Die Catilina Verschwoerung
hatte.
»Das schickt sich nicht für eine so jung verheiratete Dame auf einer so ehrwürdigen Feier«, stichelte ich. Sie legte das Kinn auf die gekreuzten Unterarme und strampelte mit ihren hübschen Füßchen im Wasser. »Sei nicht albern. Ich bin verheiratet worden als vertrauensbildende Maßnahme zwischen unserer Familie und den Crassern, nachdem beide so lange verfeindet gewesen sind. Ich bin bloß eine Figur im großen Spiel der Politik.«
»Spielfiguren sind hart und knorrig, was kaum die passende Beschreibung für dich sein dürfte, Felicia. Wo ist übrigens dein beneidenswerter Gatte?«
»Er schnarchte auf einem Sofa, als ich ihn verlassen habe. Ich habe nicht die Absicht, bei einem Anlaß wie diesem etwas zu verpassen, also bin ich hierher gekommen, um mich zu erfrischen. Warum gesellst du dich nicht zu mir?«
Ich stand auf. »Vielleicht ein anderes Mal, Felicia. Die Würde des Amtes und so weiter.«
»Quaestor?« Sie schnaubte verächtlich. »Das ist kein Amt, sondern eine Strafe.«
Ihre grausame, aber zutreffende Einschätzung meiner Position ließ mich zusammen zucken, und ich verabschiedete mich. Im Übungshof führte ein Trupp Gladiatoren eine Reihe von inszenierten Duellen vor, wobei sie stumpfe Waffen benutzten, jedoch ihre Rüstung trugen. Ich ließ ihr Klirren und Klappern hinter mir und gelangte zum Dampfbad. Dort gab ich einem Aufseher meine Kleidung und meine Kränze, griff mir einen Stapel Handtücher und ging in die dampfende Hitze. Im Halbdunkel fand ich eine Bank und setzte mich. Nach wenigen Augenblicken schwitzte ich wie ein Legionär am Ende eines langen Tages.
Jeder, der sich den Freuden eines Gelages ernsthaft hingeben will, weiß, daß es entscheidend ist, hin und wieder eine Pause zu machen, um sich von seinen Exzessen zu reinigen. Selbst hier im Bad hatte Lucullus für unseren Komfort Sorge getragen. In der Mitte des Dampfraumes stand ein riesiges Becken, in dem Weinkrüge verpackt in Schnee lagerten, den man extra in Wagen aus den Alpen hatte heran karren lassen.
Ein außergewöhnlich gutaussehender junger Mann kam herein, gefolgt von einer Gruppe von Männern im selben Alter.
Er war etwa neunzehn, hatte schwarzes, lockiges Haar und ein Lächeln, das Apollo in den Schatten gestellt hätte. Er blinzelte durch den Dampf, kam dann auf mich zu und streckte seine Hand aus. »Der Quaestor Metellus?« fragte er.
»Kein anderer. Und du bist...?«
»Marcus Antonius.« Ich hatte schon gedacht, daß die Familienähnlichkeit mir bekannt vorkam.
»Der Sohn des Konsuls?« fragte ich.
Ein Gefährte reichte ihm einen Krug gekühlten Weins.
»Sein Neffe. Mein Vater ist der ältere Marcus.« Marcus Antonius setzte sich neben mich, während seine Freunde sich ebenfalls Plätze suchten. »Dein Vater hat als Augur meine Mannbarkeitsriten geleitet.«
»Dann muß das dein erstes Triumph-Bankett sein«, sagte ich.
»Es ist das erste, seit Afranius und Calpurnianus vor sieben Jahren ihren Triumph gefeiert haben.«
»Ich habe gehört, es sei kein Vergleich mit diesem gewesen.«
Marcus Antonius' Augen leuchteten vor jugendlicher Begeisterung. »Lucullus weiß, wie man ein Festmahl gibt.«
Ich war ganz seiner Meinung. Sein Vater, der ältere Marcus Antonius, war selbst für antonische Maßstäbe unfähig und kriminell gewesen. Man hatte ihn ausgesandt, die Mittelmeerpiraten zu vernichten, und er war statt dessen losgezogen, die Provinzen auszuplündern. Unter dem Vorwand, die Insel sei mit den Piraten verbündet, griff er Kreta an; es war ihm dann der außergewöhnliche Erfolg beschieden, von den Kretern vernichtend geschlagen zu werden, was ihm den verächtlichen Spitznamen »Creticus« eingebracht hatte. Vor zehn Jahren war er in Griechenland gestorben, ohne daß jemand um ihn getrauert hätte. Man mußte diesen prächtigen jungen Mann ob seines Vaters bemitleiden.
»Weißt du, was ich an Bädern liebe?« fragte Marcus Antonius. »Sie sind die einzigen Orte in Rom, an denen man sicher sein kann, nicht auf Gallier zu stoßen.« Seine Freunde quittierten diese Bemerkung mit lautem Gelächter, doch er selbst lachte am lautesten. Er hatte ein offenherziges, ansteckendes Lachen.
»Meinst du diese Allobroger?« fragte ich.
»Wen sonst? Sie haben meinen Onkel praktisch jeden Morgen besucht. Und das heißt, daß ich sie ertragen muß, wenn ich ihm meine morgentliche Aufwartung mache.«
»Es hätten auch Germanen sein können«, tröstete ich ihn.
Dann forderte ihn einer der jungen Männer zu
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