Die Chaosschwestern legen los - Mueller, D: Chaosschwestern legen los
Enttäuschungen gibt im Leben. Regelmäßiges Picken beruhigt, schätze ich.
Ich gehe durch die Küche zurück ins Haus, schnappe mir einen Apfel und verkrieche mich in mein Zimmer. Es ist allerdings nicht ganz einfach, sich seine Meinung nicht von anderen kaputt machen zu lassen, finde ich. Besonders wenn die anderen die besten Freunde sind.
Ich lasse mich auf mein Bett fallen und bin froh, dass ich liege. Denn ich fühle mich immer noch, als hätte man
mir nicht nur kaltes Wasser ins Gesicht gekippt, sondern auch noch beide Beine weggezogen. Und was passiert, wenn einem Leute die Beine wegziehen? Dann fliegt man auf die Nase und braucht ein bisschen, um sich wieder hochzurappeln, ist doch klar!
Ach, was soll’s, ich werde mein Designer-Shirt einfach in meinen Schrank packen. Vielleicht ziehe ich es im nächsten Sommer noch mal an. Wenn es wärmer ist oder so. Heute war es eigentlich wirklich reichlich fröstelig damit in der Schule.
Kenny
Bentje sagt, dass man nett sein sollte zu anderen Menschen und ihnen helfen sollte, wenn sie Hilfe b rauchen. Also jedenfalls wenn man kann. Und Bentje sagt auch, dass man sich damit richtig Mühe geben muss. Rema findet allerdings, dass man zwischendurch auch mal nett zu sich selber sein und gemütlich eine Tasse Tee trinken sollte, denn sonst könnte es passieren, dass man gar keine Lust mehr hat, nett zu anderen zu sein. Und Livi glaubt ja sowieso, dass es gar nichts bringt, wenn man nett ist, weil davon dieses komische Loch im Himmel auch nicht kleiner wird. Aber ich, also ich finde, dass Bentje und ich sowieso schon richtig supernett sind. Da brauchen wir uns gar nicht mehr doll anzustrengen. Außerdem sollte man nicht nur nett zu Menschen, sondern auch zu Hühnern sein. Besonders wenn sie unsere Hilfe brauchen. Und als ich das beides zu Rema und Livi gesagt habe, da haben sie gelacht und mir unbedingt recht gegeben. Also bitte!
Ich fand es voll doof heute, dass alle außer mir zusammen zur Schule losmarschiren dürfen. Sogar Gregory geht jetzt mit den Großen. Nur ich muss ganz allein in die andere Richtung.
Als Mama mich dann endlich zur Schule gefahren hatte, fand ich es nicht mehr ganz so doof. Denn ich konnte
es kaum erwarten, Bentje und Romy und den anderen zu erzählen, wie unser Umzug gelaufen ist. Und Bentje und Romy und die anderen konnten auch kaum mehr abwarten, davon zu hören. Das war nett.
Unsere Lehrerin war nicht ganz so nett. Die fand, wir sollten mit dem Quatschen bis zur Pause warten. Die Pausen sind natürlich sowieso das Beste an der Schule, finde ich. Wenn es keine Pausen gäbe, würde ich überhaupt gar nicht erst hingehen. Was sollte das auch?
Bentje und Romy waren richtig neidisch, glaube ich. Weil unser rosa Haus so groß ist. Aber nicht böse neidisch, sondern nett neidisch. Eben so, wie man ist, wenn andere etwas haben, was man selbst gerne hätte, aber wenn man sich trotzdem noch für die anderen freuen kann.
Bentje hatte richtig leuchtende Backen. Besonders als ich ihr erzählt hab, dass Aurora immer noch da ist.
»Ein Huhn! Mann, ist das toll oder ist das toll?«, meinte sie zehnmal hintereinander.
Und Sinan hat gekichert und uns mit seinem Fußball beschossen und gesagt, dass er mal kommt, um Aurora anzugucken.
Kann er gerne machen. Sinan ist zwar ein Junge, aber er ist echt okay. Richtig nett sogar. Und er hat die schwärzesten Haare und die weißesten Zähne, die ich je in meinem Leben gesehen habe. Seine Haare glänzen wie Lakritz und seine Zähne leuchten wie Schnee. (Solche Sachen sage ich sonst nie. Aber so was fällt einem echt ein, wenn man Sinan anguckt.)
Als ich das Bentje heimlich ins Ohr geflüstert habe, hat sie mich nur blöd angeguckt.
»Spinnst du jetzt?«, hat sie laut gesagt. »Erzähl mal lieber weiter von Aurora.«
Wir haben dann überlegt, was man eigentlich mit einem Huhn machen kann. Ich meine, ein Huhn ist ja nicht so wie Ginas Hund, der Sitz und Fuß und Bring-das-Stöckchen machen kann. Vielleicht ist ein Huhn eher so wie Bentjes Goldhamster oder Mirandas Häschen, die können nämlich gar nichts.
»Das stimmt doch überhaupt nicht«, hat Bentje empört geantwortet. »Mein Flöckchen kommt sofort aus seinem Häuschen, wenn ich ihn rufe. Und außerdem kann er...«
»Ha, ha«, hat Sinan gelacht, »der kommt doch nur, weil er sich so erschreckt, wenn du ihn aufweckst.«
Das fand ich ziemlich komisch, deshalb hab ich auch gelacht.
Bentje aber nicht. Bentje hat Sinan böse angeguckt.
»Wieso sollte
Weitere Kostenlose Bücher