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Die Cassini-Division

Die Cassini-Division

Titel: Die Cassini-Division Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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waren. Er
hatte Botschaften für sie und auch für uns.
    »Ellen May«, sagte er, »ich habe geglaubt,
Sie könnten die Außenweltler besiegen, ohne zum Neuen
Mars vorzudringen. Also, da habe ich mich geirrt, und Sie haben
beides geschafft. Sie wissen, dass ich befürchtet habe, Ihre
Leute könnten den Neuen Mars, für den ich… eine
gewisse Zuneigung empfinde, erobern. Aber wenn ich mich jetzt
umschaue, frage ich mich, wer hier eigentlich wen erobert hat.
Das Leben hält eben immer wieder Überraschungen
bereit.«
    Er zuckte die Achseln. »Das war’s. Viel
Glück.«
    *
    Ich schaue noch immer auf den Monitor, der das wiedergibt, was
wir gewohnheitsmäßig als Voraussicht bezeichnen. Die
Sonne des Neuen Mars ist eine kleine, ferne Scheibe, vor dem
Hintergrund der anderen Sterne kaum zu erkennen. Wir befinden uns
mitten in der Kometenwolke, die jedoch nur in Simulationen, nicht
in der Realität sichtbar ist. Es sieht so aus, als
befänden wir uns im leeren Raum, wenn man von unserem
eigenen Kometen, den zerbrechlich wirkenden, diamantharten
Gebilden, die wir aus seinem Material gebaut haben, und den
bizarren Überresten des Tors einmal absieht.
    Es ist nützlich, exotische Materie in seiner Nähe zu
haben. Sie hat uns in eine enge Umlaufbahn um einen noch
größeren Brocken normaler Materie befördert:
Kometenmaterie, Hunderte Millionen Tonnen davon, Gestein und Eis
und organische Stoffe. Wir brauchten etwa fünf Jahre, um die
Kometenwolke zu erreichen, dann konnten wir uns einen
Überblick über die uns zur Verfügung stehenden
Schätze machen. Die Überreste des Tores sammeln
allmählich scheibenförmig Material um sich. Sie
besitzen, wie Malley es einmal formuliert hat, eine gewisse
Attraktion.
    Jedes Zuhause sollte so etwas haben.
    Zuhause… in gewisser Sinn ist das hier. In einem
anderem Sinn liegt es zehntausend Lichtjahre entfernt – und
zehntausend Jahre in der Vergangenheit. (Wenngleich ich immer
wieder denke, wir befänden uns zehntausend Jahre in der
Zukunft.)
    Die solaren Funkquellen wurden immer stärker und
zahlreicher – anfangs sogar täglich und
stündlich. Nach einigen Monaten waren sie sogar von weniger
empfindlichen Antennen aufzufangen, auch von denen auf dem Neuen
Mars und in dessen Umkreis.
    Die Funksendungen berichten von der fortdauernden
Auseinandersetzung, welche die neumarsianischen Kaufleute
vorausgesagt hatten und deren Ausgang nach wie vor ungewiss ist:
es geht dabei um das Gemeineigentum der Union auf der einen und
die nicht zu verhindernde Aneignung der Ressourcen des Solaren
Systems durch Individuen und Gruppen auf der anderen Seite; ein
Prozess, den wir und die Neumarsianer mit großem Interesse
verfolgen. Ihm ist die Unmittelbarkeit von Tagesnachrichten zu
eigen, doch er hat, wie Geschichte, auch etwas Quälendes, da
wir zur Tatenlosigkeit verdammt sind und der Ausgang, falls es
überhaupt einen gab, schon seit Jahrtausenden feststeht. Der
Konflikt ist auf dem Neuen Mars Gegenstand zahlreicher
Dokumentarfilme, regelmäßiger Debatten und mehrerer
rein fiktiver und lächerlicher Fernsehserien.
    *
    Die Kometenwolke ist riesig, und wir sind es gewohnt, uns
mittels Laser über schmalbandige, verschlüsselte
Kanäle zu verständigen. Das übrige Spektrum nehmen
die breiteren, leichter zugänglichen Signale der
Neumarsianer und ihrer Arbeitsroboter in Anspruch. Wir wissen
alles, was sie wissen, und sie wissen, dass wir hier sind, mehr
nicht. Wir beschränken den Kontakt auf ein Minimum.
Einstweilen sind wir mit dem zufrieden, was wir haben: wir wollen
hier draußen aus Gestein, Eis, Kohlenstoffverbindungen und
schwachen Sonnenstrahlen eine neue Welt aufbauen, bevor wir zu
einer Welt zurückkehren, die anderen gehört.
    Eines Tages wird die Solare Union oder das, was dann ihre
Stelle einnimmt, eigene Raumschiffe mit Malleyantrieb besitzen,
die nahezu Lichtgeschwindigkeit erreichen. Und zehntausend Jahre
später werden sie hier auftauchen und vielleicht ein neues
Wurmloch mitbringen, was jeden Tag der Fall sein könnte. Es
ist mir gleich, ob die Menschen, die zu uns kommen, unsere
Ansichten teilen werden. Unser Eigentum werden wir gewiss nicht
mit ihnen teilen. Bis dahin haben wir vielleicht schon ganz im
Stillen unser eigenes kleines galaktisches Imperium aufgebaut,
hier draußen inmitten der Kometenwolke. Wenn wir
ausreichend Masse verarbeitet haben, werden wir damit beginnen,
Menschen, Tiere und Maschinen aus den

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