweilen.”
Ihre Augen weiteten sich, ihr kühler, strenger Gesichtsausdruck wirkte mit einem Mal unsicher. “Das ist zu gefährlich”, sagte sie.
Er lehnte sich nach vorne, umschloss ihren Hinterkopf mit beiden Händen und küsste sie. Als sie seinen Lippen nachgab, vertiefte er den Kuss. Sie schmiegte sich an ihn, legte die Hände auf seine Schultern und klammerte sich förmlich an ihn, als müsse sie sich abstützen. Ihr Zopf löste sich, und die wogende Haarpracht umfing ihn. Das Verlangen war aufs Neue entfacht und stand binnen eines Herzschlags in hellen Flammen. Eng zog er sie an sich, um zu spüren, wie die weichen Rundungen ihres Leibes nachgaben. Beatrice’ Hände umklammerten seine Schultern und entspannten sich wieder, als ob sie gar nicht wüsste, was sie mit ihnen anfangen sollte.
Er legte sich auf den Rücken und zog sie mit sich. Beatrice hob den Kopf, um Sebastian anzuschauen.
“Sebastian …?”
“Ich werde gehen, bevor es hell wird. Wir haben noch ein paar Stunden. Schick mich noch nicht fort.”
Zweifel und Sehnsucht lagen in ihrem Blick. Zärtlich strich er ihr mit den Fingern über die Wange.
“Bitte.”
Sie senkte den Blick, und die langen Wimpern verbargen ihre Augen. “Du brauchst es lediglich zu fordern, Sebastian. Ich bin deine Gemahlin und muss mich deinem Willen beugen.”
“Nicht aus Gehorsam”, meinte er sanft und strich ihr mit dem Daumen über den weichen, geschwollenen Mund. “Nur, weil du es wünschst.”
14. KAPITEL
B eatrice schloss die Augen und war immer noch benommen von den
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