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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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heißt er, glaub ich. Hab’s in Wernersberg in einem Wirtshaus gehört. Im ganzen Umland erzählt man sich davon. Muss ein echter Teufelsbraten sein.« Er spuckte geräuschvoll auf den Boden.
    Hans von Wertingen hielt inne. Nachdenklich erhob er sich, während Sebastian weiter leise winselte.
    »Das wird der Bursche damals im Wald gewesen sein, verflucht!«, knurrte der Raubritter. »Hätt ich ihn bloß umgebracht! Aber ich erwisch die Kröte noch, so viel ist sicher. Und ohne ein großes Geschütz kriegen die uns oben aus der Ramburg nie raus. Nun, wie auch immer …«
    Er zog sein langes Schwert und blickte kühl auf den keuchenden Sebastian hinunter. »Ich habe dir einen kurzen Tod versprochen. Und als Ritter halte ich meine Versprechen. Also fahr zur Hölle und grüß mir den Teufel.«
    Mit beiden Händen hob er das Schwert und ließ es auf den sich windenden, kreischenden Wachmann niedersausen.
    Gunther drehte sich weg, als Sebastians Schrei abrupt verstummte. Er hatte genug gesehen. Tränen rannen ihm übers Gesicht und vermischten sich mit Blut. Er hatte Sebastian viele Jahre lang gekannt. Manchmal war ihm sein großsprecherisches Gehabe auf die Nerven gegangen, doch eigentlich waren sie beinahe wie Brüder gewesen. Jetzt konnte er nicht mal seinen Leichnam bestatten. Vermutlich würde er schon bald selbst neben ihm hier im Wald verwesen.
    Von fern war nun wieder das Bellen der Dogge zu hören. Es kam näher.
    »Sieht so aus, als hätte Manfred meine Saskia endlich wiedergefunden«, ertönte von Wertingens Stimme. »Dann lasst uns schleunigst verschwinden, bevor hier noch die fetten Wachen aus Neukastell auftauchen.«
    Er schritt über den enthaupteten Kadaver hinweg, packte ein paar der Tannenstämme und hievte sie beiseite. Dann bestieg der Schwarze Hans den Kutschbock und ließ die Zügel schnalzen. »Hü, ihr lahmen Gäule!«, brüllte er.
    Seine beiden Gefolgsleute kletterten hinten auf den Wagen, und rumpelnd setzte sich das Gefährt in Bewegung. Kurze Zeit später tauchte aus dem Gehölz der vierte Mann auf, der nun die Dogge wieder an einem langen Strick führte.
    »He, wartet auf mich!«, schrie er. »Was kann ich denn dafür, dass dieses Biest auf Hasenjagd geht!« Dann rannte er mit dem Hund fluchend dem Karren hinterher.
    Sie haben mich vergessen! , fuhr es Gunther durch den Kopf. Der Herrgott hat mein Gebet erhört. Sie haben mich wirklich vergessen!
    Eine Weile hörte man noch das Quietschen der Räder und vereinzeltes Bellen, dann herrschte wieder die friedliche Stille des Waldes.
    Hinter dem Gebüsch lag Gunther mit blutverschmiertem Gesicht und weinte lautlos.
    ***
    Philipp von Erfenstein packte den gläsernen Pokal und warf ihn gegen die Wand des Trifelser Rittersaals, dass er in tausend Scherben zersprang. Es folgten ein weiteres Glas, zwei Kupferteller, ein gebratener Fasan und schließlich der ganze Tisch samt Weinkaraffe. Krachend zersplitterte das Möbelstück, der Wein hinterließ auf den Mauersteinen rote Rinnsale wie von Blut.
    »Dieses Schwein!«, brüllte der Burgvogt. »Dieses gottverfluchte Schwein! Die Eingeweide werd ich ihm ausreißen, jedes einzelne seiner Glieder werd ich auf die Zinnen meiner Burg stecken, und seinen Kopf werf ich in den tiefsten Brunnen!« Er griff zum Schemel und wollte ihn gerade ebenfalls an die Wand werfen, als Agnes dazwischenfuhr.
    »Wenn du so weitermachst, essen wir bald auf dem nackten Steinboden.« Sie drückte den Arm ihres Vaters behutsam nach unten. »Heb dir deine Kraft lieber für von Wertingens Burg auf.«
    Erfenstein zögerte kurz, dann nickte er. Schwer atmend stellte er den Schemel wieder an seinen Platz vor dem Kamin. »Du hast ja recht, Mädchen«, schnaufte er. »Ist nur schade um den guten Wein. Aber ob wir die Ramburg jetzt noch stürmen können, ist ungewiss. Nun, da der Schwarze Hans von unseren Plänen weiß.«
    Er ließ sich in den Schemel fallen und rieb sich das zornrote, vom Alkohol aufgedunsene Gesicht. Seine Augen waren müde und glasig, noch immer zitterte er am ganzen Leib. Der verletzte Burgmann Gunther war eben erst von Pater Tristan hinüber ins Ritterhaus gebracht worden, wo der Mönch sich um seine Wunden kümmerte. Trotz seiner Pfeilwunde war Gunther den langen, teils steilen Weg von Neukastell bis zum Trifels gelaufen. Zuerst hatte er vor Anstrengung kaum sprechen können, doch nachdem er schließlich berichtet hatte, was ihm und Sebastian widerfahren war, war der Burgvogt zunächst ganz still gewesen. Agnes kannte

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