Die Catilina Verschwoerung
dem Forum abgehalten. Normalerweise fanden sie auf dem Campus Martius statt, aber die Auguren hatten ungünstige Omen für das Campus Martius festgestellt. Mars wünschte, daß die Festspiele in diesem Jahr in der Stadt abgehalten wurden. In der Frühzeit Roms war immer das Forum der Austragungsort gewesen, aber in jenen Tagen war es noch ein offenes Feld gewesen. Bei der gegenwärtigen großen Zahl von öffentlichen Gebäuden, Tempeln, Monumenten und Rednertribünen war es ein schwieriger Ort für ein Pferderennen.
Daß das Rennen auf dem Forum stattfand, war in einer Hinsicht vorteilhaft für mich: Auf dem Campus Martius wäre es als Wagenrennen abgehalten worden. Und ich war zwar ein geschickter Reiter, aber ein erbärmlicher Wagenlenker. Mit Ausnahme der Rennen und Prozessionen waren Wagen schon seit Jahrhunderten nicht mehr im Gebrauch, so daß ich keinen Sinn darin sah, diese Fertigkeit zu erlernen, obwohl ich aus Neugier ein paar Unterrichtsstunden nahm. Clodius hingegen trainierte regelmäßig bei den Ställen der Grünen. (Als er zu einem Mann des Volkes geworden war, war er von den Roten zu den Grünen gewechselt. Es wäre eine Schande für einen hochgeborenen Mann gewesen, an öffentlichen Rennen teilzunehmen.) Ein weiterer Vorteil für mich war Clodius selbst. Er war ein wenig kleiner als ich, von stämmigem Körperbau und etliche Pfunde schwerer als ich. Vieles würde von der Stärke der Pferde abhängen, die wir erlosten. Da sie unter den besten Pferden ausgewählt wurden, waren sie wahrscheinlich etwa gleich stark, was mir einen Vorteil verschaffte. Mit der halben Subura im Schlepptau betrat ich unter donnerndem Beifall das Forum. Ganz Rom schien sich auf dem alten Mittelpunkt der Stadt zu drängen oder von Balkonen, Toren und Dächern darauf herabzublicken. Manche waren sogar auf die Denkmäler geklettert, um eine bessere Sicht zu haben.
Neben mir gingen zwei Männer, die ebenfalls für die Subura antreten würden. Beide waren Angestellte des Circus und ausgezeichnete Reiter.
Mars war in jenen Tagen noch immer ein Gott, der seine Kultstätte außerhalb der Stadtmauern hatte und in der Stadt selbst mit Ausnahme eines Schreins im Haus des Pontifex Maximus über keinen Altar verfügte, so daß man vor den Rostra einen provisorischen Altar errichtet hatte, der dem Daueraltar auf dem Campus Martius nachempfunden war. Vor diesem Altar standen der Flamen Martialis und seine Helfer, bereit, ihr Ritual zu zelebrieren. Hinter dem Priester auf den Rostra standen die Behörden des Staates und andere Pontifices und Flamines sowie die Auguren und ein paar privilegierte Ausländer.
Vom anderen Ende des Forums sah ich Publius Clodius und seine zwei Begleiter nahen, gefolgt von den Bewohnern der Via Sacra. Wie meine bestand auch seine Anhängerschaft aus aufgeregten jungen Männern, die jederzeit für eine kleine Rauferei zu haben waren. Clodius war noch immer ein recht gutaussehender junger Mann trotz einiger Narben, die ich in seinem Gesicht hinterlassen hatte und die anzuschauen mich jedesmal mit großer Freude erfüllte. Außerdem war ich froh zu entdecken, daß er ein paar Pfunde zugelegt hatte, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Im Einklang mit dem feierlichen Ernst des Anlasses zogen wir keine Grimassen, sondern blieben ruhig.
Ich trat auf das flache Podium, das als Altar errichtet worden war, und blieb dort mit den anderen fünf Reitern stehen. Mein Vater war da, zusammen mit den Vätern von zwei anderen Reitern. Da wir laut einer juristischen Fiktion noch immer als Eigentum unserer Väter galten, mußten die drei Väter und der Flamen ein bestimmtes Ritual absolvieren, das uns vorübergehend für den Dienst des Gottes freistellte.
Nachdem das erledigt war, kam mein Vater auf mich zu und sagte: »Das ist eine verdammenswert riskante Geschichte, auf die du dich da eingelassen hast, aber man wird sich in den Volksversammlungen daran erinnern, wenn für dich die Zeit gekommen ist, als Aedil zu kandidieren. Sei bloß vorsichtig und laß, so weit wie möglich, die anderen die Risiken eingehen.«
Dann verließ er das Podium.
Vater hatte eine wunderbare Art, die Dinge politisch zu betrachten. Alles mit Ausnahme des Todes erschien ihm annehmbar, wenn es einem half, gewählt zu werden.
Die Helfer des Flamen entledigten uns unserer Tuniken. Das war ein uralter Brauch, aber der Hauptgrund dieser Maßnahme war, daß man sicherstellen wollte, daß wir keine Rüstung oder versteckte Waffen unter unserer
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