Die Chance seines Lebens
strafte seine Worte Lügen.
Auch Fabian schlenderte ins Foyer. Er hatte kein Ziel, weil er ja niemanden erwartete. Als sein Vater vor ihm stand, schrak er zusammen und stierte ihn mit großen Augen an.
Aber dieser nahm ihn wortlos in den Arm und drückte ihn. „Du hast wirklich viel Talent, mein Sohn, ich hoffe, dass du einen Studienplatz erhältst. Und in den nächsten Ferien fahren wir auch nicht weg, dann lassen wir dein Bein operieren. Es wird Zeit.“ Fabian nickte nur noch; er konnte vor lauter Glück nicht sprechen. Er spürte einen Kloß im Hals.
Romina kam mit ihren Eltern im Schlepptau vorbei und stellte sie vor. Die Jugendlichen nahmen sich zaghaft hinter dem Rücken an die Hand. Es blieb nicht verborgen, und die Elternpaare schauten sich wissend an. Sie nickten sich zu. „Wir müssen jetzt aber wieder hinter die Bühne“, sprach Fabian, und im Nu waren beide verschwunden.
Die Eltern begaben sich auf ihre Plätze.
Bei jedem Elternpaar drehte es sich jetzt nur um ein Thema: „Sind sie verliebt?“
Auch Yasmina war in der Pause bei ihrer Familie gewesen. Als sie erneut hinter die Bühne gehen wollte, stellte sich ihr Thomas in den Weg. Sie blickten sich an. Thomas nahm ganz zart ihre Hand. „Du hast wundervoll gesungen, hoffentlich bist du unter den Siegern. Ich möchte dir sagen …“, stotterte er und bekam einfach kein Wort mehr heraus.
Yasmina lächelte ihn nur an und gab ihm einen Kuss auf den Mund. Dann rannte sie schnell hinter die Bühne.
Thomas stand grinsend da, sein Herz pochte ganz laut. Er sprang vor Glück hoch, drehte sich um und ging strahlend auf seinen Platz zurück . Alles ist gut , dachte er sich grinsend.
Hinter der Bühne machte sich die Nervosität breit. In Gruppen standen sie da und flüsterten miteinander.
Sie waren alle gut, jeder rechnete sich eine Chance aus. Der Gong ertönte; geschlossen traten sie auf die Bühne und stellten sich in einem Halbkreis auf.
Die junge Frau lobte die Darbietung jedes Einzelnen und war froh, dass sie keine Entscheidung treffen müsse.
Die Juroren standen auf und gaben der Moderatorin einen Umschlag.
Alle warteten gespannt auf diesen Augenblick. Sie öffnete den Umschlag und zog den Zettel heraus. „Ich werde euch nicht länger warten lassen, denn sicherlich seid ihr alle sehr nervös.“
Die Jugendlichen nickten.
Die junge Frau las als Erstes den Namen von Fabian vor, und ein tosender Applaus setzte ein. Dann wurde der Name Adrian genannt, der bei einem Klavierspiel sein Können demonstriert hatte. Auch hier wurde Beifall geklatscht. Und als Letztes und Drittes auf dem Zettel, und die Stille war hörbar im Saal, sprach sie den Namen „Romina.“
Romina konnte ihr Glück nicht fassen. Sie hatte einen Studienplatz erhalten! Glücklich fiel sie Fabian um den Hals und küsste ihn vor allen Augen.
Ein Professor trat vor und gratulierte den drei Gewinnern. „Aber denkt daran, dass ohne Abitur kein Studium möglich ist“, sprach er. Sie bekamen ein Schreiben ausgehändigt, das sie bei Beginn des Studiums vorlegen sollten.
Überglücklich sahen sie sich in die Augen. „Wir können zusammen an der Universität studieren.“ Fabian lächelte und drückte sie an sich. „Ich liebe dich Romina“, und sie streichelte sein Gesicht. Für Fabian war es der glücklichste Tag in seinem Leben. Er hatte seinen großen Traum wahr gemacht und konnte ein Studium an einer Musikhochschule beginnen; gleichzeitig hatte er die Liebe gefunden. Was wollte er mehr! In Dresden war er geboren, aber jetzt ist das Ruhrgebiet seine Heimat , dachte er.
Und Romina? Auch sie war überglücklich, obwohl sie eine junge Frau und gleichzeitig eine Roma war, stand ihr jetzt die Welt offen. Sie hatte die einzigartige Chance erhalten, beide Kulturen miteinander zu verbinden. Sie fühlte sich schon lange als Deutsche. Aber sie leugnete ihre Wurzeln nicht. Sie wird immer eine Roma bleiben.
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