Die Catilina Verschwörung
nur eine Weile.
Durch ein Gewirr von Gassen ging es zu Calenus’ Haus.
Als ich dort ankam, drängten sich die Menschen davor. Ich gab dem Jungen ein Kupfer-As, und er stürmte glücklich von dannen. Ich drängte mich durch eine Ansammlung von Haussklaven, bis ich auf eine Gruppe stieß, die um eine Leiche stand, die im Atrium lag. Der Bestattungsunternehmer war anwesend, zusammen mit seinen Assistenten, die sich im Hintergrund an die Wände des Raumes drückten. Sie würden den Toten für die Beerdigung herrichten, wenn die erste Leichenschau vorüber war. Ich sah, dass sie ihm bereits eine neue Toga angelegt hatten. Er war ein etwa fünfzigjähriger Mann mit Halbglatze.
Einige junge Männer - die Söhne, vermutete ich - standen tröstend um eine schluchzende, mittelalte Frau. Unter denjenigen, die gekommen waren, die Leiche zu sehen, waren auch einige Männer in der Tunika der Senatoren. Ich hielt nach einem bekannten Gesicht Ausschau und fand eins: Quintus Crispus, einen Freund meines Vaters. Ich erhaschte seinen Blick, und er trat zu mir.
»Ist das nicht schrecklich, Decius?« fragte er. »Wer würde einen Mann wie Sextus Calenus umbringen wollen? Er hatte meines Wissens keinen einzigen Feind auf der Welt.«
»War er ein Freund von dir?« fragte ich.
»Ein Klient. Seine Familie ist schon seit Generationen Klient unserer Familie, schon bevor sie den Rang der Equites erlangt hat.«
»Wie ist es passiert?« fragte ich ihn.
»Es ist gestern am späten Abend geschehen. Ich habe ihn nachmittags noch wegen einer Geschäftsangelegenheit getroffen. Als sein Patron habe ich mich stets bemüht, ihm öffentliche Aufträge zu besorgen. Danach ist er zu einem Abendessen bei Freunden gegangen, deren Haus er erst nach Einbruch der Dunkelheit wieder verlassen hat. Er wurde vor seiner Haustür überfallen und ermordet. Beraubt, wie ich gehört habe.«
»Hat es Zeugen gegeben?«
»Er hatte sich von dem Haus, wo er zu Abend gegessen hatte, einen Sklaven als Begleitung ausgeliehen. Der Bursche muss hier irgendwo sein. Er bekam einen Schlag auf den Kopf, aber er ist nicht ernsthaft verletzt. Ermittelst du in der Sache?«
»Ja, so ist es.« Nun, ich ermittelte ja wirklich. Ich war nur nicht autorisiert dazu. »Ich werde den Sklaven in Bälde befragen.«
Ich ging zu dem Bestattungsunternehmer, einem Gerippe von einem Menschen, dessen Gesicht den kummervollen Ernst eines Menschen ausstrahlte, der Leichen für die Beerdigung herrichten musste. Ich stellte mich vor und fragte ihn nach der Art der Verletzung, der Calenus erlegen war.
»Die Mordwaffe steckte nicht in der Leiche, Quaestor«, erwiderte der Mann. »Man hat fünfmal auf den Herrn eingestochen. Ich glaube, der Mörder hat es zunächst dreimal versucht, aber die Klinge stieß immer auf eine Rippe. Dann hat er noch zweimal von unten in den Brustkorb gestochen, und einer dieser Stöße durchbohrte das Herz des Toten.«
»Hast du eine Vorstellung, was für eine Waffe verwendet Wurde?« wollte ich wissen.
»Die Stichwunden waren sehr breit, etwa vier Finger. Es war also ein Dolch mit sehr breiter Klinge oder ein kurzes Schwert, möglicherweise ein Gladius.«
Ich machte mich auf die Suche nach dem Sklaven und fand ihn in der Küche auf einem Stuhl sitzend, den Kopf bandagiert und eine Kompresse gegen seinen Hals drückend. Er mochte sechzehn Jahre alt sein. Obwohl seine Tunika jetzt beschmutzt war, erkannte ich, dass sie aus feinstem Material war, was auf einen reichen Besitzer schließen ließ. Ich bat ihn, die Ereignisse des gestrigen Abends zu beschreiben.
»Mein Name ist Ariston, und ich gehöre zum Haus des Marcus Duronius. Gestern abend erhielt ich eine Fackel und den Auftrag, Sextus nach Hause zu begleiten. Mein Herr steht draußen bei der Familie und wird das bestätigen. Wir waren gerade an der Haustür angelangt, und ich hatte nicht einmal Gelegenheit zu klopfen, als zwei Männer aus dem Schatten sprangen. Ich sah, wie einer von ihnen Sextus von hinten packte, während mir der andere mit dem Griff seines Schwertes auf den Kopf schlug.« Ariston nahm die Kompresse ab und zeigte mir einen hässlichen Schnitt an seinem Hals, aus dem noch immer Blut sickerte, auch wenn es nicht lebensgefährlich aussah. »Ich glaube, meine Rettung verdanke ich allein diesem Ding hier.« Er berührte einen schmalen Kupferring, der um seinen Hals lag. »Ich bin einmal entlaufen, da hat mein Herr mir den verpasst.«
Ich beugte mich näher heran und betrachtete den Ring. Wie
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