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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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Rufe zu hören. Offenbar wurde ein weiterer Gefangener in die berüchtigte Dörrkammer gebracht.
    »Lasst mich los, ihr Drecksäcke!«, ertönte eine tiefe Stimme. »Ich kann selber gehen!«
    Mathis zuckte zusammen, als er die Stimme erkannte. Es war sein Freund, der alte Geschützmeister Ulrich Reichhart.
    Nur wenige Augenblicke später öffnete sich die Zellentür, und die Wachen schoben den widerspenstigen Trifelser Burgmann herein. Er stürzte fluchend zu Boden, während sich hinter ihm krachend der Riegel schloss. Kurz blieb Reichhart am Boden liegen, dann rappelte er sich auf und sah hinüber zu Mathis.
    Der alte Geschützmeister grinste über das ganze Gesicht.
    »Na also«, knurrte er und klopfte sich den Staub aus den zerrissenen Beinlingen. »War gar nicht so einfach, hier heraufgebracht zu werden. Man muss die Wachen schon gehörig ärgern, damit sie einen von der Kellerzelle in die Dörrkammer umquartieren. Aber als ›stinkender Sohn eines Schinder­esels‹ will sich dann eben doch keiner schimpfen lassen.« Er zwinkerte seinem jungen Freund zu.
    Mathis lächelte müde. »Freut mich, dass du mir Gesellschaft leistest, Ulrich. Doch ich muss dich warnen, die Hitze hier ist wirklich unerträglich.«
    »Dann ist es umso besser, dass wir nicht mehr lange bleiben.« Wieder grinste Reichhart, und Mathis starrte ihn verdutzt an.
    »Wie … wie meinst du das?«
    »Nun, du glaubst doch nicht, dass ich Lust habe, in diesem Loch wie eine Kröte zu vertrocknen! Unten im Keller gibt es keine Fluchtmöglichkeit, hier oben jedoch sieht es anders aus.« Reichhart erhob sich und ging die kleine quadratische Zelle ab. Dabei beklopfte er vorsichtig die mit Eisen beschlagene Decke. An einer Stelle in der hintersten Ecke klang es plötzlich hohl.
    »Aha.« Reichhart nickte befriedigt. »Das ist wohl die Stelle, die sie meinten.«
    »Wer?«, fragte Mathis verwirrt. »Welche Stelle?«
    »Mathis, Mathis.« Ulrich Reichhart schüttelte ungeduldig den Kopf. »Dir mag es vielleicht entgangen sein, aber für viele arme Leute in der Gegend bist du nicht erst seit der Erstürmung der Ramburg ein Vorbild. Sie erzählen sich noch immer die Geschichte, wie du dem Schäfer-Jockel damals geholfen und den Annweiler Stadtvogt an der Nase herumgeführt hast. Du hast den gefürchteten Schwarzen Hans besiegt. Und jetzt feiern sie dich auch noch dafür, dass der elende Blutsauger Gessler endlich in der Hölle schmort. Du bist ein Held, Mathis. Sieh das endlich ein.«
    »Aber ich habe doch gar nicht …«
    »Mir brauchst du nichts vorzumachen.« Reichhart winkte ab. »Der Schuft hat’s nicht anders verdient, als dass man ihm den Kopf wegbläst.« Er senkte verschwörerisch die Stimme. »Aber wenn wir hier draußen sind, musst du mir bei einem Glas Wein oder zwei erklären, wie du verdammt noch mal die Hakenbüchse in die Stadt geschmuggelt hast. War bestimmt nicht einfach, oder?«
    Seufzend gab Mathis auf. Es war aussichtslos. Für die Menschen hier war er der Mörder des Stadtvogts, daran ließ sich wohl nichts mehr ändern.
    »Du sagst, jemand hat unsere Flucht vorbereitet?«, fragte er nach einer Weile.
    Reichhart nickte. »Hier oben sperren sie oft aufrührerische Bauern ein, um sie wieder zur Vernunft zu bringen. Beim letz­ten Mal, vor drei Wochen, hat der Stadtrat ein paar Männer aus Waldrohrbach in der Dörrkammer festgehalten. Der Ausbruch war von langer Hand geplant, aber im letzten Augenblick sind die Waldrohrbacher nach Speyer gebracht worden, wo man sie zur Abschreckung der Bürger aufgeknüpft hat.« Er grinste und deutete zur Decke. »Ihr Pech, unser Glück. Zwischen uns und dem Himmel ist nur noch eine dünne Schicht Blech. Heute Nacht bekommen wir Besuch.«
    Mathis war so baff, dass er sein Glück kaum fassen konnte. »Ist … ist das wirklich wahr?«, brachte er nach einer Weile hervor. »Heißt das, wir können schon bald zur Burg und …« Dann fiel ihm ein, dass er von nun an nicht nur als Aufrührer, sondern auch als heimtückischer Mörder gesucht wurde, und seine Miene verfinsterte sich wieder. »Nun, diesmal wird mich der Trifelser Burgvogt wohl nicht wieder in Gnaden aufnehmen, was meinst du?«
    Ulrich Reichhart räusperte sich. »Ich … ich habe vorhin ein Gespräch belauschen können«, begann er zögerlich. »Es gibt schlechte Nachrichten vom Trifels, Mathis. Der Herr Burgvogt, er … er ist tot.«
    »Tot?« Ungläubig schüttelte Mathis den Kopf, die Ereignisse überschlugen sich. »Aber wie ist das möglich?«,

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