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Die Capitana - Roman

Die Capitana - Roman

Titel: Die Capitana - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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dem Divisionshauptquartier und den Schützengräben herstellen, ich brauche jemanden, der mir mitteilt, was die Männer brauchen, der ohne sich aufzuspielen darauf achtet, dass die Disziplin eingehalten wird, worauf Sie sich, wie man mir zugetragen hat, sehr gut verstehen.«
    Mika beschloss, ihm einfach zu glauben.
    Ihre Milizionäre, die es nicht erwarten konnten, in die Schützengräben zu kommen, sahen es als Ehre an. Mika schlug Fuentes als Capitán vor. Und Corneta ernannte sie ganz offiziell zum Adjutanten der Hilfs-Capitana, und musste dabei lachen. Der Junge sah sie ernst an, ohne etwas zu erwidern.
    »Was sagst du dazu, Corneta?«
    »Ich werde dich besuchen kommen«, antwortete er endlich, und ein Lächeln brachte sein kleines Gesicht zum Strahlen, »oder du kommst mich besuchen, aber ich gehe mit den anderen in die Schützengräben.«
    Und wie um das Gespräch zu beenden, drückte der Junge ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange, und zog mit seinen Kameraden ab. Ein Stich in ihrer Brust, doch sie konnte sich nicht in Tränen erleichtern: Viel Glück, Kamerad, flüsterte sie ihm nach, und als Corneta sie schon nicht mehr hörte: Versprich mir, dass du dich nicht töten lässt.
    Mika läuft die Schützengräben ab, um den anderen Kompanien ihre Aufgaben zu übermitteln und zu erfahren, was sie brauchen. Sie entdeckt nicht das kleinste Anzeichen von Feindseligkeit, weder bei den Befehlshabern noch bei den Milizen. Sie muss einiges neu überdenken. Und ihre Männer verstehen, sie so annehmen, wie sie sind. Auch Cornetas Entscheidung akzeptieren.
    Wenn sie letztens gesagt haben, man kann Mika nicht so leicht an den Eiern packen, dann nur, weil ihnen ein anderes Vokabular fehlt, weil nichts von dem, was sie über Frauen gelernt haben, auf Mika passt. Um ihr gehorchen zu können, sehen sie sie als etwas anderes an. Als ein Zwitterwesen, weder Mann noch Frau, oder schlimmer noch, als eine Frau, die »wie ein Mann ist«.
    Womöglich sind ihre Milizionäre, einfach nicht in der Lage, zu begreifen, dass sie, eben weil sie eine Frau ist, anders befiehlt, nicht von oben nach unten wie die Männer, immer mit der Waffe in der Hand. In ihrer Kompanie herrschen demokratische Prinzipien, Mika trifft keine Entscheidung, ohne nicht vorher die Anordnungen des Divisionshauptquartiers besprochen zu haben.
    Im Krieg muss irgendwer befehlen, und sie hat Durchsetzungsvermögen, sie kann organisieren und schwierige Situationen meistern. Menschen gehorchen nur dann, wenn sie es auch wollen. Vor allem Milizionäre. Ihr gehorchen sie nicht nur, sie lieben sie, und über diese Erkenntnis freut sie sich, was macht es da aus, dass ihre Männer um ihrer Selbstachtung willen mit der etwas unglücklichen Erklärung ankommen, dass Mika wie ein Mann ist oder dass man sie nicht an den Eiern packen kann.
    War es damals, als deine Milizionäre dich auf so unbeholfene Art charakterisierten, um vor anderen zu rechtfertigen, dass sie dir gehorchten? Es stand außer Frage, dass du weiterhin ihre Capitana warst, auch wenn Fuentes nun diesen Posten besetzte.

27. Kapitel
Cerro de Ávila, Februar 1937
    Auf dem Cerro de Ávila ist der Feind weiter weg als in Pineda de Húmera, etwa vierhundert Meter trennen sie von der nächsten Stellung. Aber die Faschisten stehen oben auf dem Hügel, verschanzt hinter Stacheldraht.
    Schon sechs Tage, und noch immer nichts, kein einziger Schuss ist gefallen. Nur dieser andauernde feine Regen, Kälte, Schlamm, Langeweile. Warum haben sie uns hierher gebracht? Damit wir uns Läuse und Rheuma holen?, beschweren sich die Männer. Den tiefen, gut ausgehobenen Schützengräben ist anzusehen, dass sie lange besetzt waren. Der Schlamm trägt die Spuren ihrer Vorgänger. Die internationalen Brigaden haben an dieser Stelle viele Verluste erlitten, und sie sind gekommen, um sie zu ersetzen.
    Die Aufgabe lautet, den Cerro de Ávila einzunehmen. Nur wann, wann, fragt Corneta immer wieder. Wenn sie den Befehl erteilen, gibt Mika zur Antwort. Bitte bald, sagt Ramón, und wenn sie nicht angreifen, dann gehen wir auf sie los.
    »Da irrst du dich«, erklärt Mika. »Wir suchen nicht mehr den Kampf, so wie am Anfang. Wir sind jetzt Teil einer Armee und stehen unter dem Kommando ausgebildeter Militärs. Sie entscheiden, wann, wie und wo gekämpft wird.«
    »Die einzigen, gegen die wir hier kämpfen, sind die Läuse«, sagt José Luis und zeigt zwischen seinen Fingerspitzen eine Laus herum, die er gerade aus der Naht seiner Jacke gezupft

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