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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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den duftenden Speisen rührte er nichts an. Nur als ihm ein herbeigewunkener Mundschenk Wein einschenkte, trank er gierig und in langen Zügen. Der junge Löwenstein-Scharfeneck musterte ihn aufmerksam.
    »Der herzogliche Verwalter hat mir soeben erzählt, Ihr seid mit den Zahlungen im Rückstand?«, fragte er mit hochgezogener Augenbraue. »Offenbar nehmt Ihr Eure Bauern zu wenig ran.«
    »Wo nichts ist, kann man auch nichts holen.« Der Trifelser Burgvogt wischte sich über den vom Rotwein nassen Bart und unterdrückte einen Fluch. Das hatte ihm noch gefehlt, dass dieser junge Schnösel ihm Vorhaltungen machte! Die Löwenstein-Scharfenecks waren die reichsten Grundherren der Gegend. Ihre Lehen grenzten an die des Herzogtums Zweibrücken, aber auch an die der Erfensteins. Es hieß, dass Friedrichs Vater Ludwig von Löwenstein-Scharfeneck keine Gnade kannte und seine Bauern bis aufs Blut ausquetschte. »Der letzte Winter war der härteste seit langem«, fuhr Erfenstein brummend fort. »Die Bauern hungern. Außerdem wisst Ihr ebenso gut wie ich, dass mein Lehen weitaus kleiner als das Eures Vaters ist. Und die Maut vom Bindersbacher Pass …«
    »Ausreden«, unterbrach ihn Lohingen barsch. »Der junge Graf hat schon recht, du bist zu weich, Philipp. Wenn dein Lehen klein ist, musst du die Pacht eben dementsprechend erhöhen.« Er beugte sich über den Tisch und dämpfte seine Stimme. »Der Kaiser kämpft unten in Italien mal wieder mit den verfluchten Franzosen, wie du sicherlich weißt. Franz I. mag die Wahl zum deutschen König verloren haben, aber er glaubt noch immer, dass er der bessere Herrscher über Europa wäre. Und Karl sitzt nicht so fest im Sattel, wie man meinen könnte! Die deutschen Fürsten schlagen sich immer auf Seiten desjenigen, der ihnen mehr nützt. Daher hat ein jeder von uns seinen Anteil zu leisten, und sei er auch noch so unbedeutend.« Lohingen deutete auf den Grafen. »Seine Exzellenz hat dem Herzog soeben eine Kompanie Landsknechte zur Verfügung gestellt.«
    »Ich habe keine Landsknechte, Rupprecht«, knurrte Erfenstein. »Ich habe drei Burgmannen und einen versoffenen Geschützmeister, das ist alles.«
    »Taugt der Geschützmeister etwas?«, fragte Lohingen neugierig. »Vielleicht könnte …«
    »Ich bin froh, wenn er sich nicht selbst in die Luft jagt.«
    Der Verwalter seufzte. »Dann bist du wohl oder übel zu Zahlungen verpflichtet.« Er beugte sich kameradschaftlich nach vorne. »Philipp, denk ein wenig nach! Großzehnt, Klein­zehnt, Fron- und Spanndienste, da muss doch noch was rauszuholen sein. Ich bin für alle Vorschläge offen, schon um unserer langen Freundschaft willen. Erhöhe meinetwegen die Maut!«
    »Ha, dafür müssten wir erst mal der Raubritter Herr werden!«, erwiderte Erfenstein und griff erneut zum Weinglas. »Solange Hans von Wertingen am Bindersbacher Pass sein Unwesen treibt, machen die Händler einen weiten Bogen um die Gegend. Neulich hätte der Hund sich sogar um ein Haar meine Tochter geschnappt.«
    »Von Eurer Tochter habe ich gehört«, bemerkte Graf Löwenstein-Scharfeneck, während er genüsslich an einem Fasanenschlegel knabberte. »Sie soll eine wahre Schönheit sein, wenn auch …«, er lächelte breit und wischte sich über den Mund, »nun, ein wenig wunderlich.«
    »Sie kommt eben nach mir. Wir Erfensteins hatten schon immer unseren eigenen Kopf.« Philipp von Erfenstein versuchte ruhig zu wirken, doch innerlich tobte er. Was fiel diesem neureichen Gecken ein, über seine Tochter zu lästern! Wobei er sich eingestehen musste, dass Agnes sich in mancher Hinsicht tatsächlich sonderbar verhielt. Wenigstens die ledernen Beinlinge sollte er ihr verbieten.
    »Was den Schwarzen Hans betrifft, diesen Raubritter«, meldete sich nun wieder Rupprecht von Lohingen zu Wort, während er sich und dem Grafen Wein nachschenkte. »Räucher das Schwein halt aus, Philipp. Das kann doch so schwer nicht sein! Wie ich höre, ist seine Burg in einem jämmerlichen Zustand, und er hat nur noch ein paar Halunken, die ihm zur Seite stehen.«
    »Verflucht noch mal, Rupprecht!« Philipp von Erfenstein setzte sein Glas so heftig ab, dass der Wein auf die Tischplatte schwappte. »Du hast doch selbst früher Burgen belagert! Wie soll das gehen, mit gerade mal vier Männern? Eben hast du gehört, dass ich mir keine Landsknechte leisten kann. Und seit der Kaiser das Fehderecht abgeschafft hat, ist es mir ohnehin nicht mehr erlaubt, eine Fehde vom Zaun zu brechen.«
    »Es sei denn,

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