Die Chaos-Kompanie
die Legionäre die Bahn in voller Kampfausrüstung, komplett mit Waffen und Tornistern, zurücklegten, eine Ankündigung, die von der Kompanie mit einer Mischung aus Entsetzen und Gemurre quittiert worden war. Nach dem sie schon der Gedanke entsetzt hatte, den Parcours überhaupt zurücklegen zu müssen, raubten ihnen die neuen Bedingungen alles an Energie und Begeisterung, was sie sonst vielleicht noch hätten aufbringen können.
Wenigstens für den Augenblick waren sie sich im Geiste einig, ihren neuen Chef lynchen zu wollen.
Das Ergebnis war, wie vorauszusehen, das totale Chaos.
Wenn auch die meisten Mitglieder der Kompanie wenigstens mit ein paar von den Hindernissen fertig werden konnten, sie alle mit auch nur einem Anschein von Haltung und Geschicklichkeit überwinden konnte keiner. An den schwierigeren Hindernissen standen die Legionäre zu ratlosen Gruppen zusammen, oder sie starrten finster zu den Hügeln in der Nähe hinüber, wo sich ihr Kommandant aufhielt.
Obwohl Armstrong und Rembrandt all das vorausgesehen und sich erkleckliche Mühe gegeben hatten, ihren neuen Kommandanten darauf hinzuweisen, wurden sie immer noch von vagem Unbehagen geplagt. Narrisch hatte sie in die Pflicht genommen, indem er sie darauf hinwies, dass die Kompanie ihre persönliche Verantwortung sei.
Kurz und gut fürchteten die beiden Leutnants, ihnen könnte für den gegenwärtigen Zustand der Kompanie der Schwarze Peter zugeschoben werden. Denn vielleicht hatten sie ja wirklich, was die Ausbildung der Truppe anging, in der Vergangenheit versagt. Hätten sie die Kompanie über diese Bahn schicken sollen? Vielleicht wäre die heutige Leistung ja nicht so grauenhaft gewesen, wenn sie im Bemühen, die körperliche Verfassung der Legionäre zu verbessern, auf täglicher Gymnastik bestanden hätten? Natürlich waren sie sich auch klar darüber, dass man sie, hätten sie versucht, ein solches Programm durchzuführen, vielleicht bei der ersten Gelegenheit >versehentlich< in den Rücken geschossen hätte. Dennoch blieb die Tatsache bestehen, dass sie es nicht einmal versucht hatten.
Aber was vergangen war, war vergangen, und jetzt gab es nichts mehr, was sie noch hätten tun können, außer bedrückt auszusehen.
Supermücke, die lausbübische kleine Legionärin, näherte sich gerade der Drei-Meter-Bretterwand. Das war ein besonders schwieriges Hindernis, eines, das bis auf die sportlichsten Legionäre alle einschüchterte. Deswegen führte auch ein kleiner Pfad außen darum herum, damit die Entmutigten dieser Prüfung nach ein paar Versuchen ausweichen konnten, bevor sie völlig deprimiert waren.
Unnötig zu sagen, dass das Gros der Kompanie nach einem symbolischen Anlauf auf die Wand diese Route wählte und viele nicht einmal so zu tun versuchten, als würden sie es probieren. Nicht so hingegen Supermücke.
Mit einem kurzen Zwischenspurt stürzte sie sich auf die Wand, nur um kaum auf halber Höhe mit einem Schlag, der noch für die Beobachter auf dem nahe gelegenen Hügel zu hören war, dagegenzuprallen. Es war ein aufrichtig gemeinter, aber vergeblicher Versuch. Einer, mit dem sie sich ganz bestimmt den Weg außen herum verdient hätte, den so viele andere so schamlos wählten. Es schien jedoch, als sei Supermücke anderer Meinung.
Nachdem sie sich aus dem Staub aufgerappelt hatte, pausierte sie nur gerade lang genug, um ihre Ausrüstung zurechtzurücken, dann warf sie sich wieder mit einer Wildheit auf das Hindernis, die diejenige ihres ersten Versuchs womöglich noch übertraf ... mit denselben bedauerlichen Ergebnissen. Wieder stürmte sie gegen die Barrikade an, und wieder drang das Geräusch, mit dem ihr Körper gegen die Wand prallte, den Hügel hinauf zu den Beobachtern.
Und wieder ...
Andere Legionäre strömten an ihr vorbei, aber immer noch setzte sie ihren verbissenen Ansturm auf die Wand fort. Bei jedem Aufprall verzogen die Leutnants das Gesicht und zuckten mitfühlend zusammen, und selbst die hartherzige Brandy schüttelte angesichts der Hartnäckigkeit der kleinen Legionärin verwundert den Kopf. Narrischs Reaktion jedoch fiel anders aus, als sie es erwartet hatten.
Mit schwungvollen Schritten näherte sich der Kompaniechef selbst dem Hindernis. Während Supermücke wieder sprang, bückte er sich und legte eine unpersönliche Hand so unter ihren Po, dass er sie bei ihrem nächsten Sprung hoch - und über die Wand hinwegschob. Obwohl sie offensichtlich über die Hilfe erstaunt war, hielt die Legionärin nicht
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