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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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Auch Neukastell hatte schon bessere Zeiten gesehen, doch noch immer wirkte die Burg trutzig und massiv. Einst hatte sie dem Trifels als Schutzburg gedient, mittlerweile fungierte sie als Verwaltungssitz, der es dem Zweibrückener Herzog ermöglichte, die ausstehenden Abgaben einzutreiben.
    Abgaben, die Erfenstein nicht mehr leisten konnte.
    Der Trifelser Burgvogt atmete tief durch, dann trieb er sein Pferd auf den letzten Metern zum Trab an. Keiner sollte ihm nachsagen, dass er ein alter, schwacher Mann geworden war. Die Wachen nickten ihm zu, als er durch das breite Burgtor ritt. Erfenstein war in der Gegend kein Unbekannter.
    Erstaunt musste der Ritter feststellen, dass an den Tränken im Burghof bereits eine Reihe weiterer Pferde stand. Ihr Fell war schwarz und glänzend, ein Knecht rieb sie soeben trocken.
    »Hat der herzogliche Verwalter etwa Besuch?«, fragte Erfenstein knurrend.
    Der Knecht nickte. »Der junge Graf Friedrich von Löwenstein-Scharfeneck ist soeben angekommen. Er erweist Seiner Exzellenz, Vogt Rupprecht von Lohingen, die Ehre eines kurzen Besuchs.«
    »Das hat mir gerade noch gefehlt«, murmelte Erfenstein so leise, dass es der Knecht nicht hören konnte. Er stieg vom Pferd ab und musterte mit Kennermiene die prächtigen Rappen.
    »Ist wohl nicht allein gekommen, der Herr Graf?«, fragte er laut.
    »Nein, mein Herr. Hat seinen Knappen und ein paar seiner Landsknechte dabei.« Der Knecht schmunzelte. »Die saufen und fressen gerade drüben im Anbau dem Verwalter die Haare vom Kopf.«
    Erfensteins Lippen wurden schmal. Die Vorstellung, dass Scharfenecks Männer hier prassten, während er selbst seinen Bauern das letzte Körnchen Getreide wegnehmen musste, verursachte ihm Bauchgrimmen. Wie so oft, wenn er sich ärgerte, fing die leere Höhle unter seiner Augenklappe an zu jucken. Schweigend stieg er die steinerne Treppe zum Wohnturm hinauf und betrat durch ein zweiflügliges Portal den Burgsaal.
    Die Halle war geschmückt mit Teppichen, Fellen und Gobelins, die teils in mehreren Schichten an den Wänden hingen. Auf dem Boden lagen Binsen und wohlriechende Kräuter, in einem fast drei Schritt breiten Kamin flackerte ein gewaltiges Feuer. Die plötzliche Wärme ließ Erfenstein nach der kühlen Luft draußen beinahe zurückprallen.
    »Ah, Philipp! Man hat mir dein Kommen bereits angekündigt. Ich hoffe, du bringst gute Nachrichten.«
    Von einer langen Tafel, die mit Weingläsern, auf silbernen Tellern dampfenden Fleischbrocken und Brotkörben bedeckt war, erhob sich der herzogliche Verwalter. Rupprecht von Lohingen war ein älterer, kampferprobter Ritter, der durch Alkohol und gutes Essen in den letzten Jahren immer mehr in die Breite gegangen war. Sein Haar war schütter, wie Erfen­stein trug er nach alter Mode einen buschigen Bart. Die beiden Ritter kannten sich schon lange, beide waren einst treue Weggefährten von Kaiser Maximilian gewesen. Doch anders als der Trifelser Burgvogt hatte Lohingen mit liebediene­rischen Reden und Geschenken die Gunst des Zweibrückener Herzogs erworben, der ihn vor einigen Jahren schließlich als seinen hiesigen Verwalter eingesetzt hatte.
    »Wie ich höre, komme ich ungelegen«, brummte Erfen­stein. »Du hast bereits einen Gast.«
    Lohingen lächelte. »Menschen, die mir Geld bringen, kommen niemals ungelegen. Ich hoffe doch, du hast die ausstehende Pacht dabei?«
    Philipp von Erfenstein räusperte sich, um etwas zu sagen. Doch der Verwalter fiel ihm ins Wort.
    »Wie unhöflich von mir«, sagte Lohingen kopfschüttelnd. »Wir sollten doch erst der Höflichkeit Genüge tun, nicht wahr? Erweise also zunächst dem jungen Grafen von Löwenstein-Scharfeneck die ihm gebührende Ehre.«
    Erst jetzt bemerkte der Trifelser Burgvogt, dass am hinteren Teil der Tafel, teilweise verhüllt vom Rauch des Feuers, noch eine weitere Gestalt saß. Der junge Mann war in Schwarz und nach der spanischen Mode gekleidet, unter seinem engen Wams lugte ein hoher weißer Kragen hervor. Ein schmaler ausrasierter Bart zierte ein hübsches, wenn auch etwas blasses Gesicht, in dem zwei spöttische Augen funkelten. Er mochte Anfang zwanzig sein.
    »Eure Exzellenz«, sagte Erfenstein und neigte kurz das Haupt. »Verzeiht, ich hatte Euch nicht gesehen.«
    »Geschenkt.« Friedrich von Löwenstein-Scharfeneck machte eine abfällige Geste. »Setzt Euch zu uns, Erfenstein. Sicher seid Ihr hungrig vom anstrengenden Ritt.«
    Der Burgvogt nickte zögernd und nahm an der reichgedeckten Tafel Platz. Von

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