Die Chaosschwestern legen los - Mueller, D: Chaosschwestern legen los
Lieblingsquarkshow jeden Freitagabend. Livi und Tessa gucken die auch manchmal. Und weil es Freitag ist, dürfte ich ebenfalls gucken, obwohl die erst sehr spätabends kommt. Aber was irgendwelche total uninteressanten Erwachsenen da so von sich geben, ist meistens gähn-langweilig.
Kann ich nicht verstehen, dass Livi und Tessa sich das antun.
Iris erklärt lächelnd, dass wir ein Huhn im Garten gefunden haben, worauf Sibylle einen winzigen Moment lang das freundliche Gesicht vergisst.
Vermutlich weil sie an ihren Nachnamen denkt und überlegt, ob wir sie einfach nur kräftig auf den Arm nehmen wollen.
Aber dann entscheidet sie sich anscheinend doch, uns zu glauben. Sie glaubt uns sogar so sehr, dass sie gleich mitkommen und sich das Huhn mit eigenen Augen angucken
will. Wer der Besitzer sein könnte, weiß sie aber nicht. Und sich vorstellen, dass hier in der Gegend überhaupt jemand Hühner hält, kann sie sich auch nicht.
»Wir haben es Aurora genannt«, sage ich mal einfach so ganz freundlich. »Und wenn es niemandem gehört, behalten wir es.«
»Also wirklich, Malea!« Iris wirft mir einen vorwurfsvollen Blick zu. »Was für ein Unsinn!«
Ich grinse frech. Manchmal muss man die Erwachsenen ein bisschen in die Richtung schubsen, in der man sie haben will!
Außerdem finde ich, Kenny hat recht, es ist wirklich gemein, dass Cornelius uns nicht das klitzekleinste Haustier erlaubt!
Wir stapfen also alle zurück in unseren Garten. Allerdings ohne Gregory. Der hat sich irgendwo ins Innere des Hauses verdrückt und lässt sich nicht mehr blicken. Was für eine Pfeife!
Nachdem Iris auch den Rest unserer Familie der glamourösen Sibylle Hahn vorgestellt hat, bestaunt Sibylle mit offenem Mund unser Huhn.
»Das ist ja wirklich...«, beginnt sie, »...wirklich ganz au ßerordentlich!« Als ob sie damit viel gesagt hätte!
»Oh«, strahlt Rema trotzdem, »sind Sie nicht die Moderatorin von ›Blau nach zehn‹?« Rema scheint richtig entzückt zu sein.
(Die haben da im Fernsehstudio lauter blaue Sofas aufgebaut, auf denen die Gäste in der Runde sitzen. Ich finde allerdings, Blau nach zehn ist doch ein unfassbar bescheuerter Name. Ich meine, klingt doch so, als ob die dort nach zehn Uhr abends alle sturzbesoffen sind. Tja, na ja, vielleicht sind sie das ja auch.)
»Ja, das stimmt, das bin ich.« Sibylle Hahn lächelt genauso professionell wie im Fernsehen und reicht Rema dann gnädig die Hand. »Freut mich, Sie kennenzulernen.«
»Oh ebenfalls, ebenfalls«, versichert Rema eifrig und nett, wie sie immer ist.
Was findet sie bloß an der affektierten Nuss? Gegen die ist Tessa ja ein echtes Naturkind.
Tessa! Hey, das erinnert mich an das afghanische Auto heute Morgen. Muss Tessa später unbedingt fragen, wer das war, zu dem sie da in den Wagen gestiegen ist. Man macht sich ja doch ein bisschen Sorgen um seine Schwestern!
Livi
Mann, da hätte ich einmal in meinem Leben die Chance gehabt, ganz neu – und anonym – anzufangen, und dann das! Von allen Menschen: GREGORY! Bye, bye, neues Leben! Bye, bye, totaler Neuanfang! Das Leben ist doch echt wie eine Achterbahn: rauf und runter, rauf und runter. Man muss sich ständig festhalten, um nicht plötzlich aus der Kurve zu fliegen, und fährt und fährt und fährt immerzu. Aber man kommt nie irgendwo an. Und irgendwann hält die Achterbahn dann plötzlich wieder und man muss aussteigen. Vorbei und Ende. Ist das so? Ist das Leben wirklich so? Fährt man immer nur rasend rund und rund und rauf und runter? Und irgendwann ist es einfach wieder vorbei und man wird freundlich gebeten auszusteigen? Dann gefällt mir das nicht. Ich möchte irgendwo ankommen!
Ich liege im Bett.
Tessa, in ihrem Bett auf der anderen Seite unseres Zimmers, schreibt wie eine Blöde in ihr Tagebuch. Möchte wissen, was sie da so viel zu kritzeln hat. Zählt sie auf, welche Unterhose sie jeden Tag mit welchem BH kombiniert hat? Als ob das jemand interessieren würde. Was mich allerdings interessiert...
»Tessa?«
»Was ist?«
»Wo warst du eigentlich heute Morgen mit Dodo?« Als Tessa heute Morgen zu mir und Kenny sagte, sie müsse zu einem wichtigen Treffen mit Dodo, klang es nicht wie eine ihrer normalen Shopping-Touren.
»Geht dich nichts an.«
Freundlich, wirklich freundlich, meine Lipgloss-Schwester!
Ich grunze ein bisschen in meine Bettdecke und starre dann wieder aus dem Fenster. Es muss wundervoll sein, ein eigenes Zimmer zu haben! Morgen fangen wir an zu packen, hat Cornelius
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