Die Chaosschwestern legen los - Mueller, D: Chaosschwestern legen los

die ganze Nacht gefahren, nur um mich wiederzusehen! So süß! Javier hat gesagt, ich sei das hübscheste Mädchen, das er je kennengelernt hat! Mit seinem süßen, harten, rollenden, spanischen Akzent hat er das gesagt. Na ja, hübsch bin ich ja wirklich. Dafür kann ich ja nichts. Das ist nun mal so. Jeder auf der Welt hat doch irgendwelche Stärken. Sogar meine Schwestern, vermute ich. Wenn das auch schwer zu sehen ist, bis jetzt. Aber wer weiß, vielleicht wird ja sogar aus der Miesmuschel Livi noch was! Warum lächelt sie bloß nicht öfter? Dann würde sie möglicherweise sogar ganz hübsch aussehen. Hm. Und vielleicht noch ein bisschen Wimperntusche... Und etwas Rouge auf ihrer weißen Gesichtshaut wäre auch kein Fehler. Aber ich will nicht über Livi nachdenken. Javier ist verliebt in mich!!! Si-si-si! Und Ramón? Den kriege ich schon noch mit Dodo zusammen! Und dann werden wir alle glücklich in Spanien leben! Bloß weg aus diesem Kaff hier! ¡Viva España! Hm, muss mir nur noch überlegen, wie ich das Cornelius am besten verkaufe. Brauche ich für die Anmeldung an der spanischen Schule eigentlich eine Unterschrift von meinen Eltern? Ach Mist, warum bin ich nicht schon achtzehn?

    Es war gar nicht so einfach, mich letzten Samstag unbemerkt aus dem Haus zu schleichen. Musste mir den Wecker grässlich früh stellen, damit Iris oder Cornelius mich nicht erwischen. Cornelius musste ja unbedingt wieder auf glückliche Großfamilie machen und mit allen zusammen feierlich das neue Haus angucken.
    Mann, Cornelius, wo bitte ist das Problem, wenn ich ein paar Stündchen später vorbeischaue? War ja auch dann noch alles da, oder? Sogar ein gackerndes Huhn im Garten. Das Kenny total entzückt hat, hihi! Kein Wunder – das arme Kind! Cornelius erlaubt ihr ja nicht mal einen Hamster!
    Das Haus ist eigentlich ganz nett. Riesig. Und das Zimmer, das ich mir rausgesucht habe, ist auch klasse. Groß. Und ganz für mich allein! Beinahe schade, dass ich nach Spanien gehen werde und das Zimmer nur ab und zu in den Ferien nutzen kann.
    Wir haben dann noch den ganzen Nachmittag in unserem neuen Haus rumgehangen. Obwohl es natürlich total leer war. Nicht mal ein kleiner Hocker für Rema war da, auf den sie sich hätte setzen können. Cornelius hat irgendwann Pizza bestellt (die Malea naserümpfend ignoriert hat – was ist mit der denn los?), und wir haben uns einfach gemütlich auf die Erde gehockt und Pläne gemacht, wie wir alles einrichten werden, und in Ruhe gefuttert. Das war eigentlich wirklich schön. Manchmal mag ich meine Familie echt gern. Iris und Cornelius sind irgendwie ziemlich unkompliziert und cooler als andere Eltern. Also meistens jedenfalls. (Allerdings bestimmt nicht, was Spanien angeht …)
    Na ja, Cornelius ist sowieso cooler als die meisten anderen Väter mit ihren stinknormalen und genauso stinklangweiligen
Berufen. Auch wenn seine Band Rainbow nicht viel Geld verdient – ich finde sie super! Welches Mädchen hat schon einen Vater, der im hohen Alter noch in einer Band Schlagzeug spielt?
    Javier jedenfalls fand das megacool, als ich ihm in den Sommerferien davon erzählt hab. Obwohl es natürlich ganz sicher nicht an Cornelius’ Schlagzeug lag, dass Javier in unseren drei Urlaubswochen kein anderes Mädchen mehr angeguckt hat. Ramón, sein Freund, hat mir gesagt, dass Javier normalerweise den ganzen Sommer über ständig mit Touristinnen flirtet. Aber das stört mich nicht. Und außerdem tut er es jetzt ja nicht mehr. Jetzt bin ich ja da.
    Javi hat auch gesagt, dass das von jetzt an und mit mir total anders ist. Was bestimmt stimmt, denn: Fährt er alle anderen Mädchen, die dort Sommerferien gemacht haben, auch mal eben übers Wochenende besuchen? Da hätte er aber viel zu tun!
    Und er hat ja seinen Job als Kellner im Strandrestaurant. Javi meinte, dass ich ohne Probleme ebenfalls dort anfangen könnte. Falls das mit der Sprachenschule in Barcelona nichts wird.
    Den ganzen Sommer am Strand im Restaurant kellnern..., das ist vielleicht auch nicht schlecht. Muss da mal mit Dodo drüber reden. Wir könnten bestimmt eine Menge Geld verdienen. Denn Dodo sieht auch nicht schlecht aus. Und die Hübschesten bekommen das meiste Trinkgeld, sagen Javier und Ramón. Und jeden Abend könnten wir uns beim Sonnenuntergang in die Brandung schmeißen. Mann, was für ein Leben!
    Habe Livi am Wochenende von meinen Plänen erzählt. Nicht von Javier natürlich. Wieso auch. Er ist zwar wie wild
in mich verliebt, aber ob