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Die Chirurgin

Die Chirurgin

Titel: Die Chirurgin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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kannte, etwas so Intimes von ihr besaß. Zu wissen, dass er es gestreichelt, dass er daran gerochen hatte, sich wie ein Liebender mit ihrem Duft vertraut gemacht hatte. Inzwischen kennt der Chirurg ihren Duft ganz genau.
     
    Es war fast Mitternacht, doch bei ihr brannte noch Licht. Durch die geschlossenen Vorhänge sah er ihre Silhouette vorübergleiten, und er wusste, dass sie wach war.
    Moore ging zu dem Streifenwagen, der gegenüber von ihrem Haus parkte, und beugte sich zum Fenster herunter, um mit den beiden Beamten zu sprechen. »Irgendwas Erwähnenswertes?«
    »Sie ist nicht mehr vor der Tür gewesen, seit sie zurück ist. Ist viel hin und her gelaufen. Scheint, dass sie ’ne unruhige Nacht vor sich hat.«
    »Ich gehe rein und rede mit ihr«, sagte Moore und wandte sich ab, um die Straße zu überqueren.
    »Bleiben Sie die ganze Nacht?«
    Moore blieb stehen. Steif wandte er sich zu dem Polizisten um. »Wie bitte?«
    »Bleiben Sie die ganze Nacht? Dann geben wir das nämlich an das nächste Team weiter. Nur damit die auch wissen, dass das einer von uns ist da oben in ihrer Wohnung.«
    Moore schluckte seinen Ärger herunter. Die Frage des Streifenpolizisten war berechtigt gewesen. Warum hatte er sich also gleich auf den Schlips getreten gefühlt?
    Weil ich weiß, wie das aussehen muss, wenn ich um Mitternacht an ihrer Tür klingle. Ich weiß, was ihnen durch den Kopf gehen muss. Es ist genau dasselbe, was mir durch den Kopf geht.
    Kaum hatte er ihre Wohnung betreten, da las er schon die Frage in ihren Augen. Er antwortete mit einem finsteren Nicken. »Das Labor hat den Verdacht leider bestätigt. Es waren Ihre Haare, die er geschickt hat.«
    Sie nahm die Nachricht mit betroffenem Schweigen auf.
    In der Küche pfiff der Wasserkessel. Sie drehte sich um und ging hinaus.
    Als er die Tür abschloss, blieb sein Blick an dem funkelnagelneuen Sicherheitsriegel hängen. Wie wenig solide doch selbst gehärteter Stahl schien, wenn man es mit einem Widersacher zu tun hatte, der durch Wände gehen konnte. Moore folgte ihr in die Küche und sah zu, wie sie die Platte unter dem pfeifenden Kessel abdrehte. Mit fahrigen Bewegungen nestelte sie an einer Packung Teebeutel herum und stieß einen kleinen Schreckenslaut aus, als die Beutel herausfielen und sich über die Anrichte verstreuten. So ein unbedeutendes Missgeschick, und doch schien es sie wie ein vernichtender Schlag zu treffen. Plötzlich ließ sie sich gegen die Anrichte sinken, die Hände zu Fäusten geballt, die Knöchel so weiß wie die Küchenkacheln. Sie wehrte sich gegen die aufsteigenden Tränen, kämpfte dagegen an, vor seinen Augen zusammenzubrechen, doch sie konnte den Kampf nicht gewinnen. Er sah, wie sie tief Luft holte. Sah, wie ihre Schultern sich verkrampften, wie sich jeder Muskel in ihrem Körper anspannte, um das Schluchzen zu ersticken.
    Er konnte das nicht länger mit ansehen. Er ging auf sie zu, zog sie an sich. Hielt ihren zitternden Leib umschlungen. Den ganzen Tag hatte er daran gedacht, sie im Arm zu halten, hatte sich danach gesehnt. So hatte er es sich nicht vorgestellt; er hatte nicht gewollt, dass die Angst sie in seine Arme trieb. Er wollte mehr sein als nur ein sicherer Zufluchtsort, mehr als nur der verlässliche Mann, an den man sich in seiner Not wenden konnte.
    Aber genau das war es, was sie nun brauchte. Und so hielt er sie fest umschlungen, beschirmte sie vor den Schrecken der Nacht.
    »Warum passiert das jetzt wieder?«, flüsterte sie.
    »Ich weiß es nicht, Catherine.«
    »Es ist Capra …«
    »Nein. Er ist tot.« Er nahm ihr tränenfeuchtes Gesicht in beide Hände, sodass sie ihn ansehen musste. »Andrew Capra ist tot.«
    Sie blickte ihn an und verharrte ganz still in seinen Armen. »Und warum ist der Chirurg dann auf mich verfallen?«
    »Wenn irgendjemand die Antwort kennt, dann Sie.«
    »Ich weiß es aber nicht.«
    »Vielleicht nicht bewusst. Aber Sie haben mir doch selbst gesagt, dass Sie sich nicht an alles erinnern können, was in Savannah passiert ist. Sie erinnern sich nicht daran, den zweiten Schuss abgefeuert zu haben. Sie wissen nicht mehr, wer Ihnen die Haare abgeschnitten hat oder wann das geschah. Was haben Sie noch alles vergessen?«
    Sie schüttelte den Kopf. Dann blinzelte sie überrascht, als sein Piepser ertönte.
    Warum können die mich nicht in Ruhe lassen? Er ging zu dem Apparat an der Küchenwand, um den Anruf zu beantworten.
    Rizzolis Stimme begrüßte ihn. Ihr Ton wirkte anklagend.
    »Sie sind bei ihr in

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