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Die Cassini-Division

Die Cassini-Division

Titel: Die Cassini-Division Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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Er war
schlicht, selbstversorgend, energiesparend und
ökologisch.
    In materieller wie psychologischer Hinsicht handelte es sich
um eine nachhaltige Lebensweise, eine hoch entwickelte
Gemeinschaft der menschlichen Spezies, die natürliche
Umgebung eines intelligenten Tieres, die dieses sich nach vielen
Wirren selbst erschaffen hatte. Wir nannten diese Epoche das
Heliozän. Dem Namen nach war sie auf die Sonne
beschränkt, doch im Prinzip gab es keinen Grund, weshalb sie
die Sonne nicht überdauern und sich zu allen Sonnen am
Himmel ausbreiten sollte.
    Mit unseren Sonnenspiegeln kontrollierten wir die Polkappen.
Die Vergletscherung und das große Artensterben des
Pleistozäns waren Vergangenheit; die längst
überfällige nächste Eiszeit würde niemals
kommen. Mit unseren weltraumgestützten Lasern und Atomwaffen
schützten wir die Erde vor Zusammenstößen mit
Asteroiden. Aus der DNS von Museumsexponaten erweckten wir
ausgestorbene Tierarten wieder zum Leben. Bald würden wir
den Milankovich-Effekt beherrschen. Wir befanden uns in
Sicherheit.
    Kein Wunder, dass es hier so wenige Touristen gab: Wer wollte
einen solchen Ort schon verlassen? Seufzend und mit einem
leichten Schauder wandte ich mich zum Eingangstor des
Flughafens.

 
2
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Nach London
     
     
    SCHLIESSLICH KAM ICH DOCH NOCH ZU MEINER REISE im Luftschiff.
Die Nurflügelflugzeugroute führte mich bis nach
Bristol, in eine Stadt, die zwar kein Handelszentrum mehr war,
aber noch immer ein Umschlaghafen für den Atlantikverkehr.
Die Altstadt mit den Docks war noch recht gut erhalten, doch an
den Kais, an denen früher einmal Zucker (im Austausch gegen
und angebaut von Sklaven) verladen worden war, hatten heute
nurmehr Sportboote festgemacht. Die Neustadt war im modischen
aztekischen Pyramidenstil gehalten, mit einer vorspringenden
Luftanlegestelle in halber Höhe. Wir landeten dort um ein
Uhr mittags, nachdem wir um elf von Graciosa gestartet waren. Ich
hatte das Glück, den zweiten Londonflug des Tages zu
erwischen. Um halb zwei startete die Maschine und sollte gegen
sechs in Alexandra Port eintreffen. So ist das eben, wenn man
innerhalb der Atmosphäre reist.
    Auch das Wetter spielt dabei natürlich eine Rolle. Als
ich aus dem Lift aufs Dach hinaustrat, fielen große
Wassertropfen vom Himmel. Ich holte ein Kapuzencape aus dem
Rucksack – auch dies natürlich ein Teil des Anzugs
– und zog es an. Geschützt von der Kapuze, fiel es mir
leichter, mich umzuschauen. Das Dach war fast so groß wie
ein kleiner Park, und es sah darauf auch so ähnlich aus
– abgesehen von den Hügeln in der Ferne und den
eigentümlichen visuellen Effekten, die auf den Regen
zurückzuführen waren, hätte ich mich auch unter
einem städtischen Kuppeldach befinden können. Ich
schritt über den Rasen, vorbei an tropfenden Bäumen und
Büschen, bis zu dem Pylon in der Mitte, an dem ein kleines,
buntes lenkbares Luftschiff festgemacht hatte. Außer mir
waren auch noch andere Leute dorthin unterwegs; insgesamt stiegen
mehrere Dutzend die Wendeltreppe hoch und überquerten die
Gangway zur Schiffsgondel. Die anderen Passagiere waren
ähnlich wie ich gekleidet, hatten aber zumeist mehr
Gepäck dabei. Während wir unsere nassen Sachen
ausschüttelten und Platz nahmen, entnahm ich den
aufgeschnappten Gesprächsfetzen, dass die meisten ernsthafte
Ökotouristen waren – oder sich jedenfalls dafür
hielten – und sich ernsthaft für Naturgeschichte oder
Stadtarchäologie interessierten. Nur wenige aber hatten der
Verlockung widerstanden, eine Angelrute oder ein Gewehr
mitzunehmen. In London konnte man angeblich hervorragend jagen
und fischen.
    Die Sitze waren eher wie in einem Zimmer denn wie in einem
Flugzeug angeordnet, doch ich hatte keine Mühe, einen
Fensterplatz zu bekommen. Das Luftschiff legte
planmäßig ab, stieg hoch über die Wolken auf und
schwebte über sie hinweg. Nachdem ich eine halbe Stunde lang
auf Laubwälder hinabgeschaut hatte, die nur von einigen
wenigen alten Straßen und neuen Gebäuden aufgelockert
wurden, stand ich auf und erkundigte mich bei den
Fahrgästen, was sie trinken wollten, dann begab ich mich in
die Bordküche und bereitete die Getränke.
    Während der Kaffee zubereitet wurde, gesellte sich eine
Frau zu mir, die sich als Suze vorstellte. Sie war klein und
braunhaarig und hatte haselnussbraune Augen und dunkle Haut. Sehr
englisch. Ihr Alter entsprach in etwa ihrem

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