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Die Chirurgin

Die Chirurgin

Titel: Die Chirurgin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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haben?«
    »Mist, dieser ganze Bereich ist kontaminiert …«
    »Dr. Cordell? Dr. Cordell?«
    Immer noch wie benommen wandte sich Catherine zu der Schwester um, die gerade gesprochen hatte. Sie sah, wie sich die Stirn der Frau über der OP-Maske runzelte.
    »Brauchen Sie Laparotomiekompressen?«
    Catherine schluckte. Holte einmal tief Luft. »Ja. Laparotomiekompressen. Und absaugen …« Sie konzentrierte sich wieder auf die Patientin. Eine junge Frau. Für einen verwirrenden Moment schoss ihr eine andere Szene in einer Notaufnahme durch den Kopf – die Nacht damals in Savannah, als sie selbst die Frau auf dem OP-Tisch gewesen war.
    Ich werde dich nicht sterben lassen. Ich werde nicht zulassen, dass du ihm zum Opfer fällst.
    Sie griff sich eine Hand voll Schwämme und eine Gefäßklemme vom Tablett. Sie war jetzt voll konzentriert, war wieder der Profi, der alles unter Kontrolle hatte. Ihre ganze Erfahrung, die jahrelange chirurgische Praxis, alles war mit einem Schlag wieder da, und jeder Handgriff saß wie automatisch gesteuert. Zuerst wandte sie sich der Halswunde zu. Sie zog den Druckverband ab, worauf dunkles Blut herausfloss und auf den Boden tropfte.
    »Die Karotis!«, sagte einer der Praktikanten.
    Catherine drückte einen Schwamm auf die Wunde und holte tief Luft. »Nein. Nein, wenn es die Kopfschlagader wäre, dann wäre sie schon längst tot.« Sie sah die OP-Schwester an. »Skalpell.«
    Sofort wurde ihr das Instrument in die Hand gedrückt. Sie hielt kurz inne, um sich für den heiklen Eingriff zu sammeln, und setzte die Spitze des Skalpells an den Hals der Patientin. Während sie den Druck auf die Wunde aufrechterhielt, schlitzte Catherine mit einer behänden Bewegung die Haut auf und führte die Klinge aufwärts in Richtung Unterkiefer, um die Halsvene freizulegen. »Er hat nicht tief genug geschnitten, um die Karotis zu erreichen«, sagte sie. »Aber er hat die Halsvene erwischt. Und dieses Ende ist in das weiche Gewebe zurückgerutscht.« Sie warf das Skalpell hin und griff nach einer Hakenpinzette. »Sie müssen jetzt tupfen. Aber vorsichtig « , sagte sie zu einem der Assistenten.
    »Werden Sie anastomosieren?«
    »Nein, wir werden sie nur abbinden. Es wird sich ein Kollateralkreislauf ausbilden. Ich muss genug von der Vene freilegen, um sie abnähen zu können. Gefäßklemme.«
    Sofort lag das Instrument in ihrer Hand.
    Catherine brachte die Klemme in Position und drückte damit das freigelegte Gefäßende zusammen. Dann stieß sie einen Seufzer aus und blickte zu Kimball. »Diese Blutung ist schon mal gestillt. Ich binde sie später ab.«
    Jetzt wandte sie sich dem Abdomen zu. Inzwischen hatten Kimball und der andere AiP die Wunde durch Absaugen und Kompressen so weit von Blut befreit, dass alles deutlich zu sehen war. Behutsam schob Catherine die Gedärme beiseite und starrte in die offene Bauchhöhle. Was sie sah, machte sie krank vor Zorn.
    Sie erwiderte Kimballs betroffenen Blick über den Tisch hinweg.
    »Wer würde so etwas tun?«, sagte er leise. »Mit wem haben wir es da zu tun, verdammt noch mal?«
    »Mit einem Monster«, sagte sie.
     
    »Das Opfer ist noch im OP. Sie lebt.« Rizzoli klappte ihr Handy zu und sah Moore und Dr. Zucker an. »Jetzt haben wir eine Zeugin. Unser Unbekannter wird allmählich unvorsichtig . «
    »Nicht unvorsichtig«, sagte Moore. »Überhastet. Er hatte keine Zeit, seinen Plan in die Tat umzusetzen.« Moore stand nahe der Schlafzimmertür und betrachtete das Blut auf dem Fußboden. Es war immer noch frisch und glänzend. Es hatte noch keine Zeit zu trocknen. Der Chirurg war noch bis vor kurzem hier.
    »Das Foto wurde um neunzehn Uhr fünfundfünfzig per E-Mail an Cordell geschickt«, sagte Rizzoli. »Der Wecker auf dem Foto zeigte zwei Uhr zwanzig an.« Sie deutete auf den Wecker, der auf dem Nachttisch stand. »Die Uhr geht richtig. Und das bedeutet, dass er das Foto letzte Nacht gemacht haben muss. Er hielt das Opfer hier im Haus gefangen, ohne es zu töten – über vierundzwanzig Stunden lang.«
    Um sein Vergnügen in die Länge zu ziehen.
    »Er wird dreist«, sagte Dr. Zucker mit einem irritierenden Unterton von Bewunderung. Ein Eingeständnis, dass er es mit einem achtbaren Gegenspieler zu tun hatte. »Nicht nur, dass er das Opfer einen vollen Tag lang am Leben hält, er lässt sie auch noch eine Zeit lang hier allein, um diese E-Mail zu senden. Der Bursche treibt sein Spiel mit uns.«
    »Oder mit Catherine Cordell«, sagte Moore.
    Die Handtasche des

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