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Die Cassini-Division

Die Cassini-Division

Titel: Die Cassini-Division Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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auf; ein offenes,
unverschlüsseltes Videosignal. Das Rufzeichen erreichte uns
während der Arbeit, buchstäblich mitten in der Luft,
und sogleich eilten wir an den nächsten Monitor. Tatsuros
Gesicht tauchte auf dem Bildschirm auf. Er saß in einem
virtuellen Konferenzraum; bei ihm waren einige Mitglieder des
Kommandokomitees, eine Gruppe von Personen im Firmenoutfit der
Neumarsianer und, zu meiner Überraschung, Jonathan Wilde.
(Die Kopie von… aber ich hatte aufgehört, so zu
denken. Ich hatte mich reformiert.)
    »Ich habe ein sehr eigenartiges Gefühl«,
begann Tatsuro. »Diese Botschaft wird von unserem
stärksten Sender ausgestrahlt und zumindest einige Jahre
lang von stärkeren Sendern wiederholt werden, sobald uns
diese zur Verfügung stehen. Die Empfänger wird sie
natürlich erst in zehntausend Jahren erreichen. Sollten Sie
mich hören, werden Sie wissen, wie seltsam die Umstände
sind. Aber ich muss annehmen, dass es Sie in der Zukunft noch
gibt und dass Sie diese Botschaft ohne Zeitverlust empfangen. Nun
denn:
    Wir danken der Besatzung der Terrible Beauty aus ganzem
Herzen. Es ist Euch gelungen, mit dem Kometen-Bombardement die
posthumanen Wesenheiten des Jupiter zu vernichten. So viel wir
wissen, sind sie ausgelöscht, nicht nur dank Eures und
unseres Einsatzes, sondern auch in Folge von internen
Kämpfen. Eure etwaige Befürchtung, Ihr könntet
womöglich Wesen vernichtet haben, die uns freundlich gesinnt
waren, ist grundlos – falls es sie gab, so wurden sie von
anderen Jupiteranern vernichtet, die darauf aus waren, Kopien von
sich selbst in alles hochzuladen, was für sie erreichbar
war. Eigenartigerweise hatten sie es dabei eher auf die
Handelsschiffe der Neumarsianer abgesehen als auf uns. Unsere
Computer waren nahezu unempfindlich gegen die Viren der
Jupiteraner, während die ihren… äh…
ausgesprochen leicht verwundbar waren, wie sich herausstellte.
Unsere neuesten Nachforschungen und Rekonstruktionen haben
ergeben, dass es die Jupiteraner aufs Malley Mile abgesehen
hatten, mit dem sie den ganzen Bereich des Wurmlochs beherrschen
und ihren Einfluss auf einen großen Teil des Universums
hätten ausdehnen können. Ihr habt uns, ohne es zu
ahnen, gleich in mehrfacher Hinsicht gerettet.
    Ob Ihr die Menschen und posthumanen Wesen des Neuen Mars
gerettet habt, wissen wir nicht. Sollte dies nicht der Fall sein
oder sollte diese Nachricht von unseren Gegnern aufgefangen
werden, so wird ihnen die Vernichtung der Jupiteraner hoffentlich
vor Augen führen, zu welch schrecklichen Taten unsere
Spezies fähig ist. Denn wir werden neue Raumschiffe mit
vakuumfluktuierendem virtuellem Massenantrieb und neue
Wurmlochtore bauen, sobald wir dazu in der Lage sind. Wir werden
den Kontakt mit dem Neuen Mars wieder herstellen. Und nun
wünsche ich Euch alles Gute und übergebe das Mikrofon
an die Überlebenden der Handelsexpedition vom Neuen
Mars.«
    Einer nach dem anderen ergriffen nun die Männer und
Frauen vom Neuen Mars das Wort und trugen jeweils eine herzliche,
ergreifende persönliche Nachricht vor – einige wandten
sich nicht nur an ihre Freunde und Verwandten, sondern auch an
ihre Kopien, was mir ein wenig seltsam vorkam. Einer beendete
seine Botschaft folgendermaßen:
    »Dies ist eine Nachricht an die Allgemeinheit –
wir werden unser Möglichstes tun, um die einseitige
Kommunikation aufrecht zu erhalten – wir werden die
Verbindung so lange halten, bis die Raumschiffe fertig gestellt
sind. Es sei denn, es gelingt uns, auch ein neues Tor zu bauen,
werden die Raumschiffe natürlich ebenfalls nur eine
Einbahnstraße sein, was die Rückkehr an diesen Ort und
in diese Zeit betrifft – aber wir kehren nach Hause
zurück. Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen, dass die
Menschen der Solaren Union uns schlecht behandeln könnten
– Wilde genießt seit Jahren ihre Gastfreundschaft und
bekommt alles, was er braucht, wie wir erfahren haben. Am meisten
wünschen wir uns jedoch, Handel zu treiben, und sei es mit
den Nicht-Kooperateuren – ich glaube jedoch, es werden sich
noch mehr Handelspartner finden. Es gibt viele tatkräftige
Menschen auf der Erde, und jetzt, da sie elektronische
Geräte wieder uneingeschränkt einsetzen können,
werden sie abheben. Hier wird sich einiges ändern.
Wir sehen uns bestimmt wieder.«
    Wilde hatte von den Kaufleuten erfahren, dass sein zweites Ich
und seine wieder zum Leben erweckte Frau noch am Leben

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