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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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edlen Ritter als Gemahl geben, begreif das doch endlich! Wir Ritter sind mittlerweile arme Schlucker. So leid es mir tut, aber die Zukunft gehört nun mal den Kaufleuten. Ich kenne diese Gecken. Sie schauen auf uns herab, aber im Grunde schielen sie alle nur auf unsere Titel. Ein jeder von denen würde sich gerne mit einer hübschen Freiherrin oder einem Vogtstöchterlein schmücken.« Er klatschte in die Hände. »Ha, so könnte es tatsächlich gehen!«
    Agnes schwieg, und ihr Gesicht verfinsterte sich. Ein Schmuckstück für einen Patrizier . Das ist also alles, was ich für ihn bin …
    »Wir sollten schon bald nach Speyer fahren«, sagte Erfen­stein, seine Wangen glühten nun vor Wein und Begeisterung. »Je eher, desto besser. Nachdem der Schwarze Hans unsere Pläne kennt, müssen wir früher angreifen, bevor er seine Burg ganz uneinnehmbar macht. Jetzt zählt jeder Tag!« Er sah Agnes scharf an. »Und glaub nur nicht, du könntest da in Beinlingen aufmarschieren. Dein bestes Kleid ist gerade gut genug! Wir wollen einen guten Preis aushandeln, und …« Erst jetzt schien er Agnes’ Miene richtig zu deuten. »Du schmollst doch nicht etwa?«, fragte er argwöhnisch. »Wie lange willst du dich denn hier noch verkriechen? Ich habe dir immer gesagt, dass dieser Tag kommen wird! Und es gibt wahrlich Schlimmeres, als einen reichen Speyerer Kaufmann zu heiraten.«
    Ja, zum Beispiel niemanden zu heiraten , fuhr es Agnes durch den Kopf. Ein Weib ohne Mann, ohne Schutz und ohne Burg …
    Sie schwieg eine Weile. Schließlich kamen die Worte stockend hervor. »Ich … ich will es versuchen. Wenn wir dadurch nur den Trifels retten.«
    Erfenstein lächelte. »So mag ich mein Mädchen. Außerdem muss es ja vielleicht nicht so weit kommen. Es könnte reichen, wenn wir etwas andeuten. Wir stellen eine Hochzeit in Aussicht und bekommen von Gutknecht einen zinslosen Kredit.« Schwankend erhob er sich und hielt nach zwei heilen Gläsern Ausschau, um neuen Wein einzuschenken. »Ha, jetzt können wir dem Schwarzen Hans doch noch seine Burg unter dem Arsch wegschießen!«, triumphierte er. Aufmunternd hielt er Agnes ein Glas entgegen. »Darauf sollten wir anstoßen.«
    Agnes ergriff den Pokal und nippte leicht daran. Dann stellte sie ihn auf dem schmutzigen Boden ab.
    »Wir werden einen neuen Tisch brauchen«, sagte sie leise. »Wenigstens den können wir uns noch leisten.« Sie wandte sich zur Tür. »Ich gehe gleich zu Stallmeister Radolph. Er soll im Schuppen nach geeignetem Holz suchen.«
    Ohne ein weiteres Wort verließ Agnes den Rittersaal, während ihr Vater trunken ein altes Kampflied summte. Noch immer nagten seine Worte an ihr.
    Jeder Patrizier schmückt sich gerne mit einem Vogtstöchterlein …
    War das ihre zukünftige Aufgabe? Billiges Schmuckwerk zu sein, nur um den Trifels zu retten? Sie seufzte tief. Es sah wirklich ganz danach aus, als müsste sie sich schon bald in ihr Schicksal fügen. Außerdem war jeder Mann besser als Martin von Heidelsheim, auch wenn sie dem Trifelser Verwalter sicher nicht ein so grausiges Ende gewünscht hatte.
    Als Agnes schließlich in das helle Licht der Mittagssonne auf dem Burghof trat, sah sie Mathis unten bei den Zisternen stehen. Schnell wischte sie ihre tristen Gedanken beiseite und ging ihm entgegen.
    »Ich hab das mit Sebastian gehört und bin gleich hergekommen«, sagte er traurig, als sie sich bei den Ställen trafen. »Er war ein aufrechter Mann. Manchmal vielleicht ein wenig laut, aber eine gute Haut. Davon abgesehen fehlt er mir beim Schmelzofen. Ich weiß zurzeit vor lauter Arbeit gar nicht, wo mir der Kopf steht.«
    »Wir werden trotzdem eher fertig sein müssen, nachdem der Schwarze Hans jetzt Bescheid weiß. Am besten so bald wie irgend möglich. Vater und ich werden schon bald nach Speyer reisen, um uns dort Geld zu leihen.« Agnes berichtete Mathis von den Plänen ihres Vaters, wobei sie die Tatsache verschwieg, dass sie als hübscher Lockvogel herhalten sollte. Sie wollte Mathis nicht unnötig verletzen, außerdem schämte sie sich dafür.
    »Ich schaffe es sicher nicht vor Juni«, erwiderte er schließlich nachdenklich. »Mindestens eine Woche brauchen wir alleine noch für die Feinarbeiten am Rohr. Und das Schießpulver muss ich auch noch herstellen. Dafür benötige ich neben dem teuren Schwefel und der Holzkohle noch Salpeter, den wir aus den Abortgruben kratzen müssen. Vielleicht, wenn wir alle zusammenhelfen, dann …«
    »Es muss einfach gehen!«, unterbrach ihn

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