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Die Chirurgin

Die Chirurgin

Titel: Die Chirurgin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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und Plasmatransfusionen notwendig, um sie zu retten«, sagte Catherine. »Ihr Blutdruck ist jetzt stabil, aber sie ist immer noch bewusstlos und wird künstlich beatmet. Sie werden einfach Geduld haben müssen, Detective. Und hoffen, dass sie wieder zu sich kommt.«
    Catherine stand mit Detective Crowe vor Nina Peytons Kabine in der chirurgischen Intensivstation und beobachtete die drei Linien, die über den Herzmonitor hinwegzogen. Crowe hatte an der Tür des OP gewartet, als die Patientin herausgefahren worden war; im Aufwachraum war er nicht von ihrer Seite gewichen, und später war er ihr in die Intensivstation gefolgt. Seine Rolle war keineswegs nur die eines Beschützers; er war erpicht darauf, die Aussage der Patientin aufzunehmen, und seit Stunden ging er nun schon allen auf die Nerven, lauerte vor dem Eingang der Kabine und erkundigte sich immer wieder nach dem letzten Stand der Dinge.
    Jetzt stellte er wieder einmal die Frage, die er schon den ganzen Vormittag über gestellt hatte: »Wird sie durchkommen?«
    »Ich kann Ihnen nur sagen, dass ihre vitalen Messwerte augenblicklich stabil sind.«
    »Wann kann ich mit ihr reden?«
    Catherine seufzte resigniert. »Sie scheinen nicht zu begreifen, wie kritisch ihr Zustand war. Sie hatte schon mehr als ein Drittel ihres Blutvolumens verloren, bevor sie hier eingeliefert wurde. Es ist möglich, dass die Blutversorgung des Gehirns entscheidend beeinträchtigt wurde. Sollte sie tatsächlich wieder aufwachen, dann müssen wir damit rechnen, dass sie sich an nichts erinnert.«
    Crowe spähte durch die gläserne Trennwand. »Dann ist sie für uns nutzlos.«
    Catherine starrte ihn an, und ihre Abneigung wuchs. Nicht ein Mal hatte er zu verstehen gegeben, dass er um Nina Peyton besorgt war, es sei denn als Zeugin, als eine Person, die für ihn von Nutzen sein konnte. Den ganzen Vormittag über hatte er nicht ein einziges Mal ihren Namen benutzt. Er hatte sie das Opfer oder die Zeugin genannt. Was er sah, wenn er auf ihr Bett blickte, war überhaupt keine Frau, sondern lediglich ein Mittel zu einem bestimmten Zweck.
    »Wann wird sie aus der Intensivstation verlegt?«, fragte er.
    »Für diese Frage ist es noch zu früh.«
    »Könnte man sie nicht in ein Einzelzimmer verlegen? Wenn wir die Tür immer geschlossen halten und das Personal einschränken, muss niemand erfahren, dass sie gar nicht reden kann.«
    Catherine wusste genau, was hinter diesem Vorschlag steckte. »Ich werde nicht zulassen, dass meine Patientin als Köder benutzt wird. Sie muss hier bleiben, wo sie rund um die Uhr beobachtet werden kann. Sehen Sie die Kurven hier auf dem Monitor? Das ist das EKG, der zentrale Venendruck und der Arteriendruck. Ich muss immer genau wissen, wie ihr Status ist. Und das kann ich nur auf dieser Station.«
    »Wie viele Frauen könnten wir retten, wenn wir ihm jetzt das Handwerk legen? Haben Sie darüber mal nachgedacht? Gerade Sie, Dr. Cordell, müssten doch am besten wissen, was diese Frauen durchgemacht haben.«
    Catherine erstarrte vor hilfloser Wut. Er hatte ihre empfindlichste Stelle getroffen. Was Andrew Capra ihr angetan hatte, war so persönlich, so intim, dass sie über ihre Verletzung mit niemandem sprechen konnte, nicht einmal mit ihrem Vater. Detective Crowe hatte die Wunde wieder aufgerissen.
    »Sie ist vielleicht unsere einzige Chance, ihn zu schnappen.«
    »Fällt Ihnen wirklich nichts Besseres ein, als eine komatöse Frau als Lockvogel zu benutzen? Und andere Patienten in diesem Krankenhaus zu gefährden, indem Sie einen Killer dazu auffordern, sich hier zu zeigen?«
    »Wie können Sie so sicher sein, dass er nicht schon hier ist?«, erwiderte Crowe und ging davon.
    Dass er nicht schon hier ist. Unwillkürlich musste Catherine sich in der Station umschauen. Sie sah Krankenschwestern, die geschäftig zwischen Patienten umherwuselten. Eine Gruppe von AiPlern, die sich vor der Reihe von Monitoren versammelten. Eine Schwester durchquerte den Raum mit einem Tablett voller Blutröhrchen und Spritzen. Wie viele Menschen gingen in diesem Krankenhaus täglich ein und aus? Wie viele von ihnen kannte sie wirklich? Keinen Einzigen. Das hatte Andrew Capra ihr immerhin beigebracht: dass sie nie hundertprozentig sicher wissen konnte, was im Herzen eines Menschen lauerte.
    Die Stimme der Stationssekretärin riss sie aus ihren Überlegungen. »Dr. Cordell, Telefon.«
    Catherine ging zur Stationszentrale und nahm den Hörer.
    Es war Moore. »Wie ich höre, haben Sie sie

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