Die Catilina Verschwörung
du auch, dass Fabius Sanga der Patron der Allobroger ist?«
»Ja«, sagte ich und zu Sanga: »Ich habe an dem Tag mit deinem Wagenlenker gesprochen, Dumnorix hieß der Junge.«
»Amnorix«, verbesserte mich Sanga.
»Von mir aus auch Amnorix. Sein Künstlername ist Polydoxus. Er erwähnte, dass du der Patron seines Stammes bist, und mir fiel wieder ein, dass deine Familie mit Nachnamen Allobrogicus heißt.«
»Fabius ist vor ein paar Tagen mit alarmierenden Nachrichten zu mir gekommen«, sagte Cicero. »Heute abend hat er mir von den neuesten Entwicklungen berichtet.«
»Dieser Schurke Umbrenus hat sich schon vor einiger Zeit an die Gesandten der Allobroger herangemacht«, meinte Fabius. »Er ist ein Steuerpächter der übelsten Sorte, hat aber darauf geachtet, sich mit den Stämmen in Gallien gut zu stellen. Er wusste von den Nöten der Allobroger, und dass sie nach Rom gekommen waren, um sich zu beschweren. Es war genau die Konstellation, auf die die unzufriedenen Anhänger Catilinas gewartet hatten. Umbrenus sprach sie auf dem Forum an und lud sie in das Haus von Decius Brutus ein. Brutus ist außerhalb der Stadt, aber Sempronia hat sie empfangen. Sie hatten gehofft, dass die Gallier von einem der vornehmsten Häuser Roms beeindruckt sein würden, und das waren sie auch.«
»Er behauptet, ihre uneingeschränkte Unterstützung gewonnen zu haben«, warf ich ein.
Fabius beugte sich vor. »Lass mich dir etwas über die Gallier sagen. Wie alle Keltoi« - er benutzte das griechische Wort für diese Rasse - »sind sie leicht erregbar und prahlen gern, aber sie sind keineswegs die Witzfiguren, als die wir sie in unseren Theatern darstellen. Man darf ihre erste, emotionale Reaktion nie für ihre endgültige Haltung zu etwas nehmen. Wenn sie Zeit gehabt haben nachzudenken, sind sie normalerweise so vernünftig und besonnen wie alle anderen Menschen auch. - Als Umbrenus Sympathie für ihre Sache vorgab, brachen sie in ihr gewohntes Lamento über ihre Leiden aus. Als er ihnen erklärte, dass echte Männer eher kämpfen als ihre Freiheit aufgeben, brüllten sie, dass sie mit Freuden dem Mann folgen wollten, der ihre alte Freiheit wiederherstelle. Er erzählte ihnen von Catilina, und sie gelobten, ihn zu unterstützen.« Er nahm einen Becher vom Tisch und trank. »Natürlich«, fuhr er fort, »war das bloß gallisches Gerede, aber Umbrenus hat sie beim Wort genommen. Als sie erst einmal Gelegenheit gehabt hatten, die Sache zu überdenken, bekamen sie Angst, sich auf etwas wirklich Ernstes eingelassen zu haben. Als ich nach Rom zurückkehrte, kamen sie ganz vernünftig zu mir und fragten mich, was sie tun sollten. Daraufhin habe ich sofort den Konsul unterrichtet. Ich habe ihm gesagt, er solle, um herauszufinden, wer die Verschwörer sind, den Galliern raten, weiter mitzuspielen. Sie erklärten Umbrenus, dass ihnen wohler bei der Sache wäre, wenn sie wüssten, dass wichtige Männer daran beteiligt seien. Das hat sich allerdings als ein Fehler erwiesen, weil die Verschwörer daraufhin alle möglichen Namen in die Runde warfen, um die Gallier zu beeindrucken, wie sie es auch bei dir getan haben. Unter den Namen, die sie ihnen genannt haben, war auch der deines Vaters.«
Ich verschluckte mich fast an meinem Wein. »Vater? Na ja, Barbaren glauben das möglicherweise.«
»Die Verschwörer haben den Namen benutzt, weil sie wussten, dass die Allobroger ihn kennen«, erwiderte Fabius. »Dein Vater war bis vor kurzem ihr Gouverneur, und in unzivilisierten Ländern kommt ein Prokonsul gleich nach einem Gott.«
»Ich habe sie durch Fabius unterrichtet«, sagte Cicero, »dass sie Folgendes verlangen sollen: Wenn ihre Stammesbrüder in Gallien nicht Unterschrift und Siegel der führenden Verschwörer unter einem Dokument bekommen, das ihnen bei Erfolg der Revolution die versprochenen Belohnungen garantiert, werden sie den Aufstand nicht unterstützen.«
Ich starrte ihn entgeistert an. »So dumm können sie doch nun wirklich nicht sein« protestierte ich. »Selbst der amateurhafteste Verschwörer weiß, dass man seinen Namen nie unter etwas Schriftliches setzen darf!«
»Und doch haben sie versprochen, das Dokument zu liefern«, entgegnete Cicero. »Auf gewisse Weise ergibt das sogar einen Sinn. Sie glauben, dass sie die Unterstützung der Gallier brauchen, wenn sie Erfolg haben wollen, und sie wissen, dass sie im Falle eines Scheiterns der sichere Tod erwartet. Außerdem halten sie sich nicht für Verschwörer. Sie glauben, als
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