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Die Chorknaben

Die Chorknaben

Titel: Die Chorknaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Täufer?« Ohne auf diese Bemerkung einzugehen, sagte der junge Mann: »Schlafen Sie eigentlich mit diesen Frauen tatsächlich hier im Park?«
    »Nee, in der Möse«, erwiderte Roscoe. »Und jetzt verpiß dich mal lieber, Johannes, bevor ich deinen Scheißkopf Salome präsentiere.« Indessen pflasterte Pater Willie gerade seinen Weg zur Hölle. Er hatte sich nämlich Hemd und Schuhe ausgezogen und Ora Lee gefragt, ob sie was gegen einen kleinen Spaziergang durch den Park mit ihm hätte. Harold Bloomguard komponierte währenddessen ein Lied mit dem Titel: »Ich hab' mein Herz in Titty City verloren.«
    »Zieh lieber dein Hemd wieder an, Padre«, riet ihm sein Partner Spencer van Moot. »Ich muß allmählich wirklich aufhören, dich ständig mit diesen Weinbrandkirschen vollzustopfen. Langsam siehst du aus wie ein Basketball.«
    »Wie geht's deiner como se llama gerade, Ora Lee?« erkundigte sich Francis, während er ihr gerade einen Finger unter ihr Rüschenhöschen zu schieben versuchte, was Ora Lee allerdings mit einem kräftigen Griff an seine Hoden beantwortete, der Francis vor Schmerz laut aufschreien ließ.
    »Na, wie findest du's, als Sexualobjekt behandelt zu werden, hm?« grinste das Mädchen.
    »Siehst du, du bist gar kein richtiger Mexikaner!« brüllte der hemdlose Pater Willie, der, offensichtlich auf der Suche nach Zorres, durch die Gegend stolperte. »Du bist nicht mal ein Japse! Ein richtiger Mexikaner wie General Zapata würde so einen kleinen Schmerz erdulden, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.«
    »Möchte mal sehen, was du machen würdest, wenn dir diese Elchkuh die Eier zerquetschen würde?« stöhnte der außer Gefecht gesetzte Chorknabe und hielt sich den Unterleib. »Wer ist hier eine Elchkuh?« funkelte Ora Lee Tingle Francis an. »Sag so was noch mal, und ich hau' dir dermaßen die Hucke voll, daß du denkst, du wärst mitten in 'nen Bandenkrieg geraten!«
    »Carolina nimmt noch ein bißchen zu«, bemerkte Baxter Slate. Er saß neben Sam Nües, mit dem er sich gemeinsam bewußtlos zu trinken versuchte.
    »Vielleicht ist sie auch nur schwanger«, meinte Sam. »Was willst du damit sagen, Sam? Was willst du damit sagen?« jammerte Was-meinst-du-Dean, um jedoch sofort wieder zu verstummen, als Baxter ihm eine Flasche Bourbon reichte. »Falls sie schwanger ist, dann nehme ich sie, sobald ihre Milchdrüsen zu arbeiten anfangen«, meinte Spencer Van Moot. »Bei dieser Inflation kann ich doch mit meinem Gehalt unmöglich meine ganze Familie durchbringen.«
    »Das ist doch nur, weil du dein ganzes Geld für dieses modische Fummelzeug ausgibst, in dem du immer rumrennst! Und das in deinem Alter!« Die Stimme aus dem Dunkel gehörte Roscoe Rules, der es satt hatte zu warten, bis ihn jemand aufforderte, doch zu den anderen zurückzukommen.
    Jetzt entfernte sich Francis Tanaguchi torkelnd von der Gruppe, und sie konnten ihn hören, wie er sich in einiger Entfernung übergab.
    Und während die Party allmählich in ihr Endstadium eintrat, schlief Alexander Blaney, keine dreißig Meter entfernt, neben zwei Enten im Gras, während zu Hause seine Mutter still in ihre Kissen weinte und sich vorstellte, wie ihr Sohn gerade in der grausamen Umarmung eines tätowierten Matrosen in irgendeiner billigen Absteige am Hafen lag.
    Gegen Ende dieser denkwürdigen Singstunde passierten nun ein paar gewöhnliche und ein paar ungewöhnliche Dinge. Zu den gewöhnlichen gehörte es, daß Wasmeinstdu-Dean in einen Heulanfall nach dem anderen ausbrach und jedes Mal, wenn jemand das Wort an ihn richtete, verzweifelt losschluchzte: »Was willst du damit sagen? Was willst du damit sagen?« Ungewöhnlich war dagegen, daß Spermwhale seinen Diamantenschneider und die Kontrolle über seine sämtlichen Muskeln verlor. Er konnte nur noch gegen einen Baum gelehnt dasitzen und knurrte jeden böse an, der ihm nahe kam.
    Spermwhale, der größte, kräftigste und furchtloseste Chorknabe, war so betrunken, daß er so hilflos war wie kleine Enten ohne Wasser.
    Zu den gewöhnlichen Vorkommnissen zählte außerdem, daß Roscoe Rules so fies wie ein tollwütiger Hund wurde, und da Sam Niles betrunken und Spermwhale Whalen völlig hilflos waren, schien im Augenblick niemand anwesend zu sein, der den jungen Polizisten hätte beruhigen können. Er stolperte voller eifersüchtiger Anschuldigungen gegen Carolina und Ora Lee durchs Gras, die offensichtlich nicht geneigt waren, an diesem Abend irgendwelchen Gelüsten zu willfahren, und schon gar

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