Die Catilina Verschwörung
hatten. Die Männer, die vorher das Blut der Verschwörer gefordert hatten, riefen jetzt ebenso laut nach der Verbannung Catos.
Es gab zahlreiche andere hässliche Vorfälle. Menschen sahen eine Chance, ihre Feinde zu denunzieren, und taten das ohne Zögern. Cicero blieb jedoch glücklicherweise ruhig und tat die meisten Anschuldigungen mit seinem vernichtenden Sarkasmus ab. Ein Mann namens Tarquinius, den man auf dem Weg zu Catilinas Truppen aufgriff, behauptete, Crassus habe ihm eine Botschaft der Ermutigung für Catilina mitgegeben. Cicero weigerte sich, dieser Anschuldigung nachzugehen, obwohl er nicht unglücklich darüber war, dass ein Schatten auf Crassus’ Staatstreue gefallen war. Später behauptete Crassus, Cicero habe Tarquinius zu dieser Aussage angestiftet, aber das habe ich nie geglaubt.
Catulus und Piso, erbitterte Feinde Caesars, versuchten die Allobroger zu bestechen, damit sie Caesar der Mitverschwörung bezichtigten. Caesars engagierte Rede gegen die Hinrichtung der Verschwörer verlieh solchen Anschuldigungen eine gewisse Glaubhaftigkeit, aber auch in diesem Fall weigerte sich Cicero, die auf bloßem Hörensagen basierenden Beschuldigungen zur Kenntnis zu nehmen.
War Caesar in die Sache verwickelt? Ich traue es ihm zu, obwohl ich seine Verteidigung der Verschwörer nicht für einen Beweis halte. Im Verlauf seiner Karriere hat Caesar bedenkenlos Barbaren hingemetzelt, aber er zögerte stets, wenn es um die Hinrichtung eines römischen Bürgers ging. Seine Gnade war sprichwörtlich und wurde von seinen Feinden, die sie für Weichheit hielten, verspottet. Zu guter Letzt war sie gar sein Verderben.
Verschiedene mit dem Imperium ausgestattete Männer erhielten den Befehl, dem Feind außerhalb Roms entgegenzutreten. Die Sache wurde dadurch kompliziert, dass das Jahr zu Ende ging und einige dieser Männer abtraten, während andere ihr Amt gerade übernahmen. Ciceros Bruder Quintus beispielsweise war designierter Praetor und wurde ausgesandt, sich um die Catilinarier in Bruttium zu kümmern. Bis er dort angekommen war, würde er über die volle Amtsgewalt verfügen. Gaius Antonius Hybrida, der in der Nähe von Picenum wartete, hatte noch immer das Imperium als Konsul und wurde in Alarmbereitschaft versetzt. Der Praetor Metellus Celer sollte mit einer Armee nach Norden marschieren. Da Antonius Makedonien übernehmen sollte und Cicero einen prokonsularischen Statthalterposten abgelehnt hatte, war Celer das cisalpinische Gallien zugesprochen worden. Der Feldzug war also lediglich eine Etappe des langen Marsches in seine Provinz. Der Praetor Pompeius Rufus wurde nach Capua geschickt, um ein Auge auf eine mögliche Unterwanderung der dortigen Gladiatorenschulen durch die Catilinarier zu haben. Seit Spartacus lebten wir in ständiger Angst vor einem Sklavenaufstand, und damals befanden sich die meisten derartigen Schulen in Capua.
Der designierte Praetor Bibulus wurde ausgesandt, die Catilinarier im Paelignerland zu vernichten, was nur eine kleine Streitmacht erforderte. Mit den Paelignern war seit geraumer Zeit nicht mehr viel los, obwohl sie auf ihren Bergen ziemlich stolz auf ihre Unabhängigkeit waren.
Der Leser wird verstehen, dass ich vieles von all dem nur gehört oder Jahre später gelesen habe. Als kleiner Praetor war ich noch kein Vollmitglied des Senats, sodass ich weder alle Reden verfolgen noch selbst an der Debatte teilnehmen konnte.
Trotzdem war mir vage bewusst, dass ich den Todeskampf der alten Republik miterlebte.
XII
Ich war dabei, als Catilina endgültig zur Strecke gebracht wurde, obwohl ich gerne darauf verzichtet hätte. Es war im nächsten Jahr, die beiden neuen Konsuln waren bereits an der Macht. Cicero hatte schon Probleme; seine Gegner verlangten seine Anklage wegen der Todesurteile gegen die Catilinarier. Niemand zog die grundsätzliche Richtigkeit der Aktion in Frage, es ging lediglich um ihre Legalität.
Die Tribunen Nepos und Bestia hatten eine Gesetzesvorlage eingebracht, der Senat möge Pompeius aus dem Orient zurückrufen und mit Catilina verhandeln lassen, aber ihre Rechnung ging nicht auf. Cicero hatte vorgesorgt. Es war offensichtlich, dass die Truppenbefehlshaber, die sich mit den Catilinariern auseinandersetzten, das Problem Stück für Stück lösen würden, lange bevor Pompeius in Erscheinung treten konnte.
Ich wurde der Armee von Metellus Celer zugeteilt. Als ich meine Einberufung erhielt, war die Panik in der Stadt bereits vorüber. Die Bürger hatten
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