Die Capitana - Roman
den Preis vieler Toter. Sie wird mit den Milizionären darüber reden, sie werden Freiwillige bleiben, nur eben dem Oberbefehl der republikanischen Streitkräfte unterstehen.
»Ich möchte lieber zur CNT «, sagt Ramón.
»Wenn wir zusammen gehen, bin ich einverstanden«, sagt der Chuni.
»Sie holen uns zu sich, weil wir einen guten Ruf als Kämpfer haben.«
Alles ist besser, als nicht mehr mitzukämpfen, darin sind sich alle einig. Bleibt nur noch, die Entscheidung von Oberst Ramírez abzuwarten, des Befehlshabers der 38. Brigade.
Ethelvina nestelt an dem Stoff, als wäre sie mit ihren Gedanken ganz woanders, doch ihr ist kein Wort von dem entgangen, was der Offizier zu Augusto gesagt hat.
»Hol diese Leute nicht zu dir in die Brigade, damit tust du dir keinen Gefallen«, sagt sie bestimmt, kaum ist der Offizier zur Tür hinaus.
Augusto hebt die Brauen, er bemüht sich, mit einem gequälten Lächeln sein Unbehagen zu verbergen.
»Die zweite Kompanie des POUM , wird die nicht von dieser Frau befehligt, Ojedas Capitana?«
»Ojedas Capitana? Ethelvina, so darfst du nicht reden, das gibt etwas zu verstehen, das so nicht ist.«
»Schon gut, du weißt, was ich meine, aber Ojeda ist auch nicht der Grund, warum ich gegen ihre Aufnahme in die 38. Brigade bin, ich bin dagegen, weil der POUM gefährlich ist, und diese Frau am allermeisten.«
»Wer redet dir so etwas ein?«, Augusto, befremdet. »Du hast von diesen Dingen doch gar keine Ahnung.«
Er hat doch immer mit ihr über alles geredet, seine Sorgen und Freuden mit ihr geteilt, deshalb hat Augusto sie auch mit in den Krieg genommen. Und jetzt versteht er sie auf einmal nicht, ist sie denn nicht mehr seine Vertraute? Er daraufhin matt, doch, natürlich, aber in diesem Punkt liegst du falsch, meine Liebe, du bist einfach nicht gut informiert, von wegen, ihr entgeht nichts, auch wenn es nicht den Anschein hat, sie hat für so etwas ein untrügliches Gespür, und diese Frau gefällt ihr nicht, Ethelvina hatte von Anfang an den Verdacht, dass sie eine Spionin ist, schon als Ojeda zum ersten Mal von ihr erzählt hat, er mag ein guter Kämpfer sein, aber als Mann ist er ihr ganz naiv ins Netz gegangen, was macht eine Südamerikanerin, die in Frankreich lebt, in Spanien im Krieg? Das ist schon seltsam, sie ist bestimmt eine Gestapo-Agentin, der gesamte POUM ein Haufen Verräter, und vor allem Mika.
»Was du sagst, ist niederträchtig«, die lauter werdende Stimme, »was ist los mit dir, Ethelvina? Bist du auf die Capitana eifersüchtig?«, gefolgt von einem schwachen Lachen, das etwas Gezwungenes hat, es ist ganz offensichtlich, dass er sich bremst, sich nicht mit ihr streiten will.
»Warum sollte ich eifersüchtig sein? Kennst du sie vielleicht näher?«
»Ich habe sie in Pineda de Húmera gesehen, als ich mich mit Ojeda getroffen habe.«
»Warum hast du mir das nie erzählt?«, fährt sie auf.
»Warum hätte ich, Ethelvina, ich erzähle dir doch nicht von allen Menschen, die mir über den Weg laufen. Ich habe dem keine Bedeutung beigemessen«, versucht Augusto sie zu besänftigen.
Egal, wie viele in die Fänge dieser Harpyie geraten sind, sagt Ethelvina, er soll ihr gut zuhören, sie sagt das nicht zum Spaß: Die Kompanie des POUM darf keinem Bataillon der 38. Brigade angehören, deren Befehlshaber er ist, ist das klar?
Augusto reißt die Augen auf, verbannt den Ärger aus seinem Gesicht und entgegnet ihr spielerisch: Ist das ein Befehl, meine Oberste? Oder sollte ich Generalin sagen? Sein Lachen klingt falsch.
Ein weiterer Vorstoß in der Schlacht, die Ethelvina nicht bereit ist zu verlieren, sie sammelt sich, schlägt einen sanften Ton an, als wäre sie die Ruhe selbst: Hat Augusto ihr nicht erzählt, dass die Kompanie, die die der Capitana ersetzt hat, fast unmittelbar nach dem Abzug von Mikas Milizionären komplett vernichtet wurde? Findet er das nicht ein wenig seltsam? Dass sie so viele Tage unbeschadet dort überstehen und der vernichtende Angriff in dem Moment stattfindet, als sie abgezogen sind?
Was will sie damit andeuten, fort ist jedes Lächeln, aufgegeben jede Bemühung, sich zu verständigen, Augusto steht auf, und mit sehr leiser, vor Wut bebender Stimme: was Ethelvina da sagt, ist ungeheuerlich, seine sich hochschraubende Stimme, und noch dazu vollkommen widersinnig, die Kolonne, die so brutal getroffen wurde, gehörte ebenfalls zum POUM .
Eines würde er doch gern wissen, sagt er und geht bedrohlich auf Ethelvina zu, woher sie das hat,
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