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Die Cassini-Division

Die Cassini-Division

Titel: Die Cassini-Division Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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übertragene Bild
erschien auf den virtuellen Bildschirmen der Raumanzüge, die
sich noch immer um uns anspannten und verhärteten. Das Bild
wurde von der Außenkamera der Turing Tester übertragen, die noch vor dem Tor stationiert war.
    Der Jupiter stand in der Mitte, wie ich es gehofft hatte. Der
Rest des Bildes gab die Blitze ferner Lasertreffer wieder,
blendend helle Partikelströme und den Schnee, der von den
Stanniolstreifen her stammte, die beides ablenken oder zerstreuen
sollten. Die Schweife der Raketen und kinetischen
Leuchtspurgeschosse machten das Chaos komplett. Zwei, drei
Handelsraumer waren zu sehen, jeder von einem Schwarm von
Kampfstationen umringt. Der eine entfernte sich auf einem
höchst unorthodoxen Ausweichkurs. Der andere schlingerte auf
ebenso groteske Weise wie zuvor die Running Dog. Ich
meinte die Bemühungen der neuen Herren in den ungewohnten
Wirten, die durch die Steuerinstrumente rasenden Impulse und den
Widerstand der Software körperlich zu spüren. Der
Schlingerkurs des Schiffes war die Folge dieser Konflikte. Und
mitten in diesem unübersichtlichen Szenario flitzten unsere
dunklen Kampfstationen umher und wichen mit waghalsigen
Manövern zumindest den kinetischen Geschossen und den
Raketen aus; trotzdem wurden in den ersten Sekunden, da wir
zuschauten, zwei von ihnen von Partikelströmen getroffen und
explodierten lautlos.
    Einer nach dem anderen rasten die Kampfstationen auf unserer
Seite aus Kamerasicht über unsere Köpfe hinweg, und
jedes Mal, wenn eine das Tor passierte, erbebte unser ganzes
Schiff. Ich zählte bis neun, dann vernahm ich eine
mittlerweile vertraute Stimme.
    »Die General Arnaldo Ochoa verabschiedet sich und
wünscht euch viel Glück.«
    »Auf Wiedersehen«, sagte ich.
    Als die letzte Kampfstation hindurchflog, geriet das riesige
Trommelfell des gedehnten Raums, mit dem wir verbunden waren, zum
zehnten Mal in Schwingung. Kurz nach ihrem Austritt flitzte der
schwarze, einer Fledermaus ähnliche Schatten seitlich davon.
Jetzt waren wir auf uns allein gestellt.
    Dann füllte auf einmal ein Handelsschiff den Bildschirm
aus, das scheinbar unmittelbar auf uns zugeflogen kam. Etwas
brannte sich in seinen Rumpf, dennoch flog es unbeirrt weiter.
Als Letztes zeigte die Kamera der Turing Tester das
unscharfe Bild des Bugpanzers. Das letzte und einzige von der
Funkdrohne dank einer heldenhaften Hackertat übermittelte
Geräusch war eine sich überschlagende Stimme, die den
Warnruf »Running Dog!« ausstieß.
    Unser Schiff erbebte, als die tausend Tonnen das Wurmloch
passierten und gleichzeitig denselben Betrag an virtueller Masse
vom Tor abzogen. Ein Schlepptau brach und peitschte durch die
Voraussicht. Während ich vom mittlerweile leeren
Innenmonitor auf eine Außenkamera ging, die Yeng instinktiv
zugeschaltet hatte, beobachtete ich eine volle Sekunde lang starr
vor Entsetzen, wie das riesige Raumschiff wie eine Rakete aus
einem Silo aus dem Wurmlochtor auftauchte, vor dem Bug das
zerbeulte Wrack der Turing Tester.
    Sobald sie das Tor hinter sich gelassen hatte, feuerten die
Positionsdüsen weit präziser als zuvor. Das fremde
Bewusstsein hatte die Steuerung endlich gemeistert und drehte das
Haupttriebwerk von uns weg, sodass der stumpfe Bugpanzer in
unsere Richtung wies.
    »Andrea!«, wollte ich rufen, doch sie hatte das
Triebwerk bereits eingeschaltet. Die stärkste
Beschleunigung, die ich je erlebt hatte, drückte mich nieder
und verwandelte meinen Schrei in ein ersticktes Stöhnen. Die Running Dog verschwand augenblicklich vom Bildschirm,
dann, als die Kamera herumschwenkte, tauchte sie wieder auf.
    »Boris«, ächzte ich.
»Atomschlag.«
    »Geht nicht«, antwortete er mit etwas
kräftigerer Stimme. »Keine Zeit mehr, die Flugbahn zu
programmieren.«
    »Okay«, flüsterte ich. »Dann schick die Carbon Conscience mit, Kamikazeangriff.«
    »Hoffentlich meinst du, mit Kamikaze-Autopilot.«
    »Mach – schon!«
    Er verschwendete keine Zeit mehr, dennoch dauerte es eine
lange Minute, bis er sämtliche Befehle eingegeben hatte.
Dann löste sich unser bordeigener Waffenträger von der
Hülle und raste aufgrund unserer Beschleunigung davon.
    Yeng schaltete auf die Bugkamera der Kampfmaschine, und dann
dauerte es nicht mal mehr eine Minute – in der der letzte
Treibstoff verbrannt wurde –, bis wir sahen, wie er sich
dem Ziel näherte. Abermals nahm die Running Dog den
Monitor ein. Wir sahen die lautlose,

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