Die Catilina Verschwörung
deiner Gastfreundschaft und deiner ebenso berühmten Schönheit überwältigt zu sein. Übrigens, das ist ein wahrhaft hinreißendes Gewand.«
Sie trug eine feine, smaragdgrüne Stola, offenbar aus reiner Seide. Der Gedanke daran, was sie gekostet haben musste, war beunruhigend.
»Ist sie nicht wunderbar? Ein Geschenk unseres Ehrengastes.Etwas so Prächtiges hätte ich nicht erwartet. Er hat auch eine für Aurelia mitgebracht. Bestimmt hat sie sich irgendwohin verzogen, um sie anzuprobieren und ihr Spiegelbild zu bewundern. Komm mit, die anderen sind draußen und stehen den Haussklaven beim Tischdecken im Weg.« Sie nahm meine Hand und zerrte mich förmlich in die offene Kolonnade.
Das Peristylium hatte ein ungewöhnlich großes Compluvium , sodass es wie ein Innenhof wirkte. Anstelle eines Beckens in der Mitte gab es einen vergitterten Abfluss, der um die Basis der Säulen lief, damit man die Freifläche in der Mitte der Anlage auch für größere Feiern benutzen konnte. Es waren schon mindestens dreißig Leute anwesend, und weitere wurden offenbar erwartet. Sie standen auf einem mit einem kostbaren Mosaik geschmückten Fußboden herum. Es stellte eine Szene mit Göttinnen und Göttern, Nymphen, Satyrn und Zentauren dar, die sich auf weinbewachsenen Hügeln tummelten.
Für Oktober war es wunderbar warm und klar, fast wie an einem lauen Sommerabend. Ich sah, dass die schönsten, skandalumwittertsten und vornehmsten Damen anwesend waren: Sempronia, Fulvia, Orestilla selbst, Clodia und ein paar andere, die zu ihrer Zeit ziemlich berühmt waren, deren Namen mir aber mittlerweile entfallen sind. Aurelia war bisher noch nicht in Erscheinung getreten.
Die Männer waren ähnlich distinguiert, vor allem durch ihre Verrufenheit. Catilina und Curius waren da, außerdem Lisas, der ägyptische Botschafter. Crassus war noch nicht eingetroffen, aber Caesar war zugegen, da sich Populären und Optimaten zu solchen Anlässen freimütig mischten. Caesar hatte für das kommende Jahr das Amt des Pontifex Maximus ergattert und wirkte deshalb ein wenig distanziert. Er plauderte freundlich mit Catilina; schließlich waren sie beide Patrizier.
Ich bemerkte drei Männer in exotischem Gewand: kurzen Jacken mit langen Ärmeln, Hosen und weichen Stiefeln. Das waren die Parther. Als Erben des persischen Reiches beanspruchten sie, zivilisiert zu sein, und wir ließen sie in dem Glauben; als ob Menschen, die Hosen trugen, etwas anderes als Barbaren sein konnten! Außerdem trugen sie auch im Haus Kopfbedeckungen, etwas, was kein Römer außer dem Flamen Dialis je tun würde.
Ich vergaß sie auf der Stelle, als Aurelia erschien. Sie trug ein Seidengewand wie ihre Mutter, aber ihres war flammend rot. Sie überging die anderen Gäste und kam als erstes auf mich zu. Wir tauschten eine förmliche Begrüßung aus, bevor wir mit dem ernsthaften Flirten begannen.
»Das Geschenk des Botschafters steht dir überaus gut«, sagte ich.
»Ist es nicht wundervoll?« fragte sie, und ihre Augen leuchteten auf. »Ich bin so froh, dass ich das rote bekommen habe. Es passt viel besser zu meinem Typ als das grüne.«
»Dem kann ich nur zustimmen.«
»Mutter sieht in ihrem Kleid aber auch wunderbar aus, findest du nicht?«
»Ja, aber nicht so hinreißend wie du.«
»Das liegt daran, dass sie die Möglichkeiten des Materials noch nicht erkannt hat.« Sie strich die Seide glatt, bis sie sich über ihrem Körper spannte. »Sie trägt beispielsweise ein Strophiumund ein Subligaculum unter ihrem Kleid. Na ja, wenn ich so alt bin wie sie, werde ich wohl auch ein Strophium brauchen, aber das Wunderbare an einer reinen Seidenstola ist, dass sie die Vorteile einer züchtigen Kleidung mit denen des Nacktseins verbindet.«
Ich räusperte mich. »Wirklich, ein phantastischer Stoff.«
»Wie ich höre, wirst du übermorgen als Anführer der Suburer antreten. Wie aufregend!«
»Nun, man muss die Ehre seines Bezirks hochhalten. Ich bin überrascht, dass du so schnell davon erfahren hast. Ich habe diese Ehre erst gestern abend angenommen.«
»Die ganze Stadt spricht davon. Ich finde, es ist ungeheuer mutig.«
»Oh, die Gefahr wird übertrieben. Ich freue mich sogar darauf.« Als ich noch jung war, konnte ich lügen wie ein Alter.
»Ich werde zusehen«, versprach sie, »von einem sicheren Platz aus. Aber bist du schon unserem Ehrengast begegnet? Komm mit.« Sie nahm meine Hand und führte mich zu der Gruppe der Parther. »Botschafter, das ist der Quaestor Decius
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