Die Chaosschwestern legen los - Mueller, D: Chaosschwestern legen los

ich auch so sehr in ihn verliebt bin, das muss ich mir erst noch überlegen. Aber süß ist er natürlich. Und guuuut aussehend, schmatz!
    Habe ein Foto von ihm unter meinem Kopfkissen. Nicht weil ich vielleicht doch in ihn verliebt bin, nein, nein, nur um mich über sein schönes Lächeln und die Funken in seinen Augen abends ein bisschen zu freuen. Hole das Bild so oft raus, dass es schon ganz abgegriffen ist. Warum sehen die meisten deutschen Jungs eigentlich so langweilig aus?
    Das erinnert mich an diesen komischen Gregory aus Livis Klasse. Der sieht auch so aus. Mega-mega-megalangweilig. Arme Livi! Kann verstehen, dass sie nicht gerade begeistert ist, dass der Typ nun auch noch neben uns wohnt.
    Aber wie merkwürdig, dass Gregory so ein farbloser Kerl ist. Wo er doch der Sohn von der berühmten Sibylle Hahn ist, wie wir am Wochenende festgestellt haben. Und die ist garantiert eine tolle Frau. Erfolgreich, attraktiv. Eben wow! Neben der zu wohnen, finde ich schon cool! Vielleicht können wir mal mitkommen in eine von ihren Fernsehshows. Oder sie lädt uns zu sich ein, wenn sie gerade andere berühmte Leute zu Besuch hat. Bestimmt geben Leute wie Sibylle Hahn andauernd riesige Partys.
    Och, nee, jetzt ruft Cornelius schon wieder aus dem Wohnzimmer. Der geht mir diese Woche echt auf die Nerven mit seiner Packerei! Er will wirklich am nächsten Samstag den gesamten Umzug machen. Zwei große Möbelwagen sind schon bestellt. Warum muss das denn plötzlich so hau ruck gehen?
    Auf der anderen Seite habe ich natürlich gar nichts dagegen, aus dieser Winzwohnung rauszukommen. Wir müssen
ja zum Glück deswegen nicht die Schule wechseln, es ist also kein Riesending. Und wenn wir jetzt schon einziehen, habe ich wenigstens noch ein paar Monate, um ein eigenes Zimmer zu genießen, bevor Dodo und ich nach Spanien gehen.
    »Te-ssaaaa?«, brüllt Cornelius so laut, dass man es garantiert die ganze Straße runter hören kann.
    Warum kann er mich nicht bei meinem vollen Namen nennen: Tessa-Tiara? Sonst macht er immer so einen Aufstand mit richtigen Namen und bla, aber bei mir vergisst er glatt die Hälfte. Dabei war er es doch, der mir den Namen gegeben hat, wie Iris immer erzählt. Und Tiara ist so ein schöner Name! Auch wenn Livi ihn affig findet. Aber Livi findet natürlich alles affig, was Stil hat. Nein, Tiara ist genau richtig für mich!
    »Jahaaa!«, brülle ich zurück. »Livi und ich haben schon fast alles eingepackt. Wir haben nur noch unsere Schulsachen und das Bettzeug im Zimmer.«
    »Okay«, kommt Cornelius’ Stimme aus dem Wohnzimmer. »Dann könnt ihr jetzt Iris und Oma Renate in der Küche helfen.«
    Bäh, Küche! Bäh, helfen! Da kann ich mir aber was Besseres vorstellen! Küchenzone ist bei uns Gefahrenzone!
    Schlimm genug, dass Iris uns den ganzen Tag von ihren gruseligen Rezeptkreationen vorschwärmt. Aber noch schlimmer ist, dass sie diese Gerichte dann auch an unserer armen Familie ausprobiert!
    Rema findet, wir sollten nicht so hart über unsere arme Mutter urteilen. Schließlich ist sie die Einzige hier, die regelmäßig Geld in den Haushalt bringt. Diese kleine Tatsache hat allerdings ja ganz und gar nichts mit Iris’ Stümpereien in der Küche zu tun. Denn es ist in diesem Zusammenhang
vielleicht nicht ganz unwichtig zu erwähnen, dass sie das eben NICHT mit ihren selbst geschriebenen Kochbüchern tut.
    Ein wohlgehütetes, kleines Familiengeheimnis bei uns ist nämlich, dass Iris das Geld stattdessen mit Liebesromanen verdient. Mit echt ganz grottigen Liebesromanen. Die haben Titel wie Liebesecho aus den Bergen oder Harter Kuss in weichen Wellen (Bestseller, siebzehnte Auflage!) oder Angespült im Hafen der Liebe , und die verständlicherweise sogar Iris peinlich sind. Gekauft werden die aber von unheimlich vielen Leuten. Groschenromane nennt man so was. Und mit denen kann man anscheinend deutlich mehr als nur ein paar Groschen verdienen.
    Natürlich möchte Iris nicht, dass die Leute wissen, womit sie wirklich Geld verdient. Deshalb schreibt sie ihre Liebesschnulzen unter Pseudonym, also unter einem anderen Namen, und lässt alle Leute in dem Glauben, dass das Geld in unserem Haushalt einzig und allein durch das Schreiben von Kochbüchern verdient wird. Und Cornelius, Livi, Malea, Kenny, Rema und ich, wir sind ebenfalls zum Stillschweigen verpflichtet.
    Ach, pah, ist mir doch egal, ob jemand Geld hier reinbringt oder nicht. Ich finde, als Mensch hat man ein Recht auf essbares Essen! Und die