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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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geöffnet, gleich einem Toten starrte er mit leerem Blick in den milchig-weißen Himmel.
    Ist dies das Letzte, was ich in meinem Leben sehen werde? , fuhr es ihm durch den Kopf. Ein Stück verhangener Himmel?
    Noch einmal strich die Zunge über sein blutverschmiertes Gesicht, dann war ganz nah eine Stimme zu hören.
    »Der hier ist mausetot!«, schrie jemand.
    »Bist du sicher?«, rief von Wertingen zurück.
    »Verflucht, wenn nicht, dann ist er es gleich.«
    Gunther hörte, wie jemand eine Klinge aus der Scheide zog und sich zu ihm herunterbeugte.
    O Gott, lass mich nicht sterben, bitte lass mich nicht sterben …
    »Wenn der nicht tot ist, fress ich einen Besen«, murmelte der Mann über ihm. »Aber bitte schön, dann helf ich halt nach …«
    Gunther wollte bereits hochfahren, um sein Leben so lange wie nur irgendwie möglich zu verteidigen, als die Dogge plötzlich wild zu bellen anfing und in den Wald lief.
    »Was ist da hinten bei euch los?«, schrie Hans von Wer­tingen.
    »Die Saskia! Sie … sie hat wohl was gerochen und ist auf und davon!«
    »Dann lauf ihr nach, verdammt! Weißt du, was mich dieses Viech gekostet hat? Wenn sie nicht zurückkommt, verfütter ich dich an ihre Brüder!«
    Leise schimpfend entfernte sich der Mann. Gunther lag noch immer erstarrt auf dem Waldboden. Er hatte bereits mit dem Leben abgeschlossen gehabt, jetzt schenkte ihm Gott eine zweite Chance. Doch noch war er nicht gerettet. Der Räu­ber würde bald zurückkommen, und Gunther wagte nicht, sich davonzuschleichen. Der Schwarze Hans und die anderen beiden Männer würden ihn sicher hören. Also blieb er weiterhin liegen. Doch er drehte den Kopf ein wenig, so dass er nun durch das Gebüsch hindurch von Wertingen und den schwerverletzten Sebastian sehen konnte. Der Raubritter kniete neben dem Wachmann und langte mit geübtem Griff unter das Kettenhemd. Triumphierend zog er den Beutel mit Gulden und Schmuckstücken hervor.
    »Na bitte!«, tönte er. »Da ist ja das Beutelchen. Zusammen mit der Fuhre wird das ein feuchtfröhliches Jahr für uns. Das gibt Wein, Weiber und Fleisch, bis es uns zu den Ohren rausquillt!« Die anderen beiden Männer lachten, und von Wertingen rührte mit dem Pfeil in der Oberschenkelwunde, dass Sebastian vor Schmerzen laut aufbrüllte.
    »Du kannst einen schnellen Tod haben oder einen langsamen, schmerzvollen, mein Freund«, sagte der Schwarze Hans nun mit erstaunlich einfühlsamer Stimme. »Sterben wirst du sowieso. Du hast schon zu viel Blut verloren, das weißt du selbst. Also erzähl mir, wann will der alte Erfenstein meine Burg angreifen?«
    In seinem Versteck unterdrückte Gunther einen Schreckensschrei. Hans von Wertingen wusste von dem geplanten Angriff! Dabei hatte der Burgvogt striktes Stillschweigen verordnet. Entweder hatten Späher die Kohlenmeiler im Wald und die Gusswerkstatt drüben im Eußerthal entdeckt und eins und eins zusammengezählt oder … Es brauchte eine Weile, bis Gunther den Gedanken zulassen konnte.
    Oder jemand auf dem Trifels hatte geplaudert.
    Erst jetzt fiel ihm auf, dass von Wertingen auch ganz genau gewusst hatte, wo der Geldbeutel verborgen war. Und von ihrer Verkleidung als Bauern hatte sich der Schwarze Hans keine Sekunde täuschen lassen. Ein weiterer Schmerzensschrei von Sebastian riss Gunther aus seinen Überlegungen. Der Ritter hatte erneut mit dem Pfeil in der Wunde herumgerührt wie mit einem Kochlöffel.
    »Bei Gott, ich weiß nicht, wann der Burgvogt Euch angreifen wird!«, jammerte der Wachmann laut. »Wirklich nicht! Irgendwann im Sommer, wenn die … die Waffen fertig sind!«
    »Es heißt, dieser Junge, dieser Schmiedsohn, würde ein großes Geschütz gießen«, hakte Wertingen nach. »Wer hilft ihm dabei? Von wem hat er das Wissen? Wohl kaum von eurem versoffenen Geschützmeister, oder?«
    »Er … er weiß alles selbst. Wir anderen folgen nur seinen Anweisungen.«
    »Ein so junger Bursche und schon ein ausgefuchster Büchsenmeister?« Von Wertingens Stimme schwoll an. »Willst du mich an der Nase herumführen?« Noch einmal drückte er die Pfeilspitze in die Wunde, bis Sebastian wie ein getretener Hund aufjaulte.
    »Es ist die Wahrheit! Bei allen Heiligen, es ist die Wahrheit! Der Junge kennt sich mit Feuerrohren aus wie kein Zweiter! Ihr müsst mir glauben!«
    »Das ist derselbe Bursche, der auch den Annweiler Stadtvogt an der Nase herumgeführt und dem Schäfer-Jockel die Flucht ermöglicht hat«, meldete sich einer der beiden Gefolgsleute. »Mathis

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