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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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in Italien ging mit anderen Mitteln weiter; vor allem aber war es an der Zeit, dem gefangenen französischen König endlich die Bedingungen zu diktieren, die Frankreich auf lange Zeit unschädlich machen sollten. Die Verlobung von Franz mit Karls Schwester Eleonore schien dem Kaiser dafür die beste Wahl zu sein. Als Schwager hätte er diesen Heißsporn, der glaubte, mit lautem Hurra Europa regieren zu können, endlich an der Leine.
    Wenn er nicht vorher doch noch fündig wird …
    Karl dachte zurück an ihr bislang einziges Treffen in der Festung Pizzighettone. Er hatte Franz jegliche Hoffnung auf dessen Unternehmungen im Wasgau rauben wollen, doch im Nachhinein wusste er, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er hätte dem französischen König niemals sagen dürfen, dass die Habsburger die Suche noch nicht aufgegeben hatten! An dem Funkeln in Franz’ Augen hatte Karl gemerkt, dass dessen Hoffnung auf eine Wendung des Schicksals nur neue Nahrung bekommen hatte.
    Ein Klopfen an dem großen zweiflügligen Portal ließ den Kaiser aufblicken. Es war sein Kanzler Mercurino di Gattinara, der sich mit tiefen Verbeugungen näherte. Leise Hoffnung kam in Karl auf. Er hatte Gattinara aufgetragen, ihn nur bei wirklich wichtigen Anliegen zu stören. Brachte sein Kanzler etwa Kunde aus dem fernen Wasgau? War die Suche endlich vorüber?
    »Was gibt es?«, fragte Karl gespannt.
    »Es geht um die Bauern im Deutschen Reich, Exzellenz«, kam Gattinara gleich zur Sache. »Offenbar hat ihnen dieser Luther doch mehr Flausen in den Kopf gesetzt als bisher angenommen.«
    »So, so, die Bauern mal wieder …«
    Karl seufzte leise und versuchte seine Enttäuschung zu verbergen. Als wenn er nicht schon genug Sorgen hätte! Der einstige Mönch und jetzige Doktor der Theologie Martin Luther war mittlerweile zu einem echten Problem geworden. Nach dem Wormser Reichstag wollte Karl ihn festnehmen lassen, doch der sächsische Kurfürst hatte Luther unter seine Fittiche genommen und von ihm sogar das Neue Testament ins Deutsche übertragen lassen. Mittlerweile verbreiteten sich Luthers ketzerische Gedanken immer weiter, und die Bauern ließen sich davon anstecken.
    »Sagt meinem Bruder Ferdinand in Wien Bescheid«, befahl Karl. »Der ist als mein Stellvertreter vor Ort und soll sich darum kümmern. Ich wüsste nicht, was ich ausrichten kann.«
    Gattinara räusperte sich. »Ich fürchte, die Vorfälle haben ein Ausmaß angenommen, dass auch der Kaiser selbst davon wissen sollte. Im schwäbischen Weinsberg haben Bauern erst letzte Woche einen leibhaftigen Grafen und ein paar andere Adlige durch die Spieße getrieben und wie Vieh abgestochen, ein paar dieser Bauernhaufen ziehen nun mordend und brennend durch das Reich. In Franken, Schwaben, dem Elsass, überall kriechen sie aus ihren Löchern und zünden Klöster und Burgen an.«
    »Verflucht, Ferdinand hat mir versprochen, er würde das Pack durch Verhandlungen lange genug hinhalten, bis wir genügend Landsknechte aus Italien schicken können!« Karl kramte auf seinem Tisch, bis er ein zerfleddertes Dokument in den Händen hielt. »Hier, die Memminger Artikel. Verzicht auf den Kleinzehnt, Jagdrecht, freies Holzsammeln et cetera. Hat das die Bande nicht beruhigen können?«
    »Eine Weile. Aber es ist wie mit einem Schwelbrand. Man tritt ihn an einer Stelle aus, und es raucht bereits woanders.« Der Großkanzler lächelte. »Glücklicherweise sind wir durch unseren überwältigenden Sieg in Pavia nun in der Lage, ge­nügend Soldaten abzustellen. Der Schwäbische Bund unter dem treuen Truchsess Georg von Waldburg-Zeil steht schon bereit, den Brand zu löschen. Und zwar vollständig«, fügte er nach einer Pause hinzu. »Bislang hat der Truchsess die Bauern mit einem Friedensvertrag hingehalten. Doch das Massaker in Weinsberg schafft neue Tatsachen. Der Bund wartet nur noch auf Euren kaiserlichen Befehl, dann wird er sofort losschlagen.«
    Karl winkte ab. »Und deshalb seid Ihr zu mir gekommen, Gattinara? Derlei Kleinkram hätten wir auch schriftlich er­ledigen können.« Als sich sein Kanzler nicht von der Stelle rührte, seufzte er ergeben. »Also gut, Ihr habt meinen Befehl. Räuchert diese Bauernnester aus, schlagt die Rabauken meinetwegen tot. Es darf nicht sein, dass der Knecht sich gegen den Herrn erhebt. Das ist wider die göttliche Ordnung.« Karl schmunzelte. »Ich nehme an, selbst dieser Luther würde das so sehen.«
    Gattinara nickte ergeben. »Ein weiser Entschluss. Die Order liegt bereits

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