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Die Chirurgin

Die Chirurgin

Titel: Die Chirurgin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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wirkte unruhig. Sie rutschte auf ihrem Stuhl hin und her und warf nervöse Blicke zum Fenster, als wisse sie, dass sie beobachtet wurde. Die Tasse Tee auf dem Tischchen neben ihrem Stuhl hatte sie nicht angerührt.
    »Es wird schmerzlich für sie sein, an diese Erinnerung zu rühren«, sagte Moore. »Sie will vielleicht mit uns kooperieren, aber es wird nicht angenehm sein für sie. Zum Zeitpunkt der Vergewaltigung stand sie noch unter Rohypnol.«
    »Eine zwei Jahre alte, durch Medikamente getrübte Erinnerung? Und Sie sagten auch, sie sei nicht ganz unbeeinflusst?«
    »Es kann sein, dass ein Detective in Savannah ihr im Lauf der Vernehmung gewisse Dinge suggeriert hat.«
    »Sie wissen, dass ich keine Wunder vollbringen kann. Und was immer wir in dieser Sitzung zutage fördern, es wird vor Gericht nicht als Beweismittel zugelassen werden. Dadurch wird jede Zeugenaussage nichtig, die sie künftig vor Gericht macht.«
    »Ich weiß.«
    »Und Sie wollen es trotzdem durchziehen?«
    »Ja.«
    Moore öffnete die Tür, und die beiden Männer betraten das Vernehmungszimmer. »Catherine«, sagte Moore, »das ist Alex Polochek, der Mann, von dem ich Ihnen erzählt habe. Er arbeitet als forensischer Hypnotiseur für das Boston Police Department.«
    Als sie und Polochek sich die Hand gaben, lachte sie nervös auf.
    »Tut mir Leid«, sagte sie. »Ich wusste wohl nicht so recht, was mich erwartet.«
    »Sie dachten eher an einen Typ mit schwarzem Cape und einem Zauberstab«, sagte Polochek.
    »Eine lächerliche Vorstellung, aber ich fürchte, Sie haben Recht.«
    »Und jetzt steht stattdessen ein pummeliger kleiner Kerl mit Glatze vor Ihnen.«
    Wieder musste sie lachen, und ihre Körperhaltung wurde ein wenig entspannter.
    »Sie sind noch nie hypnotisiert worden?«, fragte er.
    »Nein. Offen gestanden, ich denke nicht, dass das bei mir funktioniert.«
    »Warum denn nicht?«
    »Weil ich nicht wirklich daran glaube.«
    »Und doch waren Sie damit einverstanden, dass ich es versuche.«
    »Detective Moore meinte, ich sollte es wagen.«
    Polochek setzte sich gegenüber von ihr auf einen Stuhl.
    »Dr. Cordell, Sie müssen nicht unbedingt an Hypnose glauben, damit bei dieser Sitzung etwas herauskommt. Aber Sie müssen wollen, dass es funktioniert. Sie müssen mir vertrauen. Und Sie müssen bereit sein, sich zu entspannen und einfach loszulassen. Sie müssen zulassen, dass ich Sie in einen anderen Bewusstseinszustand versetze. Dieser Zustand hat große Ähnlichkeit mit der Phase, die Sie jeden Abend kurz vor dem Einschlafen durchmachen. Sie werden nicht wirklich einschlafen. Ich verspreche Ihnen, dass Sie Ihre Umgebung immer noch bewusst wahrnehmen werden. Aber Sie werden so entspannt sein, dass Sie auf Bereiche Ihrer Erinnerung zugreifen können, die Ihnen normalerweise verschlossen sind. Es ist, als würden Sie einen Aktenschrank aufschließen, der irgendwo in Ihrem Gehirn verborgen ist, sodass Sie endlich die Schubladen öffnen und die Akten hervorholen können.«
    »Das ist genau der Teil, den ich nicht glauben kann. Dass die Hypnose bewirkt, dass ich mich erinnere.«
    »Sie bewirkt es nicht direkt. Sie erlaubt Ihnen, sich zu erinnern.«
    »Also gut, dass sie mir erlaubt, mich zu erinnern. Es kommt mir nicht sehr wahrscheinlich vor, dass diese Methode mir helfen soll, eine Erinnerung hervorzukramen, an die ich von allein nicht herankomme.«
    Polochek nickte. »Ja, Sie sind zu Recht skeptisch. Es scheint unwahrscheinlich, nicht wahr? Aber ich will Ihnen an einem Beispiel zeigen, wie Erinnerungen blockiert werden können. Man spricht hier vom Gesetz des umgekehrten Effekts. Je mehr Sie sich bemühen, sich an etwas zu erinnern, desto unwahrscheinlicher wird es, dass es Ihnen einfällt. Ich bin sicher, dass Sie das schon erlebt haben. Das geht uns allen so. Sie sehen zum Beispiel eine berühmte Schauspielerin im Fernsehen, und Sie wissen ganz genau, wie sie heißt. Aber der Name will Ihnen einfach nicht einfallen. Es treibt Sie zum Wahnsinn. Sie zermartern sich stundenlang das Hirn auf der Suche nach ihrem Namen. Sie fragen sich schon, ob Sie vielleicht Alzheimer haben. Sagen Sie mir, dass es Ihnen schon mal so gegangen ist.«
    »Ständig.« Catherine lächelte jetzt. Es war deutlich zu sehen, dass sie Polochek mochte und sich in seiner Gegenwart wohl fühlte. Ein viel versprechender Anfang.
    »Schließlich fällt Ihnen der Name der Schauspielerin doch noch ein, habe ich Recht?«, sagte er.
    »Ja.«
    »Und wann passiert das

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