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Die Chorknaben

Die Chorknaben

Titel: Die Chorknaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Basiswagenplantreffen Lynchs größte Leistung auf beruflichem Sektor darstellte, zählte es zu den aufregendsten Dingen in seinem Leben, es mit Theda Günther auf dem Schreibtisch dieses religiösen Fanatikers, Assistent Chief Buster Llewellyn, zu treiben. In der Nacht, als Lynch diesen Vorschlag machte, hatten sie sich in Chinatown einen vergnügten Abend gemacht, und als sie dann um zwei Uhr früh in das Polizeigebäude stolperten, wäre es fast zu einem kleinen Skandal gekommen.
    Offenbar hatte es auf beide Beteiligten einen besonderen Reiz ausgeübt, gerade an solch einem geheiligten Ort möglicherweise ertappt zu werden. In ihren orgiastischen Zuckungen riß Theda Günther Deputy Chief Lynch das Toupet vom Kopf, worauf er instinktiv nach dem dreihundert Dollar teuren Haarteil griff, dabei herausrutschte und zu einem frühzeitigen Erguß kam, der seine Spuren auf der nicht auswechselbaren Schreibtischauflage Lynchs hinterließ, in deren vier Ecken verschiedene religiöse Sinnsprüche geschrieben waren.
    Lynch befürchtete, Llewellyn könnte diese Flecken sofort als das erkennen, was sie waren. Möglicherweise schickte er die Schreibtischauflage ins Labor und betraute irgend so einen Klugscheißer wie zum Beispiel seinen Adjutanten, einen ehemaligen Detektiv, mit der Aufklärung des Falls. Chief Lynch hatte keine Ahnung, was ein ehemaliger Detektiv alles herausfinden konnte.
    Als ihm der Mord im MacArthur-Park zu Ohren kam, hörte sich Deputy Chief Lynch sämtliche Einzelheiten an, einschließlich der Berichte über die fantastisch grausigen Orgien, in die auch Beamte und die üblichen Polizeigroupies verwickelt waren. Er wurde wütender, als ihn je jemand gesehen hatte. Er wollte die Beamten ins Gefängnis werfen lassen. Aufgrund seines Malheurs auf Llewellyns Schreibtisch war er mit den Nerven völlig am Ende. Und obwohl sich Theda Günther drei Wochen lang wie gewohnt mit der ganzen Länge ihres gut proportionierten Körpers an ihm rieb, wenn sie im Büro an ihm vorbeikam, blieb er schlaff wie zu lange gekochte Makkaroni. Mit der Zeit wurde, sie dann sauer und hörte auf, ihn ›mein starker Bär‹ zu nennen.

 

    3
    Unwürdiges Verhalten
    C ommander Hector Moss war ein beliebtes Gesprächsthema, wenn jemand einen ordentlichen Zorn hatte und den verbal an einem höheren Beamten auslassen wollte.
    Der geborene Redner Moss trug immer ein paar Handschellen an seinem Gürtel. Wenn er von einer Belegschaftsversammlung sprach und die Damen, hingerissen von seinem blondgelockten Haar, seinen Erzählungen von Gewalt und Verbrechen lauschten, öffnete sich immer wieder seine Jacke, so daß die Handschellen zum Vorschein kamen. Zuweilen rutschte der rechte Teil seines Jacketts auch so weit zur Seite, daß eine verchromte Smith and Wessen Combat Masterpiece zum Vorschein kam, die an einem schicken Krokogürtel hing, der speziell angefertigt worden war, um die schwere Waffe zu tragen. Seit er vor sechzehn Jahren zum Sergeant befördert worden war, hatte Commander Moss verschiedene Verwaltungsposten eingenommen. Jedenfalls war seine Kanone nie abgefeuert worden. Die Munition war so alt, daß fraglich war, ob sie überhaupt noch abzufeuern gewesen wäre. Seine Schauergeschichten über Gewalt und Verbrechen holte sich Commander Moss aus den Protokollen, die täglich dutzendweise über seinen Schreibtisch wanderten. Und Commander Moss war ein hervorragender Geschichtenerzähler.
    In Wirklichkeit war der MacArthur-Park-Mord ein Gnadengeschenk von Gott. Krisen wirkten auf Hector Moss wie ein Lebenselixier, und er tat nichts lieber, als seine freundschaftlichen Kontakte zu den Medien zu demonstrieren. Außerdem brauchte er dringendst etwas, um sich seine Langeweile zu vertreiben, die aus der Lektüre des Hausorgans Der Revierbote resultierte. Ihm war einiges daran gelegen, sich zu vergewissern, daß das Blatt keine gewichtigeren Informationen enthielt als die Berichte, wer gerade ein Baby bekommen hatte oder gestorben war, oder mindestens ein Foto von einem Verkehrspolizisten auf Urlaub in Mexiko, der grinsend einen toten Fisch präsentierte.
    Nie war in dieser Zeitschrift ein kontroverser Artikel erschienen, in dem die Meinung der gewöhnlichen Polizisten auf der Straße wiedergegeben oder in dem in irgendeiner Weise zum Nachdenken angeregt wurde. Moss pflegte sogar hin und wieder darauf hinzuweisen, daß man sich in acht nehmen müßte, wenn diese Blödhammel doch einmal auf die Idee kämen, sich zu organisieren. Er war ein

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