Die Chorknaben
Euer Ehren.‹ Und dann bist du rot geworden, als der Doktor und ich lachen mußten. Meine Fresse, war das vielleicht komisch!« Der Pater kugelte sich vor Lachen auf dem Boden, bis Roscoe sich drohend über ihm aufpflanzte und ihn anfuhr: »Padre, ich dachte, ich hätte dir ausdrücklich gesagt, diese Geschichte niemandem weiterzuerzählen.« Das ernüchterte Pater Willie auf der Stelle und er entschuldigte sich: »Tut mir leid, Roscoe; das habe ich ganz vergessen. Aber es tut mir wirklich leid.«
»Eigentlich sollte ich dir dafür die Lichter einschlagen«, drohte Roscoe und seine Augen funkelten wie die einer Kobra.
»Es tut mir doch leid, Roscoe.«
»Ich sollte dir auf der Stelle die Milz punktieren.«
»Hört euch nur wieder dieses miese Arschloch an!« knurrte Spermwhale Whalen Roscoe an. Er versuchte inzwischen, sich an dem Baumstamm aufzurichten, damit er dem Padre zu Hilfe kommen konnte.
Pater Willie schniefte jedoch nur: »Es tut mir doch leid, Roscoe. Wirklich.« Damit zog nun auch er sich Spermwhales Haß zu, der ihn böse anknurrte: »Seht euch nur dieses miese Arschloch an!« Carolina Moon hockte inzwischen neben der Kiste mit den Flaschen und stellte fest, daß kein Scotch mehr da war. Und da sie Angst hatte, Roscoe Rules würde nun die ganze Singstunde versauen, brach sie in große, betrunkene Tränen aus.
Spermwhale warf ihr einen kurzen Blick zu und bedachte auch sie mit einem: »Seht euch nun auch noch diese Fotze an!«
»Vielen Dank, Spermy«, schniefte Carolina. »Zumindest einer, der etwas für mich übrig hat.« Plötzlich schaltete sich Wasmeinstdu-Dean ein: »Was soll das alles, Roscoe? Was soll das alles?«
»Dir könnt alle miteinander verrecken«, fluchte Roscoe Rules. »Ihr seid doch alle nur ein Haufen mieser Säcke!«
Der Oberfiesling unter den Chorknaben packte eine Flasche Bourbon, im übrigen die letzte, und stakste in die Dunkelheit davon, um darüber nachzudenken, was er jedem einzelnen von ihnen am liebsten antun würde. Und während er so überlegte, nuckelte er an seinem Bourbon und fummelte gleichzeitig geistesabwesend an seinem Penis herum.
»Gebt mir 'nen Schluck Scotch«, bat Ora Lee Tingle, als ihr Kopf mit einem Mal wieder fester auf ihrem Hals saß. »Es gibt keinen mehr«, erklärte ihr Carolina, die inzwischen zu weinen aufgehört hatte und sich wieder besser fühlte, da Roscoe verschwunden war.
»Dann will ich 'ne Flasche Bier«, verlangte Ora Lee Tingle, während Francis Tanaguchi zum Ententeich hinunterrannte und seinen Kopf in das kühle Wasser hielt, um nicht das Ende der Singstunde zu verpassen, indem er wie sein Partner Calvin Potts einschlief, der neben einem von Ora Lees massigen Schenkeln friedlich schnarchte.
»Wäre schön, wenn wir jetzt 'ne Stereoanlage hier hätten«, meinte Spencer van Moot, der, wie eine Mumie in seine Decke gewickelt, so daß nur noch der Kopf herausschaute, im Gras lag. »Ich bin schon ein paar Jährchen älter als ihr. Ich würde jetzt gern ein paar alte Schlager hören.«
»Ich bin sogar älter als der Herr im Himmel persönlich«, grunzte Spermwhale unter seinem Baum hervor. Inzwischen konnte er zumindest wieder seine Finger und Zehen bewegen. »Ich bin schon ganz schön alt«, ließ sich Spencer durch Spermwhales Zwischenruf nicht beirren. »Und ich habe gewisse Dinge noch selbst erlebt, die ihr nur aus Filmen kennt. Wie zum Beispiel die Big-Bands. Als ich jung war, gab es die noch massenweise. Das waren vielleicht Zeiten. Meine Fresse, ich habe die High-School 1952 absolviert. Stellt euch das mal vor.«
»1952 habe ich schon Kulis abgeschlachtet«, brummte Spermwhale dazwischen. »Das soll jetzt nichts gegen dich sein, Francis, versteh mich nicht falsch. Und das war mein zweiter Krieg.«
»Wenn wir jetzt 'ne Anlage hätten, könnten wir auf dem Rasen tanzen«, schwärmte Spencer, seinen Erinnerungen nachhängend.
»Manchmal kannst du ja richtig reizend sein, Spencer«, krächzte Ora Lee Tingle, während sie auf Spencer zukroch und sich auf den in seine Decke eingewickelten Chorknaben legte, so daß dieser verzweifelt nach Luft schnappte.
»Ich hab' 'nen tragbaren Kassettenrecorder«, bot Harald Bloomguard an. »Allerdings sind die Lautsprecher nichts Besonderes.« Spencer van Moot stieg inzwischen unter Ora Lees Last sein Mageninhalt im Hals hoch, so daß diese plötzlich überraschend schnell aufsprang. »Mein Bulle kocht über«, schrie sie und brach in ein hysterisches Gelächter aus.
In diesem Augenblick kam
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