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Die Chirurgin

Die Chirurgin

Titel: Die Chirurgin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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vor. Er eröffnet den Unterbauch Schicht für Schicht. Erst die Haut, dann das subkutane Fettgewebe, die Faszie, den Muskel. Er benutzt Nahtmaterial, um die Blutung einzudämmen. Er identifiziert genau das Organ, um das es ihm geht, und entfernt es. Sonst nichts. Und das Organ, um das es ihm geht, ist die Gebärmutter.«
    Zucker sah in die Runde und taxierte die Reaktionen der Detectives. Sein Blick fiel auf Rizzoli, die einzige Person im Raum, die das Organ besaß, von dem die Rede war. Sie starrte ihn ebenfalls an, verärgert, weil er sie wegen ihres Geschlechts aus der Gruppe herausgehoben hatte.
    »Was verrät uns das über ihn, Detective Rizzoli?«, fragte er.
    »Er hasst Frauen«, antwortete sie. »Er schneidet genau das heraus, was sie zu Frauen macht.«
    Zucker nickte, und sein Lächeln ließ sie erschaudern. »Es ist dasselbe, was Jack the Ripper mit Annie Chapman gemacht hat. Indem er ihr die Gebärmutter nimmt, entweiblicht er die betroffene Frau. Er beraubt sie ihrer Macht. Er ignoriert ihren Schmuck, ihr Geld. Er will nur eines, und sobald er sein Souvenir erbeutet hat, kann er zum letzten Akt schreiten. Aber zuerst tritt noch eine Pause ein, bevor es zum ultimativen Kick kommt. Die Obduktion hat bei beiden Opfern ergeben, dass er an diesem Punkt innehält. Es vergeht vielleicht eine Stunde, während das Opfer langsam verblutet. In der Wunde sammelt sich ein See von Blut an. Was tut er während dieser Zeit?«
    »Er vergnügt sich«, sagte Moore leise.
    »Mit anderen Worten, er holt sich einen runter?«, meinte Darren Crowe in seiner gewohnt ordinären Art.
    »An keinem der Tatorte wurden Spuren von Ejakulat gefunden«, gab Rizzoli zu bedenken.
    Crowe warf ihr einen Blick zu, den man mit » Ach, sind wir schlau « hätte übersetzen können. »Die Abwesenheit von E-ja-ku-lat « , sagte er, indem er jede einzelne Silbe hämisch betonte, »beweist nicht, dass er nicht gewichst hat.«
    »Ich glaube nicht, dass er masturbiert hat«, sagte Zucker. »Dieser besondere Täter würde sich in einer unvertrauten Umgebung nie so sehr gehen lassen. Ich denke, dass er wartet, bis er an einem sicheren Ort ist, um sich sexuelle Erleichterung zu verschaffen. Alles, was an diesen Tatorten geschieht, lässt an ein Wort denken: Kontrolle. Wenn er zum letzten Akt schreitet, dann tut er das mit großer Selbstsicherheit und mit Sachverstand. Er durchtrennt dem Opfer mit einem einzigen tiefen Schnitt die Kehle. Und dann vollführt er noch ein letztes Ritual.«
    Zucker griff in seine Aktentasche und entnahm ihr zwei Tatortfotos, die er auf den Tisch legte. Das eine zeigte Diana Sterlings Schlafzimmer, das andere das von Elena Ortiz.
    »Er faltet ihr Nachthemd sorgfältig zusammen und platziert es in der Nähe der Leiche. Wir wissen, dass das Zusammenfalten nach dem Mord stattfand, denn an den innen liegenden Teilen wurden Blutspritzer gefunden.«
    »Warum tut er das?«, fragte Frost. »Wo liegt da die symbolische Bedeutung?«
    »Wieder in der Kontrolle«, sagte Rizzoli.
    Zucker nickte. »Das ist sicherlich auch richtig. Mit diesem Ritual demonstriert er seine Beherrschung der Situation. Aber gleichzeitig beherrscht das Ritual auch ihn. Es ist ein Impuls, dem er möglicherweise nicht widerstehen kann.«
    »Und wenn er daran gehindert wird, es zu tun?«, fragte Frost. »Wenn er zum Beispiel gestört wird und das Ritual nicht zu Ende führen kann?«
    »Er wird frustriert und wütend sein. Vielleicht verspürt er den Zwang, sich sofort auf die Jagd nach dem nächsten Opfer zu machen. Aber bisher ist es ihm noch immer gelungen, das Ritual zu vollenden. Und jeder der Morde hat ihm so viel Befriedigung verschafft, dass er damit eine lange Dürreperiode überstehen konnte.« Zucker ließ den Blick wieder über die Runde schweifen. »Es handelt sich hier um den gefährlichsten Tätertyp, mit dem wir es zu tun haben können. Er hat sich von einer Tat bis zur nächsten ein Jahr Zeit gelassen – das kommt äußerst selten vor. Es bedeutet, dass er seinen Jagdinstinkt für Monate unterdrücken kann. Wir könnten nach ihm fahnden, bis wir schwarz werden, während er seelenruhig dasitzt und geduldig auf seinen nächsten Mord wartet. Er ist vorsichtig. Er hat einen Plan. Er wird nur wenige Spuren hinterlassen, wenn überhaupt.« Sein Blick ging zu Moore, als suche er dessen Bestätigung.
    »Wir haben an keinem Tatort Fingerabdrücke oder DNS sicherstellen können«, sagte Moore. »Alles, was wir haben, ist ein einzelnes Haar, das aus Ortiz’

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