Die Chaos-Kompanie
mehr, als sie gesagt hat, seit sie angekommen ist.«
»Da wir gerade von den Nichtmenschen sprechen«, sagte Narrisch, »möchte ich Ihnen noch einen Gedanken unterbreiten. Vor allem möchte ich die beiden Sinthianer auseinanderreißen, wenn wir die Zweierteams festsetzen. Ich stelle mir vor, dass es schwierig für Menschen ist, sich Nichtmenschen gegenüber zu verhalten und eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Wenn wir die beiden zusammen lassen, macht es das nur noch schwieriger, sich ihnen zu nähern. Das einzige Problem ist, dass ich nicht sicher bin, wie die Sinthianer darauf reagieren, wenn man sie trennt. Was denken Sie darüber?«
»Ich glaube nicht, dass Sie sich Sorgen darüber machen müssen, dass sie sich beschweren, Herr Hauptmann.« Armstrong grinste und blinzelte Rembrandt zu. »Glaubst du das, Remmie?«
»Na ja«, erwiderte seine Partnerin mit gespieltem Zögern, »eigentlich erwarte ich nicht, dass das ein Problem sein wird.«
Der Kommandant ließ seinen Blick zwischen den beiden hin- und herschweifen.
»Langsam habe ich das Gefühl, da entgeht mir ein Witz.«
»In Wirklichkeit, Herr Hauptmann«, half Rembrandt aus, »kommen die beiden nicht besonders gut miteinander aus.«
»Nicht?«
»Die Sache ist die, Herr Hauptmann«, sagte Armstrong, »dass es auf ihrer Heimatwelt extreme Klassenvorurteile gibt. Beide haben sie ihre Welt verlassen, um den Verhältnissen dort zu entrinnen.«
»Ihre Namen sagen schon alles«, fuhr Rembrandt fort.
»Einer von ihnen, Spartakus, ist ein Vertreter der unteren Klasse, während Louie, die Kurzform von Louis XIV darstellt, der Aristokratie entstammt. Beide haben sich der Legion in dem Glauben angeschlossen, sie würden nie wieder mit irgend jemandem aus der verhassten >anderen Klasse< zu tun haben müssen, und Sie können sich vorstellen, wie überglücklich sie waren, als sie beide diesem Haufen zugeteilt wurden.«
»Ich verstehe. Wie stark beeinflusst ihre gegenseitige Abneigung ihre dienstlichen Leistungen?«
»Genaugenommen gehen sie ziemlich zivilisiert damit um«, sagte Rembrandt. »Es ist nicht so, als würden sie gewalttätig oder so. Sie meiden einander nur, wann immer das möglich ist, und funkeln sich vielleicht böse an und murren ein bisschen, wenn das nicht geht. Wenigstens glaube ich, dass es so ist. Bei ihren Augenstielen und den Translatoren lässt es sich ein bisschen schwer sagen.«
»Unter dem Strich, Herr Hauptmann, denke ich jedenfalls nicht, dass sie Einwände erheben werden, anderen Partnern zugeteilt zu werden.« Armstrong grinste.
»Sehr beruhigend.« Narrisch hakte einen weiteren Punkt auf seiner Liste ab. »Also dann. Wer ist der nächste?«
Die Atmosphäre der Zusammenkunft hatte sich erheblich entspannt, als der Kommandant die Besprechung endlich schloss. Alle drei Offiziere waren vor Müdigkeit wie besoffen und neigten dazu, beim schwächsten Versuch von Humor übertrieben zu kichern.
Narrisch war mit den Ergebnissen zufrieden, als er seine Offiziere zur Tür geleitete. Die lange Konferenz hatte sie einander nähergebracht.
»Tut mir leid, dass ich gar nicht mehr auf die Zeit geachtet habe«, meinte er zu ihnen. »Ich will Ihnen was sagen: Schlafen Sie morgen aus, und wir machen gegen Mittag weiter.«
Die beiden Leutnants stöhnten theatralisch.
»Und übrigens: Recht gute Arbeit ... von Ihnen beiden.«
»>Recht gute Arbeit< meint er«, sagte Armstrong und schnitt ihrem Partner ein Gesicht. »Ich hätte nicht gedacht, dass wir ein Schulterklopfen kriegen würden, bevor wir vor Erschöpfung umfallen. Natürlich müssen wir morgen da weitermachen, wo wir aufgehört haben.«
»Das sagt er nur, weil wir ein paar Sachen wussten, die er nicht wusste«, konterte Rembrandt eulenhaft. »Sobald er uns ausgequetscht hat, wirft er uns weg und vergisst uns.«
Narrisch stimmte in ihr Lachen ein.
»Jetzt gehen Sie und schlafen ein bisschen. Sie werden Ihre Kraft noch brauchen, bevor ich mit Ihnen fertig bin.«
»Ernsthaft, Herr Hauptmann, wozu die Eile?« sagte Rembrandt und lehnte sich gegen die Wand. »Was ist aus unseren entspannten, informellen Sitzungen geworden?«
»Vor einer Minute haben Sie den Finger darauf gelegt«, erklärte ihr der Kommandant. »Sie beide wissen ein paar Dinge über die Truppen, die ich nicht weiß. Ich möchte so viele Informationen aus ihnen herausholen, wie ich kann, bevor wir übermorgen alle über den Selbstvertrauenskurs schicken - na ja, eigentlich schon morgen.«
Er blickte von seiner Uhr auf
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