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Die Chorknaben

Die Chorknaben

Titel: Die Chorknaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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klärte Chief Lynch ihn gereizt auf.
    »Ach so! Wirklich großartig, Sir!« jubelte der Adjutant. Von da an las man in den Zeitungen von Los Angeles immer wieder, daß der Polizeichef seine Männer nach Gesichtspunkten des ›territorialen Imperativs‹ einsetzte.

 

    2
    Die Personenzählung
    D eputy Chief Adrian Lynch konnte stundenlang hinter seinem Schreibtisch sitzen, auf den Papierkram vor sich starren, an einer nicht angezündeten Pfeife nuckeln und den Eindruck totaler Überarbeitung erwecken. Das allein hätte jedoch nicht zu seinem Erfolg ausgereicht, wäre er nicht auch die treibende Kraft hinter solchen Projekten wie Teamarbeit und dem Basiswagenplan gewesen, von denen jeder wußte, daß der große Häuptling eine spezielle Vorliebe für sie hatte.
    ›Teamarbeit‹ bedeutete nichts weiter, als in einem bestimmten Funkstreifendistrikt dieselben Männer so oft wie möglich auf Streife zu schicken, wobei diese Beamten nicht nur möglichst häufig ihre Uniform sehen lassen, sondern auch den Detektiven bei ihrer Ermittlungsarbeit behilflich sein sollten. Die Detektive (sie werden inzwischen ›Ermittlungsbeamte‹ genannt) zeigten sich wenig begeistert, daß jüngere Streifenpolizisten plötzlich ihre Nase in Dinge steckten, die eigentlich bislang nur sie etwas angegangen waren. Umgekehrt waren die Streifenpolizisten über einen bestimmten Teil des Basiswagenplans verärgert – das sogenannte Basiswagenplantreffen. Eigentlich gab es niemanden, der diese Einrichtung nicht haßte.
    Diese Treffen fanden in der Regel in einer Schule oder einem Hörsaal innerhalb des Distrikts statt, für den ein bestimmter Streifenwagen zuständig war. Letztlich handelte es sich dabei um nichts anderes als eine Art Kaffeeklatsch, zu dem als zusätzliches Lockmittel noch Krapfen angeboten wurden. Die Krapfen wurden im übrigen von einer großen Firma kostenlos gestellt. Die Männer in der Verwaltungsabteilung der Polizei hätten schwören können, daß die Verbrechensrate zurückging, weil zwei Dutzend einsamer, alter Damen sich bei Kaffee und Kuchen von zwei charmanten, ordentlichen, jungen uniformierten Polizisten hofieren ließen, die es ihrerseits gar nicht erwarten konnten, die alten Damen los zu werden, damit sie Feierabend machen und sich jüngeren Damen widmen konnten. Als Deputy Chief Lynch noch einen Posten als Commander innehatte, ließ er in weiser Voraussicht einen ehrgeizigen jungen Polizisten in sein Büro versetzen, der als Leutnant in Vietnam gedient hatte und als absoluter Könner auf dem Gebiet der Personenzählung galt. Officer Weishart sorgte dafür, daß alle Basiswagentreffen in den Lynch unterstellten Bezirken in Schulen stattfanden, die an dicht bevölkerte Spielplätze angrenzten. Officer Weishart besorgte nun nicht nur Kaffee und Kuchen für die älteren Semester, sondern auch Kekse und Limonade für die Kinder. Auf diese Weise lockte er Hunderte von Kindern von der Straße in die Schule, die dann jedesmal aufs neue mitgezählt wurden. Und zwar, so oft sie kamen und gingen. Sollte sich je jemand die Mühe gemacht haben, Officer Weisharts Statistiken zu Rate zu ziehen, hätte er feststellen müssen, daß die Aulen der einzelnen Schulen etwa die Ausmaße des Stadions von Los Angeles hätten haben müssen, um die dort angegebenen Menschenmassen unterzubringen.
    Aber durch die Teamarbeit und den Basiswagenplan waren eine Menge Arbeitsplätze für Verwaltungsbeamte geschaffen worden. Lieutenants wurden Captains, Captains wurden Commander, und Commander wurden Deputy Chiefs, wobei jeder einzelne über mehr als genügend Zeit verfügte, um sich für die einfachen Polizisten alle möglichen neuen Aufgaben auszudenken, außer Ganoven hinter Schloß und Riegel zu bringen – im übrigen eine Sache, von der die wenigsten der neuen Captains, Commanders und Deputy Chiefs etwas verstanden. Falls Deputy Chief Lynch eine Achillesferse besaß, was seine Beförderung zum Polizeichef betraf, war, daß er ein begieriges Auge auf seine Sekretärin Theda Gunther geworfen hatte. Theda war mit Lieutenant Harry Günther verheiratet, der sich mit jedem Quartal in einen neuen Bezirk versetzt fand, der immer weiter von seinem Heim in Eagle Rock entfernt lag, wodurch seiner Frau mehr und mehr Zeit für Deputy Chief Lynch blieb, der seinerseits wünschte, es gäbe für Lieutenant Günther ein Revier, das sogar noch weiter von der Innenstadt entfernt lag als die West-Valley-Wache.
    Wenn nun die Personenzählung bei den

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