Die Burg der Könige
du bekommst dafür die Erlaubnis des Herzogs«, warf Lohingen ein. Er wiegte den Kopf. »Wobei ich bezweifle, dass Seine Hoheit dir Männer zur Verfügung stellt, wenn du nicht mal deine Lehnszahlungen leisten kannst.«
»Dann nehmt eben meine.«
Scharfenecks Stimme war so leise gewesen, dass der Trifelser Burgvogt eine Weile brauchte, um das Angebot zu begreifen.
»Ich soll was ?«
Der junge Graf nickte. »Ihr habt richtig gehört, Erfenstein. Ihr könnt über meine Männer verfügen. Sobald vom Herzog der Permiss kommt, werden sie für Euch in den Kampf ziehen. Ich habe drei Dutzend kampferprobte Landsknechte, das sollte wohl genügen, um mit dem Halunken fertigzuwerden.«
Erfenstein brummte abfällig. »Wenn Wertingen sich da oben in der Ramburg einigelt, bringt ihn nicht mal eine ganze Armee raus. Die Burg ist schwer zu knacken. Der alte Hans von Ramburg hat sie vor ein paar Jahren an die Dalberger verkauft. Doch die haben nur einen einzigen Wachposten dafür abgestellt, und da hat Wertingen eben zugegriffen.« Er nahm einen weiteren Schluck Wein. »Der Schwarze Hans mag ein Hund sein, aber im Kampf kennt er sich aus.«
Friedrich von Löwenstein-Scharfeneck runzelte die Stirn. »Wollt Ihr mein Angebot etwa ablehnen?«
»Ich finde den Vorschlag des Grafen äußerst großzügig, Philipp«, mischte sich nun Rupprecht von Lohingen ein. »Bedenk doch: Wenn du Wertingen besiegst, ist der Pass wieder sicher. Außerdem machst du Beute, damit kannst du deine Schulden auf einen Schlag bezahlen.«
»Und der herzogliche Permiss?«
Der Verwalter zuckte mit den Schultern. »Darum kümmere ich mich schon.« Er grinste verschlagen. »Dafür seh ich dann allerdings auch was von der Beute, versprochen?«
Argwöhnisch musterte Erfenstein mit seinem gesunden Auge den jungen Grafen, der mit verschränkten Armen und leicht spöttischem Gesichtsausdruck auf eine Antwort wartete. Friedrich von Löwenstein-Scharfeneck kam aus einer einflussreichen Familie, sein Vater war ein unehelicher Sohn des früheren Pfälzer Kurfürsten. Erfenstein hatte Friedrich erst ein paarmal bei höfischen Anlässen getroffen, er war das jüngste von zehn Kindern und galt als ein verträumter Taugenichts. Bislang war der stets kühl auftretende Jüngling im Schatten seines Vaters geblieben, seine plötzliche Entschlussfreudigkeit überraschte den Vogt.
»Und?«, fragte Erfenstein zögernd. »Was verlangt Ihr dafür von mir?«
»Warum sollte ich dafür groß etwas verlangen?« Löwenstein-Scharfeneck zuckte die Achseln. »Schließlich ist es auch in meinem Interesse, dass dieser Hundsfott nicht mehr sein Unwesen treibt. Seine Burg ist ein Schandfleck und liegt zudem ganz in der Nähe von einem unserer Herrschaftssitze. Er hat bereits einige unserer Bauerndörfer verheert und sogar ein Kloster angegriffen. Es wird höchste Zeit, dass wir ihm den Garaus machen.« Er beugte sich lächelnd vor. »Ich bekomme die Hälfte der Beute, das ist nur fair.«
»Und das ist alles?«
Scharfeneck wiegte den Kopf, während er seine fettigen Finger gemächlich in einer Schüssel wusch. »Nun, es ist möglich, dass ich Euch schon bald um einen kleinen Gefallen bitten werde.«
Erfenstein runzelte die Stirn. »Sprecht schon«, knurrte er.
»Das werdet Ihr zu gegebener Zeit erfahren. Also, was ist, schlagt Ihr ein?«
Friedrich von Löwenstein-Scharfeneck streckte die nun saubere Hand aus, und nach einem kurzen Augenblick des Zögerns ergriff Erfenstein sie. Die Finger des Jünglings fühlten sich kalt und erstaunlich hart an. Er fragte sich, ob der Graf wirklich so verträumt und weich war wie bislang angenommen.
»Dann wäre das also geklärt«, sagte Scharfeneck. »Und nun entschuldigt mich.« Er erhob sich und strich sein vom Sitzen verknittertes Wams glatt. »Ich habe versprochen, meinen Landsknechten drüben im Anbau noch einen Besuch abzustatten. Sie erhalten ihr monatliches Salär. Wie es aussieht, werden wir ihre Degen, Dolche und Katzbalger schon bald gebrauchen können.« Lächelnd sah er den Verwalter an. »Ich bin sicher, Ihr werdet alles tun, um vom Herzog den nötigen Permiss zu bekommen, nicht wahr?«
Erfenstein und der herzogliche Burgverwalter standen auf und verbeugten sich förmlich.
»Es war mir eine Ehre, Exzellenz«, sagte Rupprecht von Lohingen. Dann wandte er sich leise an Erfenstein: »Du hast den Grafen gehört, Philipp. Ich werde den Herzog um einen Aufschub der ausstehenden Zahlungen bitten, allerdings nur für ein Jahr, und auch
Weitere Kostenlose Bücher